Hamburg. Hamburger Abendblatt:

Ihr Vorstandschef Dieter Zetsche hat einen weltweiten Absatzeinbruch verkünden müssen. Wie stark sind Sie betroffen?

Bernd Zierold:

Bisher zum Glück nicht. Im Pkw-Geschäft sind wir gut ins Jahr gestartet. Wir haben im Januar sogar zehn Prozent mehr Neuwagen ausgeliefert als im Vorjahr. Der Auftragsbestand ist auf gleichem Niveau wie 2008. Damals konnten wir den Absatz bereits um fünf Prozent gegenüber 2007 steigern. Aber ich rechne wegen der schlechten Prognosen nicht damit, dass wir mehr Pkw verkaufen werden als im Vorjahr.



Abendblatt:

Die Autorabatte erreichen Rekorde. Als Niederlassung haben sie mehr Möglichkeiten als selbstständige Händler, die ohne den Mutterkonzern im Rücken den Absatz nur zu Lasten des eigenen Gewinns über Rabatte beflügeln können.

Zierold:

Wir haben nicht mehr Spielräume, weil wir bei den Margen den Vertretern gleichgestellt sind. Beim Thema Rabatte sind wir aber auch auf den Zug der Umweltprämie aufgesprungen und erleben eine deutlich höhere Frequenz.



Abendblatt:

Besitzer von betagten Autos greifen wegen 2500 Euro Prämie plötzlich zu einem neuen Mercedes?

Zierold:

Natürlich ist das nicht die Zielgruppe, die eine neue E-Klasse kauft. Die Regeln für die Abwrackprämie schließen auch junge Gebrauchte bis zu einem Alter von 12 Monaten ein, die gegen ein Altauto getauscht werden können. Wir haben Angebote von fast neuen Vorführwagen mit einem Preisvorteil von bis zu 5000 Euro. Nicht nur bei Pkw, sondern besonders bei Nutzfahrzeugen geht es immer mehr um den Preis. Bei Lkw wird um jedes Hundertstel Prozent gefeilscht.



Abendblatt:

Hier müssen sie Zugeständnisse auch wegen massiver Absatzeinbrüche machen?

Zierold:

Ja, wir haben in den vergangenen Monaten bereits Einbrüche im Lkw-Verkauf von 30 Prozent verkraften müssen und die Lage wird nicht besser. Dieses Thema sehe ich wirklich mit großer Anspannung.



Abendblatt:

Auch das Daimlerwerk Harburg fährt derzeit Kurzarbeit...

Zierold:

Ja, die Produktionskürzungen sind für unseren Geschmack allerdings etwas zu stark ausgefallen. Wir haben bei verschiedenen Pkw-Modellen bereits Engpässe und müssen die Kunden warten lassen.



Abendblatt:

Werden Sie trotz der Sparpläne in Hamburg den Personalbestand halten können?

Zierold:

Grundsätzlich ja. Allerdings ersetzen wir die durch Fluktuation frei werdenden Stellen nicht mehr.



Abendblatt:

Investieren Sie weiter, etwa in das Mercedes-Autohaus für rund 100 Millionen Euro in Hamburg, das schon länger geplant ist?

Zierold:

Alle Investitionen liegen zunächst auf Eis, auch in die Mercedes Niederlassung Hamburg.



Bernd Zierold ist seit 2008 neuer Leiter der Mercedes-Niederlassung Hamburg mit 770 Mitarbeitern an fünf Standorten.