Die Kurzarbeit in Hamburg ist seit Weihnachten deutlich gestiegen. Innerhalb von drei Wochen erhöhte sich die Zahl der Betroffenen von 2600...

Hamburg. Die Kurzarbeit in Hamburg ist seit Weihnachten deutlich gestiegen. Innerhalb von drei Wochen erhöhte sich die Zahl der Betroffenen von 2600 Beschäftigten Mitte Dezember auf 4800 derzeit. Betroffen sind jetzt 177 Betriebe, während es zuvor 136 waren. "Das ist ein deutlicher Zuwachs", sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Rolf Steil, gestern dem Abendblatt.

Größter Betrieb in Hamburg, für den Kurzarbeit gilt, ist das Daimler-Werk in Harburg. 1300 der 2600 Beschäftigten sind betroffen. Gearbeitet wird im Bereich der Lenksäulen- und Achsenfertigung an vier Tagen in der Woche, in Teilbereichen wurde die Arbeitszeit auf drei Tage reduziert. Kurzarbeit gilt seit Anfang Dezember für das Stahlwerk Arcelor Mittal in Hamburg, Albis Plastik oder die Phönix Compounding Technik. Bei Daimler und für 540 Beschäftigte bei Hydro Aluminium begannen die Einschränkungen zum 1. Januar.

"Das Interesse an Kurzarbeit, um Facharbeiter zu halten ist groß und ernsthaft", sagte Arbeitsagentur-Chef Steil. Thema dabei sei auch, die Zeit für die Weiterbildung von Beschäftigten zu nutzen. "Auch für uns ist die Kurzarbeit das Mittel der Wahl, um durch die Krise zu kommen", sagte Jan Eulen, Bezirksleiter der Chemiegewerkschaft BCE in der Metropolregion Hamburg, dem Abendblatt.

In der Branche sind die Grundstoffchemie sowie Auto- und Bauzulieferer im Kunststoffbereich sowie die Konsumgüterproduzenten von der schwachen Konjunktur betroffen. BASF-Chef Jürgen Hambrecht, bisher nicht als Schwarzseher bekannt, rechnet für 2009 mit dem ersten Produktionsrückgang seit sieben Jahren. "Ein Umsatzminus von ein bis 1,5 Prozent sowie eine um ein bis zwei Prozent niedrigere Produktion sind im Norden realistisch", so Peter Helbron, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes ChemieNord.

Dennoch sei es das Ziel der Unternehmen, ihre Facharbeiter und Ingenieure für die Zeit nach der Krise zu halten. "Keiner weiß jedoch, wie lange sie anhalten wird. Deshalb ist zu befürchten, dass wir an betriebsbedingten Entlassungen nicht vorbeikommen werden", so Helbron.

Für zwei Monate jedoch könne die schwache Auftragslage über flexible Arbeitszeiten, den Abbau von Überstunden und Urlaub abgefedert werden, glaubt der Hauptgeschäftsführer. Dazu kommt die Kurzarbeit, nach deren Möglichkeiten sich seit Ende November immer mehr Firmen erkundigt hätten. So hat auch der insolvente Autozulieferer Stankiewicz seit Anfang Dezember Kurzarbeit angemeldet, außerdem werde bei Honeywell in Glinde über Maßnahmen nachgedacht, so BCE-Bezirksleiter Eulen. Insgesamt arbeiten im Norden 60 000 bis 70 000 Menschen in der Chemie.