Die größten Sorgenkinder des Konzerns sind Mercedes und die Lkw-Sparte. Gehaltserhöhungen für Führungskräfte fallen aus.

Hamburg. Die gute Nachricht zuerst: Der Autohersteller Daimler will trotz eines massiven Gewinneinbruchs keine Arbeitsplätze streichen. "Es gibt keine Pläne für einen Stellenabbau", sagte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, gestern in Stuttgart bei der Vorlage der Geschäftszahlen.

Allerdings werden sich wegen der anhaltend schlechten Verkaufszahlen 50 000 Mitarbeiter, darunter auch die Beschäftigten in der Achsenfabrik von Daimler in Harburg, auf weitere Kurzarbeit einstellen müssen. Bereits seit Januar hatten zwei Drittel der 2600 Mitarbeiter in dem Zuliefererwerk nur drei oder vier Tage in der Woche gearbeitet. Wie lange die bisher bis März geplante Kurzarbeit ausgedehnt werden soll, dürfte am Freitag entschieden werden, sagte gestern der Hamburger Betriebsratschef Norbert Dehmel dem Abendblatt.

Vor dem Unternehmen liege eine Wegstrecke "voller Hindernisse", stimmte Zetsche gestern in Stuttgart die Belegschaft wie auch die Aktionäre auf schwere Zeiten ein. Das Jahr 2009 werde "weitere erhebliche Belastungen" für den Gewinn bringen, Absatz und Umsatz würden in allen automobilen Geschäftsfeldern sinken. "Aus heutiger Sicht könnte sich die weltweite Pkw-Nachfrage im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um weitere zehn Prozent abschwächen", malte der in Istanbul geborene Ingenieur ein düsteres Bild für die Branche. Auch Finanzchef Bodo Uebber hatte gestern keine besseren Nachrichten: "Niemand kann derzeit sagen, wann die Trendwende eintrifft."

Sicher ist bisher nur, dass das erste Quartal dem Autobauer einen Verlust im operativen Geschäft bescheren wird. Wie weit der Autobauer in die roten Zahlen rutschen werde, wollte Zetsche gestern aber nicht sagen.

Branchenkenner rechnen indes auch für das gesamte laufende Jahr mit einem Minus. "Man muss klar sagen, dass 2009 ein sehr schwieriges Jahr für Daimler wird", sagte Marc Rene Tonn, Analyst bei M.M. Warburg. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler legte den Finger in die Wunden: "Die großen Schwachpunkte für 2009 sind aus meiner Sicht Lkw und Mercedes." Dabei stehen diese beiden Sparten für mehr als drei Viertel der Geschäfte weltweit. Die Gefahr sei "sehr groß", dass Daimler 2009 im Konzern einen Verlust einfahre, warnte der Analyst. Entsprechend gab die Daimler-Aktie gestern um 3,8 Prozent nach.

Das Herzstück der Stuttgarter, die Marke Mercedes, hat es im Januar im wichtigen Markt Deutschland doppelt so hart erwischt wie die gesamte Branche: Mercedes verlor im Vergleich zum Januar 2008 genau 30 Prozent bei den Neuzulassungen, während der Gesamtmarkt nur um 14,2 Prozent fiel, errechnete das Kraftfahrt-Bundesamt. Allerdings stehe die Niederlassung Hamburg mit ihren Verkäufen besser da als andere Mercedes-Autohäuser, sagte der Hamburger Mercedes-Chef Bernd Zierold dem Abendblatt (s. u.).

Weil die Verkäufe bereits 2008 eingebrochen waren und die Beteiligung an Chrysler nochmals mit mehr als drei Milliarden Euro negativ zu Buche schlug, hatte Daimler bereits 2008 einen deutlichen Ertragseinbruch zu verkraften: Der Betriebsgewinn sank um zwei Drittel auf 1,4 Milliarden Euro, nachdem Daimler 2007 mit 8,7 Milliarden Euro noch einen Rekordgewinn erzielte.

Der Umsatz fiel um vier Prozent auf 95,9 Milliarden Euro. Allerdings gibt es beim leidigen Thema Chrysler, die in den USA bereits wiederholt um staatliche Hilfen betteln mussten, Grund zur Hoffnung. Derzeit gebe es neue Gespräche mit dem US-Finanzinvestor Cerberus über einen Kauf der Restbeteiligung, sagte Zetsche. Daimler hatte sich 2007 von 80 Prozent der Chrysler-Aktien getrennt. Bei den neuen Gesprächen mit Cerberus sehe Daimler "Fortschritte", sagte Zetsche, den US-Zeitschriften vor einigen Jahren wegen seiner Verdienste um Chrysler noch "Held von Detroit" nannten.

Ein ähnliches Sparprogramm wie er es damals der US-Sparte Daimlers verordnete wird er jetzt in Stuttgart durchziehen. Sämtliche Budgets würden geprüft. "Alles, was nicht unmittelbar wettbewerbsrelevant ist, stellen wir konsequent zurück", sagte Zetsche. Der Jahresbonus für die Mitarbeiter wurde um etwa die Hälfte auf 1900 Euro zusammengestrichen.

Auch die Geldbörsen der Top-Manager schloss er nicht aus. In der Führungskräfte-Etage fallen in diesem Jahr Gehaltserhöhungen weg.