Apple will einen eigenen Dienst anbieten, Google kündigt neue Funktionen seiner Kartendienste an und auch OpenStreetMap geht neue Wege.
Berlin. Ob Landkarten, Stadtpläne oder andere Geo-Dienste fürs Handy: Die digitalen Kartendienste heizen den Wettbewerb der Internet-Branche an. Die Verknüpfung mit Geodaten ermöglicht viele nützliche Anwendungen, wenn das Smartphone seinen eigenen Standort bestimmen kann. Bisher haben vor allem Google , Microsoft und Nokia die Karten für die Apps bereitgestellt – neben dem nichtkommerziellen OpenStreetMap-Projekt. Auch auf iPhone und iPad sind die Google-Karten zu Hause. Viele erwarten aber, dass Apple auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC in der nächsten Woche in San Francisco einen eigenen Dienst vorstellen könnte.
Denn die Karten-Plattformen werden zu einem wesentlichen Bestandteil des Betriebssystems für mobile Geräte. Das iOS von Apple verwendet seit dem ersten iPhone im Jahr 2007 die Google Maps, die zwei Jahre zuvor gestartet wurden. Inzwischen aber sieht Apple den Suchmaschinen-Konzern als Konkurrenz im lukrativen Smartphone-Geschäft – das Google-System Android hat hier Anfang 2011 die Marktführung übernommen. Im März gab es ein erstes Signal für eine Wende bei den Kartendiensten der Apple-Geräte: Die Foto-Software iPhoto setzt auf dem iPad nicht mehr die Google Maps ein, sondern Daten von OpenStreetMap (OSM).
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„iOS ist eine hervorragende Plattform und wir stellen gern die Google Maps dafür bereit“, sagte Google-Manager Brian McClendon am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zur Präsentation neuer Funktionen seiner Kartendienste. Diese seien ein sehr wichtiger Bestandteil für das Geschäftsmodell von Google, vor allem bei der Nutzung mobiler Geräte. „Den Standort des Nutzers zu kennen, verbessert auch die Google-Suche.“
Für Nokia-Vorstandsmitglied Michael Halbherr sind die Kartendienste mit ihrer Antwort auf die Frage „Wo?“ eines von drei Top-Themen bei Smartphones – neben dem „Was?“ mit der Internet-Suche und dem „Wer?“ der persönlichen Kontakte. „Die Ortsdimension wird die Art und Weise verändern, wie man Inhalte im Internet suchen wird“, sagt Halbherr. „Neben den ortszentrischen Anwendungen im engeren Sinne werden auch zentrale Apps für Kontakte, Termine und Fotos mit ortsbezogenen Informationen erweitert.“ Ein weiterer Trend gehe dahin, ortsbezogene Elemente in die Kommunikation einzubauen.
Der langjährige Handy-Weltmarktführer aus Finnland hat bei Smartphones den Anschluss an Android und iOS bislang verpasst, will nun aber zusammen mit Microsoft „das dritte mobile Ökosystem“ errichten. „Unser Partner Microsoft liefert dafür die Kernkompetenz des Betriebssystems, wir stellen die Kartenplattform bereit“, erklärte Halbherr. Die Basis für die Nokia-Kartendienste kommt von der US-Firma Navteq, die 2007 für 8,1 Milliarden Dollar übernommen wurde. Im Zuge der im Februar 2011 vereinbarten Partnerschaft mit Microsoft sind die Bing Maps des Windows-Konzerns mit den Nokia Maps zusammengewachsen. Die Kartenplattform soll auch anderen Unternehmen angeboten werden.
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Der Aufbau eines Kartendienstes erfordert nach einer Schätzung Halbherrs zurzeit Investitionen von rund einer Milliarde Dollar. Dazu gehört nicht zuletzt der Aufbau von Servern, die die Karteninformationen in Millisekunden aufs Handy bringen. Google will die Daten auf Android-Handys jetzt auch offline verfügbar machen - für einzelne Regionen mit einem Datenumfang von jeweils maximal 50 Megabyte.
Alle Kartenplattformen arbeiten laufend an der Verbesserung ihrer Datenbasis. Dazu können auch die Nutzer beitragen. Google hat dafür 2008 die Software Map Maker entwickelt, welche die einfache Erfassung und Übermittlung von Kartendaten ermöglicht. Diese wird nun in zwölf weiteren Ländern eingeführt. Deutschland soll im Sommer folgen.
Das geht schon in die Richtung des „Crowdmappings“ bei OpenStreetMap (OSM): Hier steuern weltweit mehr als 500.000 Freiwillige Geodaten bei, die sie selbst erfasst haben. „Der Datenbestand wächst täglich“, sagt Roland Ramthun von OpenStreetMap Deutschland. „In den Städten haben wir in Deutschland eine nahezu flächendeckende vollständige Abdeckung. Auf dem Land wird es etwas kitzliger.“
International sieht sich OSM bei den Karten in Entwicklungsländern sogar im Vorteil – das sei für die Unternehmen kommerziell nicht interessant genug, erklärt Ramthun. Hier arbeitet das Projekt auch mit Organisationen wie der Weltbank und den Vereinten Nationen zusammen.
Das OSM-Projekt versteht sich als Anbieter freier Geodaten - andere können dann kreativ werden, um damit eigene Kartendienste zu entwickeln. Den Wettbewerb der großen Internet-Unternehmen sieht der Trierer Student Ramthun gelassen: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den kommerziellen Anbietern, weil wir nicht unter dem Druck stehen, Geld verdienen zu müssen.“ Umgekehrt sei das Verhältnis ähnlich entspannt. So habe Google schon einmal mehr als 1000 Dollar für einen neuen Server gespendet.