Ein Kommentar von Björn Jensen
Als im November Dirk Hordorff im Deutschen Tennis-Bund (DTB) zum neuen Vizepräsidenten Leistungssport gewählt wurde, da gab es nicht wenige, die mutmaßten, dass sich Daviscup-Teamchef Carsten Arriens schon einmal nach einer neuen Beschäftigung umschauen könne. Hordorff, ein Mann mit viel Geltungsbedürfnis, werde beim ersten sportlichen Misserfolg alles daransetzen, das Bundestraineramt mit seinen Vertrauten Rainer Schüttler oder Alexander Waske zu besetzen.
Dass es nun aber so schnell gehen würde mit Arriens’ Demission, war dann doch überraschend. Der 45-Jährige hat sicherlich dazu beigetragen, mit seiner Weigerung am Rande der Australian Open das von Hordorff initiierte Versöhnungsgespräch mit Philipp Kohlschreiber zu führen. Mit der deutschen Nummer eins hatte sich der Bundestrainer überworfen, nachdem sich der Augsburger beim Erstrundenmatch 2014 gegen Spanien geweigert hatte, das bedeutungslose Schlusseinzel zu spielen.
Arriens nun jedoch als „Missverständnis“ abzukanzeln, als Trainer, der gegenüber den Topstars zu schwach aufgetreten sei, ist unfair. Immerhin hat er nach dem wiederholten Zwist mit Kohlschreiber, an dessen Launen auch schon sein Vorgänger Patrik Kühnen verzweifelt war, das getan, was die DTB-Spitze gefordert hatte: Er hat ein Team aus Zweite-Reihe-Spielern aufgebaut, das im Viertelfinale in Frankreich erstmals seit Jahren auch als solches auftrat.
Dass nun Kohlschreiber wieder als Heilsbringer zurückkehren soll, zeigt den inkonsequenten Schlingerkurs des Verbands, der das Daviscup-Team in die Bedeutungslosigkeit gestürzt hat. Herausführen kann es tatsächlich nur ein starker Teamchef. Schüttler hat bereits abgelehnt. Der emotionale Waske ist sicherlich ein guter Motivator, aber kein Versöhner. Gleiches gilt für Nicolas Kiefer oder auch Boris Becker. Nein, das deutsche Herrentennis braucht den Mut, frischen Wind aus dem Ausland wehen zu lassen, wenn es den Neustart, der dringend nötig ist, wirklich schaffen will.