Der Tarifkonflikt bei der Bahn droht zu eskalieren: Die Tarifkommissionen der Gewerkschaften Transnet und GDBA wollen noch am Freitag über mögliche Arbeitskampfmaßnahmen in der kommenden Woche entscheiden. Die GDL verhandelt unterdessen heute erneut mit der Deutschen Bahn.

Frankfurt/Main. Der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn spitzt sich in diesem Jahr ungewöhnlich schnell zu. Nach der zweiten Runde der Tarifverhandlungen ohne Annäherung denken die Gewerkschaften bereits über Warnstreiks nach. Spitzenvertreter der mit dem Konzern verhandelnden Gewerkschaften Transnet und GDBA äußerten sich am Freitag unzufrieden über den Verlauf der Gespräche vom Vortag.

Neben dem "grottenschlechten Angebot" zum Entgelt sei man auch bei den Arbeitszeitregelungen nicht nach vorn gekommen, berichtete der Chef der größten Bahngewerkschaft Transnet, Alexander Kirchner, und drohte mit Arbeitsniederlegungen. Man werde bei diesem Thema von der Bahn seit zwei Jahren hingehalten. "Wenn die Arbeitgeberseite nicht spürbar nachlegt, können wir Warnstreiks nicht ausschließen", sagte Kirchner. Diese sind nach Transnet-Einschätzung schon in der nächsten Woche möglich, obwohl dann weiterverhandelt wird.

Die Gewerkschaften nannten als Termin für die dritte Verhandlungsrunde den 28. Januar, die Bahn hingegen den 30. Januar. In Arbeitsgruppen sollen zwischen Bahn und Gewerkschaften auch in den nächsten Tage Gespräche über Details geführt werden.

Bahn bietet bisher ein Prozent mehr Lohn an

Die Bahn hat bislang Einkommenserhöhungen um jeweils ein Prozent für die Jahre 2009 und 2010 angeboten sowie Einmalzahlungen abhängig vom Geschäftserfolg des Unternehmens. Transnet und GDBA fordern zehn Prozent mehr Geld, die Lokführergewerkschaft GDL verlangt ein Plus von 6,5 Prozent. Die GDL verhandelt separat mit der Bahn für rund 12.000 Lokführer.

Die Friedenspflicht ist nach Darstellung von Transnet in Sachen Arbeitszeit beendet, so dass Warnstreiks jederzeit eine Option seien. Darüber wollte die Tarifkommission der beiden Gewerkschaften entscheiden, die am Vormittag in Frankfurt zusammenkam.

Aus Sicht der Bahn wären Warnstreiks unverhältnismäßig. "Wir haben das Ziel, friedlich zu einem Ergebnis zu kommen", sagte Bahn- Personalvorstand und Verhandlungsführer Norbert Hansen. Die Bahn wolle "ernsthaft versuchen", dass dies in der nächsten Runde gelingt.

Hansen sagte, die Bahn habe ein verbessertes Angebot zu den Arbeitszeitbestimmungen der Bahn-Beschäftigten gemacht. Auch beim Einkommen sei der Konzern zu einem Entgegenkommen bereit. Der Umfang einer Entgelterhöhung werde aber davon abhängen, was neue Regeln zu den Arbeitszeiten kosten.