Aus für die Käfighaltung: Viele niedersächsische Bauern schaffen Legehennen ab - die Umrüstung auf Volieren kostet pro Tier bis zu 20 Euro. Das Angebot an Eiern wird voraussichtlich knapp, die Preise werden steigen.

Hühner unter freiem Himmel, die auf einer Wiese Auslauf haben und Körner picken: Das ist die Idealvorstellung vieler Verbraucher beim Eierkauf. Die Realität sah bisher eher anders aus. Ein Großteil der Hühner war in Legebatterien zusammengepfercht.

Das soll sich ändern: Mit Jahresbeginn hat Deutschland als EU-weiter Vorreiter die Käfighaltung in der Sache verboten. Stattdessen sollen die Hühner in Kleinvolieren zusammenleben. Mindestens 800 Quadratzentimeter Platz pro Huhn bei einer Höhe von 60 Zentimetern müssen den Tieren zur Verfügung stehen - etwas mehr als ein DIN-A-4-Blatt.

Was gut für die Tiere ist, wird für die Landwirte teuer. "Pro Platz kostet uns die Umrüstung 15 bis 20 Euro", sagt der Vorsitzende des niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbands, Wilhelm Hoffrogge aus Dötlingen (Landkreis Oldenburg), der Halter von rund 40 000 Legehennen ist. Bis zu 40 Euro sind es sogar, wenn ein Gebäude neu errichtet werden muss.

Niedersächsische Landwirte sehen sich dabei besonderen Schwierigkeiten gegenüber. "Die neuen Bundesländer fördern die Umrüstung der Ställe", betont Hoffrogge. Hierzulande müssen die Landwirte dagegen selbst sehen, wie sie die Umstellung finanzieren. "Viele kleinere und mittlere Halter geben darum die Legehennenhaltung auf", sagt der Verbandschef.

Deutschlands Verbraucher müssen sich nach Angaben des niedersächsischen Landvolks auf drastische Preiserhöhungen einstellen. Zum einen, weil voraussichtlich weniger Bauern Legehennen halten werden. Außerdem verursachten die alternativen Haltungsformen höhere Produktionskosten als die Käfighaltung.

"Es ist eine dramatische Unterversorgung zu erwarten", sagt Hans-Wilhelm Windhorst vom Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten an der Universität Vechta. Derzeit stünden einem Bedarf von 17 Millionen Tonnen Eiern lediglich 13 Millionen Tonnen in Deutschland produzierte Eier gegenüber. Die Versorgungslücke müsse mit Eiern aus Drittländern gedeckt werden - überwiegend durch Eier aus Käfighaltung.

Das Käfigverbot treffe Deutschland besonders hart, weil es hier schon ab 2009 gelte, in den anderen EU-Ländern dagegen erst ab 2012, sagt Windhorst. Dies sei ein großer Nachteil für die deutschen Bauern, glaubt Hoffrogge. "Die Landwirte in anderen Ländern können sich erst mal ansehen, wie es bei uns so läuft", sagt er. So könnten die Hühnerhalter in anderen Ländern flexibler reagieren - auch auf die Wünsche der Verbraucher.

Diese seien von der neuen Kleinvolierenhaltung noch nicht überzeugt, ist Hoffrogge überzeugt. Das Problem sei, dass sich die Etikettierung nicht ändert. Ob Käfighaltung oder Kleinvoliere, auf dem Ei prangt weiterhin eine "3". Viele Supermärkte hätten die so gekennzeichneten Eier bereits vor einiger Zeit aus dem Sortiment gestrichen, weil die Verbraucher sie nicht kaufen wollten.

Hoffrogge hofft, dass die Verbraucher die Haltung der Hühner in Kleinvolieren akzeptieren und weiter in Deutschland produzierte Eier kaufen.