Die Fronten sind verhärtet: Die Gewerkschaft Transnet spricht von einem “grottenschlechten Angebot“ der Deutschen Bahn. Ein Arbeitskampf wird immer wahrscheinlicher, endgültig entschieden wird aber erst am kommenden Freitag.

Frankfurt. Bei der Bahn drohen kommende Woche Warnstreiks. Die Fronten bei den Tarifverhandlungen sind verhärtet. Die beiden großen Gewerkschaften Transnet und GDBA erneuerten am Freitag ihre Drohung mit baldigen Arbeitsniederlegungen. Sie könnten noch in der kommenden Woche beginnen, sagte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner in Frankfurt.

Formelle Beschlüsse dazu stehen aber noch aus. Aus Sicht der Bahn wären Warnstreiks unverhältnismäßig. "Wir haben das Ziel, friedlich zu einem Ergebnis zu kommen", sagte Personalvorstand Norbert Hansen.

Bei einer Sitzung der gemeinsamen Tarifkommission von Transnet und GDBA sei großer Unmut über die mangelnde Kompromissbereitschaft und Verzögerungen des Arbeitgebers laut geworden, sagte der GDBA-Vize Heinz Fuhrmann. "Der Großteil der Forderungen zur Arbeitszeit liegt seit 2006 vor."

Arbeitszeiten sind ein Knackpunkt

Die Bahn dürfe nicht weiter taktieren. "Wir haben heute verstanden, dass die Leute sehr schnell Ergebnisse haben wollen", sagte Fuhrmann. Hauptkonflikt sind weiterhin Bestimmungen zur Arbeitszeit. Die beiden Gewerkschaften vertreten rund 130.000 Tarifbeschäftigte der Bahn.

Für die 12.000 tarifgebundenen Lokführer verhandelte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auch am Freitag separat. Über Warnstreiks soll nach den Worten von GDL-Chef Claus Weselsky erst nach einer weiteren Verhandlungsrunde am 30. Januar nachgedacht werden.

Die Bahn hat bislang Einkommenserhöhungen um jeweils ein Prozent für die Jahre 2009 und 2010 angeboten sowie Einmalzahlungen abhängig vom Geschäftserfolg des Unternehmens. Transnet und GDBA fordern zehn Prozent mehr Geld, die Lokführergewerkschaft GDL verlangt ein Plus von 6,5 Prozent.

Neben dem "grottenschlechten Angebot" zum Entgelt sei man auch bei den Arbeitszeitregelungen nicht nach vorn gekommen, berichtete Kirchner. Man werde bei diesem Thema von der Bahn seit zwei Jahren hingehalten. Es gehe beispielsweise darum, den Beschäftigten zwölf arbeitsfreie Wochenenden im Jahr zu garantieren. Der Verlauf der Verhandlungen sei alles andere als zielführend gewesen. Er warnte die Bahn davor, auf Zeit zu spielen und drängende Probleme auszusitzen.

"Bahn verdient weiter gut"

Die Tarifforderung nach zehn Prozent mehr Geld sei wegen eines hohen Nachholbedarfs der Bahner und zu erwartetender Rekordgewinne des Konzerns gerechtfertigt, sagte der Transnet-Chef. Nach seinen Informationen werde dem Aufsichtsrat im März ein Vorsteuergewinn von 1,8 Milliarden Euro für 2008 präsentiert. Die Konjunkturkrise greife zwar auch bei der Bahn, es sei aber in vielen Geschäftsbereichen auch weiterhin mit guten Ergebnissen zu rechnen.

Bahn-Personalvorstand und Verhandlungsführer Hansen sagte, der Konzern wolle "ernsthaft versuchen", dass eine Einigung in der nächsten Runde gelingt. Hansen sagte, die Bahn habe ein verbessertes Angebot zu den Arbeitszeitbestimmungen gemacht. Auch beim Einkommen sei der Konzern zu einem Entgegenkommen bereit. Für weitere Verhandlungsrunden sind nach Transnet-Angaben der 28., der 30. und der 31. Januar vorgesehen.