Der Tierschutzbund kritisiert das Verbot als nicht ausreichend, der Landesverband der Geflügelwirtschaft fürchtet einen Wettbewerbsnachteil.

Dötlingen/Meinersen. Nach dem Aus für Legebatterien wird die Geflügelwirtschaft in Niedersachsen noch Monate brauchen, bis sie die Haltung der Hennen vollständig umgebaut hat. „Es gibt noch eine ganze Reihe von Betrieben in der Umstellungsphase. Diese wird mindestens ein halbes Jahr dauern“, sagte der Präsident des Landesverbandes der Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, in Dötlingen (Kreis Oldenburg) am Dienstag. Seit dem 1. Januar ist das Halten von Hennen in Legebatterien in Deutschland endgültig verboten und damit zwei Jahre früher, als es das EU-Recht verlangt. Der Tierschutzbund kritisiert dieses Verbot als nicht ausreichend. Die großen Betriebe in Niedersachsen stellten meist auf die ebenfalls nicht artgerechten Kleingruppenkäfige um, sagte die Vorsitzende Vera Steder in Meinersen (Kreis Gifhorn). „Die Hühner sind dort auf geringfügig größerem Raum eingesperrt. Sie können dort ihr Gefieder nicht pflegen, sie können nicht aufflattern, und sie können nicht im Sand baden.“ Statt zu fünft oder zu sechst würden nun rund 60 Tiere in einem größeren Käfig sitzen.

Wegen des Verbots ist nach Angaben von Hoffrogge die Zahl der Legehennen in Niedersachsen von rund 13 Millionen auf etwa 9 Millionen gesunken. „Da Hühner nicht von einem Haltungssystem in ein anderes umgestallt werden können, haben sich die Betriebe darauf eingerichtet, dass die Legeperiode mit Ablauf des Jahres 2009 endet", sagte Hoffrogge. „Nach 14 Monaten werden Legehennen im Normalfall geschlachtet.“ Bevor die Betriebe jedoch neue Hühner anschaffen können, müssen sie die neuen Haltungssysteme installieren, die Ställe renovieren und vorher eine Baugenehmigung beantragen. 300 Millionen Euro würden sie landesweit in den Umbau der Ställe investieren. „Das ist eine große finanzielle Belastung“, sagte Hoffrogge. Zumal während der Umstellungsphase die Einnahmen fehlten. „Wir produzieren jetzt schon weniger Eier. Das bekommt auch der Verbraucher zu spüren – die Eier sind teurer geworden.“

Um die Nachfrage bedienen zu können, müssen mehr Eier importiert werden. Mittlerweile stammt jedes zweite Ei aus dem Ausland, vor einiger Zeit war es noch jedes dritte. Dass Deutschland den Ausstieg aus der Batterie-Käfighaltung früher als die anderen EU-Länder eingeführt hat, sieht Hoffrogge deshalb als großen Wettbewerbsnachteil. In Niedersachsen leben nach Angaben der Geflügelwirtschaft 5 Prozent der Legehennen in Bio-, 15 Prozent in Freiland-, 15 Prozent in Kleingruppen- und mit 65 Prozent der Großteil in Bodenhaltung. Auch letztere sieht der Tierschutzbund kritisch. „Die Freilandhaltung ist die einzige artgerechte Haltung“, sagte Steder. „Allerdings muss man dort besondere Zuchtlinien einsetzen, damit es nicht zum Federpicken und anderen Verletzungen kommt.“ Verbrauchern empfiehlt sie ausschließlich Eier aus Bio- oder Freilandhaltung zu kaufen, die mit einer 0 oder 1 markiert sind.