Wer würde ihm widersprechen? Boris Becker war „drin“ und kann heute ohne das Internet nicht mehr leben. Bekenntnisse eines Dauer-Nutzers von Twitter und Co.
München/Hamburg. „Bin ich schon drin?“ Der berühmteste Satz, der je in Deutschland rund um den Siegeszug des Internets gesprochen wurde. Aufgesagt hat ihn im Auftrag der Werbung (AOL) kein Geringerer als Boris Becker, der 17-jährigste Leimener der Tennisgeschichte. Der inzwischen gealterte (47) und sicher weiser gewordene Tennis-Star hat sich mit dem Satz im Bewusstsein der Deutschen genauso verewigt wie durch seinen Wimbledon-Sieg 1985. Und nun sagt Becker selbstbewusst, wie man ihn kennt: „Ich bin seit 15 Jahren drin. Ich habe vor 15 Jahren das Internet erfunden.“
So seine Worte bei der Verleihung der Best Brands Awards im Bayerischen Hof in München in Anspielung auf seine einstige Werbung für den Internet-Anbieter. Doch Becker hadert auch mit seinem Image in Deutschland. Im Ausland werde er mit als typisch deutsch geltenden Tugenden wie Maßarbeit und Pünktlichkeit in Verbindung gebracht, sagte er im Bayerischen Hof. „Mit all dem werde ich in Deutschland, glaube ich, gerade nicht in Verbindung gebracht.“
Das sei nicht einfach für ihn. „Es tut weh, weil ich gerne der 17-Jährige Leimener war“, sagte Becker, der heute mit seiner Familie in London lebt. „Ich bin heute ein 47-jähriger Europäer.“ Er wisse, dass er unter anderem mit seinen Äußerungen in Online-Netzwerken wie Twitter ab und an für Unruhe sorge. „Ich habe meine Meinung. Die passt manchmal, und manchmal passt sie nicht.“ Ein Leben ohne das Internet könne er sich nicht mehr vorstellen.
Becker hält seinen Schützling, den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic, für einen Intellektuellen. „Er ist ein sogenannter intellektueller Tennisspieler. Er stellt mir manchmal fast zu viele Fragen“, sagte Becker. „Wenn Novak spielt, fühle ich mich, als wenn ich spiele. Wenn er Melbourne gewinnt, habe ich gewonnen“, so Becker, und er fügte hinzu: „Wenn der Spieler oder die Mannschaft gewinnt, dann hat der Spieler oder die Mannschaft das verdient. Wenn der Spieler oder die Mannschaft verliert, dann ist der Trainer schuld. Darum bin ich glücklich, dass er gewonnen hat.“
Becker war auf der Veranstaltung am Mittwochabend als Redner für Wikipedia-Gründer Jimmy Wales eingesprungen.