Deutschland droht laut Bundesbank trotz Turbulenzen in Spanien und Griechenland kein Konjunktureinbruch - wenn die Krise nicht “eskaliert“.
Berlin. Trotz der Turbulenzen um die Euro-Wackelkandidaten Spanien und Griechenland droht Deutschland laut Bundesbank kein Konjunktureinbruch. „Ich gehe davon aus, dass die expansiven Kräfte die Oberhand behalten, wenn die Staatsschuldenkrise im Euro-Gebiet nicht eskaliert“, sagte Bundesbankchef Jens Weidmann am Freitag zur Vorhersage der deutschen Notenbank. Sie prognostiziert für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent und ist damit optimistischer als die Bundesregierung, die in ihrer Frühjahrsprognose nur 0,7 Prozent veranschlagt.
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„Dabei dürfte sich im Jahresverlauf die konjunkturelle Dynamik angesichts einer immer noch soliden Weltwirtschaft und der sehr vorteilhaften Finanzierungsbedingungen verstärken“, erklärte die Bundesbank. 2013 werde sich das Wachstum dann auf 1,6 Prozent beschleunigen.
Die Bundesbank räumt für die Prognose ein „außergewöhnlich hohes Ausmaß an Unsicherheit und Risiken“ ein. Weidmann sieht allerdings keineswegs nur Abwärtsrisiken: „Wenn sich die Verunsicherung schneller legt als wir das im Basisszenario erwarten, dann könnten die sehr vorteilhaften Finanzierungsbedingungen auch eine stärkere expansive Wirkung auf die Binnenwirtschaft entfalten.“
Doch externe Faktoren könnten die positive Prognose auch zur Makulatur machen. Sollte sich zu der erwarteten wirtschaftlichen Schwäche in der Euro-Zone auch ein konjunktureller Dämpfer in Drittländern hinzugesellen, könnte dies die deutsche Volkswirtschaft „empfindlich treffen“. Erhebliche Unsicherheit gehe angesichts der politischen Situation in Griechenland und wegen der Probleme des spanischen Bankensektors auch von der weiteren Entwicklung der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum aus, warnte Weidmann.
Die Bundesbank rechnet zudem damit, dass sich der günstige Trend am Jobmarkt grundsätzlich fortsetzt. Die Zahl der Arbeitslosen werde im Jahresschnitt auf 2,8 Millionen sinken und die Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent zurückgehen. Im kommenden Jahr könne die Quote sogar auf 6,5 Prozent fallen. Auch an der Preisfront erwarten die Frankfurter Notenbanker eine weitere Entspannung: Für 2012 und 2013 rechnen sie mit einer Inflationsrate von 2,1 beziehungsweise 1,6 Prozent. Damit würde sie erst nächstes Jahr wieder unter die Marke von zwei Prozent fallen, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen spricht.