Die isländische Regierung hat ihre Absicht bekräftigt, die Auslandsschulden zu begleichen. Eine Äußerung des Staatspräsidenten Grimsson hatte deutsche Sparer schockiert, deren Gelder bei der Pleitebank Kaupthing eingefroren sind: Grimsson hatte sich gegen Entschädigungszahlungen ausgesprochen.

Reykjavik. Islands Regierung hat am Dienstag ihre Absicht bekräftigt, Auslandsschulden nach dem Zusammenbruch der drei größten Banken zu begleichen. Sie reagierte damit auf ein Interview von Staatspräsident Ólafur Grímsson, in dem dieser die Befriedigung deutscher Bankkunden mit dem Geld isländischer Steuerzahler als "nicht vermittelbar" bezeichnet hatte.

In der Erklärung nach einer Kabinettssitzung in Reykjavik hieß es, Island stehe zu den Vereinbarungen vom November mit der EU sowie den vom Bankenzusammenbruch betroffenen Ländern Deutschland, Großbritannien und Niederlande.

Islands früher größte Bank Kaupthing hatte in Deutschland rund 30.000 Anleger mit Guthaben über insgesamt 300 Millionen Euro. Sie verfügt nach eigenen Angaben derzeit über 80 Prozent dieser Mittel für Rückzahlungen in Deutschland selbst. Eine Sprecherin bekräftigte nach den umstrittenen Äußerungen Grímssons, das man alle deutschen Ansprüche voll befriedigen wolle.

Auch das Bundesfinanzministerium hatte bekräftigt, dass man von einer Entschädigung der deutschen Sparer durch die isländische Kaupthing-Bank ausgehe. "Island ist im Rahmen seiner gesetzlichen Einlagensicherung zur Entschädigung der Anleger verpflichtet", erklärte eine Ministeriumssprecherin am Dienstag.

Die Fakten hätten sich nicht geändert. Deutschland sei aber natürlich weiterhin bereit, Island bei der Erfüllung seiner gesetzlichen Verpflichtung im Rahmen eines Darlehensangebot zu unterstützen.

Zuvor hatte sich Islands Staatspräsident Olafur Ragnar Grimsson vehement gegen eine Entschädigung deutscher Sparer durch die Kaupthing-Bank ausgesprochen. "Die Deutschen müssen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben", sagte Grimsson der "Financial Times Deutschland". Vor diesem Hintergrund sei es den isländischen Steuerzahlern nicht zu vermitteln, dass sie jetzt auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten.

Grimsson beschuldigt europäisches Bankensystem

Es sei ungerecht, dass ausländische Anleger erwarteten, dass Island die ganze Last der Finanzkrise trage, sagte das Staatsoberhaupt. "Ich bin überrascht von den Forderungen unserer Freunde im Ausland." Die weltweite Finanzkrise sei nicht allein eine isländische Angelegenheit, fügte Grimsson hinzu. Verantwortlich für den Bankencrash sei vielmehr das europäische Bankensystem, das dringend reformiert werden müsse, sagte Grimsson.

Island stand Anfang Oktober 2008 wegen der weltweiten Finanzkrise kurz vor einer Staatspleite. Die drei größten Banken des Inselstaates, darunter Kaupthing, mussten nach massiven Problemen verstaatlicht werden. Angelockt von hohen Zinsversprechungen hatten etwa 30.000 deutsche Sparer dort insgesamt 330 Millionen Euro angelegt. Seit dem Zusammenbruch der Bank ist dieses Vermögen eingefroren, deutsche Anleger bemühen sich bislang vergeblich um eine Auszahlung.