Berlin/Frankfurt/Offenbach/Hamburg. Orkanartige Böen fegten mit bis zu 192 km/h über Deutschland. Abendblatt.de informiert über die Ereignisse in den einzelnen Ländern.
Wetterbedingter Ausnahmezustand in nahezu der gesamten Bundesrepublik: Während des Sturmtiefs „Niklas“ sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Zwar flaute der Sturm in der Nacht langsam ab - Bahnreisende müssen sich am Mittwoch aber auf weitere Behinderungen einstellen.
Die meisten Strecken seien zwar frei, sagte Bahnsprecher Achim Stauß im ZDF-„Morgenmagazin“. „Aber wie immer in solchen Fällen muss das Personal neu disponiert werden. Viele Fahrzeuge, viele Lokomotiven sind nicht da, wo sie hingehören.“ Ausfälle werde es sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr geben.
„Niklas“ war einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre. Mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern entwurzelte er am Dienstag vielerorts Bäume, er beschädigte Autos, Häuser und Stromleitungen.
In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden eine Frau und zwei Männer erschlagen, als Bäume auf ihre Autos stürzten. In Sachsen-Anhalt tötete eine umgewehte Mauer einen Mann. Auch in Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. Außerdem gab es mindestens drei Tote bei wetterbedingten Unfällen: Im baden-württembergischen Ostalbkreis starben zwei Männer auf einer schneebedeckten Straße. In Bayern wurde ein Mann bei starkem Hagel auf der Autobahn 95 getötet.
Weiter Behinderungen im Bahnverkehr
Wegen des Orkantiefs "Niklas" kommt es auch am Mittwochmorgen zu Behinderungen im Bahnverkehr. Gesperrt seien noch die Strecken Hannover-Bremen, Wolfsburg-Hannover und München-Rosenheim, teilte die Deutsche Bahn mit. Auf den meisten Strecken seien die Aufräumarbeiten in der Nacht abgeschlossen worden. Der Bahnverkehr wurde zwar in allen Regionen wiederaufgenommen. Viele Züge können aber noch nicht an den normalen Startbahnhöfen eingesetzt werden, weil sie wegen des Unwetters ihre Fahrt frühzeitig beenden mussten.
Der Sturm brachte auch den Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr durcheinander. Bundesweit waren Polizisten und Feuerwehrleute im Dauereinsatz. Auf Straßen und Autobahnen blockierten umgekippte Lastwagen und Anhänger den Verkehr. Am Flughafen in Frankfurt am Main fielen mehr als 180 Starts und Landungen aus. Angesichts der Wetterlage müsse auch für Mittwoch mit Einschränkungen im Flugbetrieb gerechnet werden, sagte ein Sprecher.
Für gestrandete Fahrgäste hatte die Bahn in mehreren Städten Übernachtungszüge bereitgestellt. In der Nacht seien aber viele Oberleitungen repariert worden, erklärte die Bahn. Gesperrt seien vor allem noch die Strecken zwischen Bremen und Hannover sowie zwischen München, Rosenheim und Salzburg. Für diese Verbindungen habe die Bahn auch noch keine Prognose, wann sie wieder befahrbar seien.
Was Verbraucher wissen müssen
Das Orkantief hatte von Westdeutschland aus im Laufe des Dienstags auf den Osten der Republik übergegriffen. Auf der Schiene ging vielerorts nichts mehr. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin ruhte der Regionalverkehr teilweise seit dem Vormittag ganz. In Deutschlands größtem Bundesland Bayern wurde der Fernverkehr am Nachmittag komplett eingestellt. Anderswo rollte der Verkehr stark gedrosselt.
Der Orkan ist zwar aus Deutschland abgezogen, laut Deutschem Wetterdienst bleibt es aber stürmisch: Das Luftdruckgefälle zwischen „Niklas“ über dem südlichen Baltikum und einem Hoch über der Biskaya sei so stark, das auch am Mittwoch in ganz Deutschland mit Sturmböen gerechnet werden müsse, sagte Meteorologe Stefan Bach. In exponierten Berglagen könne es auch wieder Orkanböen geben, allerdings nicht so starke wie am Dienstag.
Schwere Sturmfolgen für die Bahn
„Der Orkan Niklas hat die Bahn mit voller Wucht getroffen“, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß. „Wichtig ist, dass wir zum Osterreiseverkehr ab Donnerstag wieder alles in Schuss haben.“
Doch die Bahn ist mit schweren Sturmfolgen konfrontiert: „Die Sturmschäden vor allem an den Oberleitungen sind so großflächig und erheblich, dass es noch mehrere Tage dauern kann, bis wieder alle Linien bedient werden können“, teilte die Bahn am späten Dienstagabend mit.
Munich Re hat noch keinen Überblick
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat derweil noch keinen Überblick über die Schäden. Dafür sei es noch zu früh, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit.
Rein auf die Stärke bezogen handelte es sich aus Sicht der Munich Re um „kein sehr ungewöhnliches Ereignis“. Der bisher folgenschwerste Wintersturm war „Kyrill“ im Jahr 2007 mit Böen von über 200 km/h: Er richtete 4,2 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Schäden an und schlug bei den Versicherern mit 2,4 Milliarden Euro zu Buche.
Abendblatt.de hält Sie über die Ereignisse zum Sturmtief "Niklas" in den einzelnen Bundesländern auf dem Laufenden:
Baden Württemberg
Zwei Männer sind mit einem Auto auf einer schneebedeckten Straße gegen mehrere Bäume bei Neresheim (Ostalbkreis) geprallt und dabei ums Leben gekommen. Zudem erlitt eine Frau in dem Wagen bei dem Unfall auf der Bundesstraße 466 in der Nacht zum Mittwoch Verletzungen, wie ein Sprecher der Polizei in Aalen am frühen Morgen sagte. „Dort oben liegt noch Schnee, auch wenn der Sturm schon durch ist“, sagte der Sprecher, nachdem am Dienstag das Orkantief „Niklas“ auch in Baden-Württemberg Schäden angerichtet hatte. Die Polizei vermutet deshalb, dass Glätte der Grund dafür war, dass der Wagen von der Straße abkam. Der Fahrer und sein Beifahrer starben an der Unfallstelle, die Mitfahrerin kam verletzt ins Krankenhaus. Genauere Angaben konnte der Sprecher vorerst nicht machen.
In Sandhausen wurde eine Stadiontribüne des örtlichen Fußball-Zweitligisten beschädigt. Während des Spiels gegen Union Berlin am Sonntag (13.30 Uhr) dürfen die Fans Teile der Tribüne daher nicht betreten. Der schwere Sturm habe zu große Schäden hinterlassen, teilte der Verein mit. Betroffen sind die Blöcke D1 bis D3 der Tribüne des Hardtwaldstadions.
"Alle Dauerkarten- und Tageskarten-Inhaber der betroffen Blöcke haben natürlich weiterhin gültige Eintrittskarten für das Spiel", teilte Sandhausen mit. Die Zuschauer werden aber ersatzweise auf einer anderen Tribüne untergebracht.
Bayern
Eine 39-jährige ist bei Dietramszell im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen in ihrem Auto von zwei umstürzenden Bäumen erschlagen worden. Die Fichten krachten wegen des starken Windes am frühen Dienstagabend in einem Waldstück auf ihren Wagen, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr konnte die Frau nur noch tot aus ihrem Fahrzeug bergen.
Der Münchener Hauptbahnhof musste am Dienstagnachmittag gesperrt werden, nachdem starke Sturmböen Dachplatten auf die Gleise wehten. Am Abend wurde die Sperrung teilweise wieder aufgehoben, wie die Bundespolizei mitteilte. Demnach seien die Haupthalle und alle Zugänge zum Hauptbahnhof um 21 Uhr wieder geöffnet worden. Teilbereiche der Bahnsteige müssten aber wegen laufender Arbeiten an den Dachfenstern noch gesperrt bleiben.
Während der Reparaturarbeiten des Technischen Hilfswerkes auf dem Dach wurden alle Fenster einzeln überprüft und defekte Gläser anschließend gekennzeichnet und herausgenommen.
Eine Sperrung des gesamten Einfahrtbereiches und der Haupthalle war zur Gewährleistung der Sicherheit von Reisenden unumgänglich und wurde von Seiten der Bundespolizei in Absprache mit dem Bahnhofsmanagement der Deutschen Bahn sofort vollzogen. Um 16.15 Uhr war der gesamte Bereich der Haupthalle geräumt. Während der Zeit war sie mit rund 100 Beamten im Einsatz.
Am Augsburger Dom hat "Niklas" Schäden von mehreren tausend Euro angerichtet. Die komplette Kupferverschalung am Nordturm der Kathedrale sei abgerissen worden, sagte Dommesner Helmut Kellerer am Mittwoch. Der Schaden werde gegenwärtig untersucht, die Reparatur könne eine "größere Maßnahme" erforderlich machen.
Der Sturm hatte am Dienstag allein im Bistum Augsburg mindestens ein Dutzend Gotteshäuser beschädigt. Am Dom der schwäbischen Diözese rissen in einer Höhe von 50 Metern Kupferplatten ab. Der Nordeingang der Kirche musste geschlossen werden. Er werde aber am Mittwochnachmittag wieder geöffnet, sagte Kellerer. Die Schäden würden zunächst provisorisch behoben. Auch an zwei weiteren Augsburger Kirchen fielen Ziegel vom Dach.
Derweil haben Sturm, Neuschnee und milde Temperaturen in tieferen Gebieten die Lawinengefahr in den Alpen in die Höhe getrieben. In Bayern war sie am Mittwoch bei Stufe drei erheblich. In der Silvretta, den Zillertaler, den Ötztaler und den Stubaier Alpen gab der österreichische Lawinenwarndienst die vierte Warnstufe auf der fünfteiligen Skala aus. Ähnlich war die Lage in Südtirol.
„Der Wind ist der Baumeister der Lawinen“, sagte der Sprecher des Deutschen Alpenvereins, Thomas Bucher. In mittleren Lagen ist laut Lawinenwarndienst Bayern bei milden Temperaturen auch damit zu rechnen, dass sich Nassschneelawinen selbst auslösen. Vor allem im Süden soll das Wetter an den Ostertagen besser werden. „Diese Kombination ist kritisch: Lawinengefahr, besser werdendes Wetter - und Feiertage“, warnt Bucher. Dann könnten sich Unfälle häufen.
Berlin
Nach zehn Stunden hat die Feuerwehr in Berlin den Ausnahmezustand wegen des Sturmtiefs „Niklas“ wieder aufgehoben. Der Schritt erfolgte am Mittwochmorgen um 0.30 Uhr. In der Zeit des Ausnahmezustandes wurden 1127 Einsätze gezählt. Den Angaben der Feuerwehr zufolge gab es vier Verletzte, vor allem durch umgestürzte Bäume. Der Fernverkehr war ebenfalls betroffen, die Strecken Berlin und Hamburg sowie Hannover und Braunschweig wurden nicht bedient. Die Bahn hatte für „gestrandete“ Fahrgäste am Berliner Hauptbahnhof einen „Übernachtungszug“ geparkt. Er sei gut genutzt worden.
Die Berliner S-Bahn fuhr am Mittwochmorgen seit Betriebsbeginn wieder. Es komme aber nach wie vor zu Zugausfällen oder Verspätungen. Am Dienstag waren zahlreiche Züge ausgefallen. Wegen der gedrosselten Geschwindigkeit der Züge kam es flächendeckend zu Verspätungen. Auf dem Flughafen Berlin-Tegel wurden 30 Flüge gestrichen, weitere 60 waren verspätet.
In der Hauptstadt wurden vier Menschen verletzt, die Feuerwehr rief dort den Ausnahmezustand aus. Nach Angaben eines Sprechers gab es am Dienstag rund 900 wetterbedingte Einsätze. Neben der Berufsfeuerwehr wurden rund 400 Einsatzkräfte freiwilliger Feuerwehren alarmiert. Die Deutsche Bahn sperrte mehrere Fernverkehrsstrecken. Auch bei der S-Bahn und im Flugverkehr kam es zu Behinderungen.
Ein Mann wurde am Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain von einem umstürzenden Baum getroffen, berichtete der Feuerwehrsprecher. Der Zustand des Verletzten war zunächst unbekannt. In Charlottenburg wurde eine Frau am Reichweindamm ebenfalls von einem Baum getroffen und an der Schulter verletzt, wie der Sprecher weiter mitteilte. Am Ernst-Reuter-Platz verletzte sich eine ältere Frau leicht, als sie von einer Windböe umgestoßen wurde. Auch in der Seestraße in Wedding kippte ein Baum um. Dabei erlitt ein Fußgänger leichte Verletzungen.
Brandenburg
In Brandenburg wurde laut Polizei niemand verletzt. Die Witterung führte aber zu mehr als 300 Einsätzen mit Schwerpunkt Westbrandenburg. Auf den Sturm waren 56 Verkehrsunfälle zurückzuführen, es gab elf Verletzte.
Besonders betroffen war der Bahnverkehr. Die Regionalbahnen in Brandenburg fuhren von Dienstagabend an nicht mehr. Erst nach Mitternacht wurde der Verkehr wieder aufgenommen. Auch am Tag werde es noch zu Verspätungen kommen, hieß es.
Hamburg
In der Hansestadt wurden Böen mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern gemessen. Der Metronom zwischen Hamburg und Bremen stellte den Betrieb ein. In Hamburg war der U- und S-Bahn-Verkehr wegen umgestürzter Bäume auf den Gleisen behindert. Am Hamburger Flughafen fielen 36 Flüge nach und 27 ab Hamburg aus. Zahlreiche Passagiere in den Terminals suchten nach einer alternativen Reisemöglichkeit oder einem Hotel, wie eine Flughafensprecherin sagte.
Mehrere Bäume stürzten auf die Hochbahnlinie U1 zwischen Volksdorf und Großhansdorf sowie zwischen Volksdorf und Berne. Ein Zug habe noch rechtzeitig bremsen können, als eine Sturmböe einen ersten Baum in der Nähe von Ahrensburg-West umriss, wie eine Hochbahnsprecherin sagte. Es wurde ein Busersatzverkehr eingerichtet. Der Verkehr auf der U1 nördlich von Farmsen sollte erst am Mittwoch wieder aufgenommen werden. Ein Gleis der S-Bahn zwischen Harburg und Neugraben war wegen eines Astes vorübergehend blockiert.
Ein für das Hamburger Elbegebiet erwartete Hochwasser fiel in der Nacht zu Mittwoch niedriger aus als befürchtet. Das Wasser am Fischmarkt in St. Pauli schwappte bis zum frühen Mittwochmorgen nicht wie erwartet über die Kaikante. Zuletzt hatten im Januar die Sturmtiefs „Elon“ und „Felix“ für mehrere Sturmfluten an der Nordseeküste und im Elbegebiet gesorgt.
Hessen
Der Orkan „Niklas“ hat am Dienstagabend zahlreiche Reisende auf Bahnhöfen stranden lassen. Betroffen seien mehrere hundert Fahrgäste in Kassel, sagte eine Bahnsprecherin und bestätigte entsprechende Medienberichte. Auch in Fulda saßen demnach Reisende fest, weil in Richtung Norden und Berlin Züge ausfielen. Die Bahn stellte in Kassel einen ICE zur Verfügung, in dem die Gestrandeten übernachten können. In Fulda stand der Sprecherin zufolge ein IC bereit. Es sei noch unklar, wann es für die Reisenden weitergeht. „Niklas“ hatte am Dienstag auch in Hessen vielerorts Schäden angerichtet. Landesweit rückten Helfer zu zahlreichen Einsätzen aus.
Im Raum Kassel wurde am Dienstagabend ein Straßenbahnfahrer durch den Sturm verletzt. Der 45-Jährige fuhr mit seiner Bahn gegen Teile eines Baumes, der wegen des starken Windes offenbar kurz zuvor auf die Gleise gestürzt war. Das teilte die Polizei in der Nacht mit. Die Frontscheibe der Bahn wurde dabei eingedrückt. Der Fahrer erlitt Verletzungen im Gesicht und kam ins Krankenhaus. Von den zehn Fahrgästen wurde niemand verletzt.
Die Bahn war auf der Linie 4 auf der Strecke zwischen Hessisch Lichtenau-Fürstenhagen (Werra-Meißner-Kreis) und Helsa-Eschenstruth (Kreis Kassel) unterwegs gewesen. Auch die Oberleitung wurde beschädigt, die Bahnstrecke blieb deshalb vorerst gesperrt.
Auf einem Campingplatz in Bad Karlshafen (Kreis Kassel) wurden am Dienstagabend mehrere Campingwagen umgeworfen. Dabei wurde eine 34 Jahre alte Frau schwer verletzt, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Durch den starken Sturm waren mehrere Wohnwagen umgeweht oder zur Seite geschoben worden. Eine Familie verließ ihren Wagen, als der Wind immer heftiger wurde. Dabei stürzte die 34-jährige Mutter. Sie wurde zwischen zwei Campingwagen eingeklemmt und erlitt einen Beckenbruch, starke Prellungen und Schürfwunden. Ihr 32-jähriger Partner sowie ihre 13 Jahre alte Tochter wurden leicht verletzt.
Mecklenburg-Vorpommern
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sollte der Sturm in der Nacht weiter in Richtung Mecklenburg-Vorpommern und südliche Ostsee ziehen.
Im Nordosten wurden wie auch in Hamburg Windkraftanlagen ausgeschaltet, um zu verhindern, dass zu viel Strom produziert wird, wie ein Sprecher des überregionalen Stromtrassenbetreibers 50Hertz in Berlin sagte.
Im Schweriner Ziegelinnensee sank am Dienstagabend ein Sportboot, wie die Wasserschutzpolizeiinspektion am Mittwochmorgen mitteilte. Das fünf Meter lange Boot sei an der Spundwand festgemacht gewesen, wegen des Sturmes vermutlich vollgeschlagen und anschließend gesunken. Betriebsstoffe seien nicht ausgelaufen. Die Bergung solle in den nächsten Tagen erfolgen.
Niedersachsen und Bremen
Nach dem Durchzug des Sturmtiefs „Niklas“ hat sich die Lage in Niedersachsen und Bremen beruhigt. Am Mittwochmorgen nahm die Bahn den Betrieb wieder auf. Ein Großteil der Verbindungen sei freigegeben, teilte ein Sprecher mit. „Die Aufräumarbeiten sind soweit abgeschlossen. Es kann trotzdem zu vereinzelten Verspätungen und Zugausfällen kommen.“ Nur die Strecken Bremen-Hannover und Wolfsburg-Hannover sollten zunächst gesperrt bleiben.
An vielen Bahnhöfen waren Reisende am Dienstag gestrandet und konnten ihre Ziele nicht mehr erreichen. Für sie wurden in Hannover und Bremen Züge zum Übernachten bereitgestellt. Die Fahrgäste werden dabei von Angestellten der Deutschen Bahn betreut.
So wütet Sturm „Niklas“ im Norden
Der Sturm hatte an vielen Orten Bäume umgerissen, Oberleitungen beschädigt und Dächer teilweise abgedeckt. Verletzte gab es vor allem bei wetterbedingten Verkehrsunfällen. Leere Lastwagen stürzten um oder wurden in den Gegenverkehr gedrückt. Mehrere Züge wurden durch umgestürzte Bäume beschädigt. Hunderte Feuerwehrleute rückten immer wieder aus, um Gefahren zu beseitigen oder Menschen aus Gefahr zu retten.
Zu einer größeren Kollision kam es bei Diepholz. Hier prallte ein Lastwagen gegen einen Reisebus mit Grundschulkindern. Auch hier war der Wind die Ursache. Fünf Kinder und eine Erzieherin wurden leicht verletzt. Der Busfahrer und zwei Insassen des Lastwagens kamen ins Krankenhaus.
In Emden wurde beinahe das Dach eines Hochhauses abgedeckt. Die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr musste am Dienstag beschädigte Teile entfernen und abseilen. Die übrige Fläche des Dachs wurde nach Angaben der Feuerwehr vom Mittwoch mit 110 Sandsäcken beschwert. Auch ein Hallendach und das Dach einer Schule mussten von den Einsatzkräften gesichert werden. Insgesamt wurden 28 Einsätze gezählt.
Im Landkreis Lüneburg und in Dassel (Landkreis Northeim) kam es zu Stromausfällen. Dort war ein Baumj auf ein Umspannwerk gefallen. In Hannover blieb der Zoo aus Sicherheitsgründen geschlossen, und auch das Bremer Volksfest Osterwiese konnte am Dienstag nicht öffnen.
Im Kreis Stade landeten unter anderem ein Trampolin, ein Dixi-Klo und mehrere Verkehrsschilder auf Straßen.
Die ostfriesischen Inseln und Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland waren nicht oder nur eingeschränkt erreichbar, weil die Schiffe zur Sicherheit in den Häfen blieben.
In Niedersachsen wollte die Bahn am Mittwochmorgen das Weiterziehen des Sturms abwarten und dann die Gleise und Überleitungen auf Schäden oder umgestürzte Bäume kontrollieren. Erst dann sollten die Züge wieder fahren.
Nordrhein-Westfalen
Im schwer von „Niklas“ getroffenen Nordrhein-Westfalen wurden am Mittwochvormittag alle Bahnstrecken wieder freigegeben. An einzelnen Stellen beseitigte die Bahn auch am Mittwoch noch Unwetterschäden.
Am Dienstag hatte das Sturmtief „Niklas“ den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen fast vollständig zum Stillstand gebracht. Zehntausende strandeten an den Bahnhöfen, mussten ausweichen auf Taxis, Mitfahrgelegenheiten oder eine Übernachtung im Hotel.
Den stundenlangen Stopp des regionalen Bahnverkehrs verteidigte die Bahn als notwendig. „Beim Nahverkehr war ein sinnvoller Betrieb nicht möglich“, sagte eine Sprecherin am Mittwoch in Düsseldorf. Es habe wegen des Sturms viele Störungen im Schienennetz gegeben. Die Entscheidung habe auch einen Sicherheitsaspekt, denn Reisende seien in den Bahnhöfen viel besser zu betreuen als etwa in einem Zug auf freier Strecke. Arbeitstrupps seien sofort losgefahren und hätten auch in der Nacht noch Schäden beseitigt.
Nach Bahnangaben spielten auch die Erfahrungen mit dem Sturm Ela im vergangenen Sommer eine Rolle. Zuletzt hatte die Bahn in NRW während des Orkans Kyrill 2007 den Schienenverkehr zeitweise gestoppt. Züge des Fernverkehrs waren am Dienstag auch gestört, aber teilweise unterwegs. Allerdings waren Fernverbindungen, die sonst über den Knotenpunkt Duisburg fahren, weiträumig über Wuppertal und Hagen umgeleitet worden.
Im Kreis Euskirchen flog am Dienstag ein Trampolin auf eine Straße, die daraufhin gesperrt werden musste, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Auch In Bergisch Gladbach hob ein Trampolin ab und landete unsanft auf einem geparkten Auto. Und auch in Heiligenhaus im Kreis Mettmann wurde ein großes Trampolin in einen Gartenzaun geweht. Im ostwestfälsichen Niederntudorf musste die Feuerwehr ebenfalls ein umherfliegendes Trampolin einfangen. Nicht zuletzt sorgte in Porta Westfalica am Dienstagmorgen ein umherwehendes Trampolin auf einer Straße für Gefahr.
Bei den Einsatzkräften hat sich die Lage in der Nacht entspannt. In Köln und Bonn meldete die Polizei noch einzelne umgestürzte Bäume und heruntergefallene Dachziegel. In der Innenstadt von Grevenbroich bei Düsseldorf drohte am Dienstagabend eine große Kupferplatte von einem Haus zu fallen. Höhenretter der Feuerwehr zerschnitten die Platte in Einzelteile und ließen die Stücke zu Boden.
Sturmtief „Niklas“ ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen in der Nacht in Richtung Osten gezogen. Auch am Mittwoch seien jedoch Sturmböen möglich, sagte DWD-Meteorologin Maria Hafenrichter. Einzelne Windböen könnten bis zu 85 Kilometer pro Stunde schnell sein. „Das hat aber nicht mehr die Stärke von gestern“, sagte Hafenrichter. Am Dienstag war auf dem Kahlen Asten eine Windgeschwindigkeit von knapp 116 Stundenkilometern gemessen worden. Zum Wind kommt am Mittwoch eine Mischung aus Schnee, Graupel und Regen, vor allem in Westfalen. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf und neun Grad.
Rheinland-Pfalz
In der Nähe von Montabaur starben nach Angaben der Polizei zwei Angestellte der Straßenmeisterei, als ihr Dienstfahrzeug auf einer Landstraße von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Die Männer konnten nur noch tot geborgen werden.
Schleswig-Holstein
Mit Windgeschwindigkeiten von weit mehr als 100 Stundenkilometern hat Sturmtief „Niklas“ den Norden durchgeschüttelt und den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr Dauerstress beschert.
In Schleswig-Holstein zählten die Leitstellen Hunderte Einsätze - allein im Bereich der Regionalleitstelle West in Elmshorn rund 350. Es seien etliche Bäume auf Straßen, Häuser und Oberleitungen gestürzt, hieß es bei den Einsatzzentralen. Es sei aber niemand ernsthaft verletzt worden. Lediglich in Bargteheide (Kreis Stormarn) erlitt ein Radfahrer leichte Verletzungen, als ein Baum umstürzte.
Am Dienstagabend beruhigte sich die Wettersituation. „Hier ist wieder alles auf Grün“, sagte ein Polizeisprecher in Elmshorn. „Der Höhepunkt ist überschritten“, bestätigte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes in Hamburg. Die Unwetterwarnung wurde aufgehoben. Zuvor war „Niklas“ in Böen mit 122 Stundenkilometern etwa in St. Peter-Ording über die Küste gefegt.
Im Bahn-, Schiffs- und Flugverkehr gab es erhebliche Störungen. Die Bahn senkte aus Sicherheitsgründen das Tempo im Nah- und Fernverkehr auf 80 Stundenkilometer, in Waldgebieten sogar auf 40. Der Sylt-Shuttle fuhr seit dem Morgen nur mit Einschränkungen, Wohnmobile, Gefahrguttransporter oder Wagen mit Aufbauten wurden nicht mehr transportiert.
Wegen eines auf die Oberleitung gestürzten Baumes musste am frühen Abend ein mit 400 Passagieren besetzter ICE auf freier Strecke zwischen Reinbek und Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) eine Notbremsung einleiten. Ein Reisender wurde dabei leicht verletzt, teilte die Bundespolizei in Kiel mit. Die Passagiere mussten knapp vier Stunden ausharren, bevor der Zug mit einer Diesellok gegen 22.00 Uhr in den Bahnhof von Schwarzenbek geschleppt werden konnte. Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin wurde in beide Richtungen gesperrt.
„Niklas“ brachte auch die Fahrpläne der Fähren an der Nordseeküste durcheinander. Die Schiffe von und zu den Nordfriesischen Inseln und Halligen blieben in den Häfen. Auch die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen stellte den Betrieb ein. Die Fährverbindung zwischen Helgoland und dem niedersächsischen Cuxhaven fiel bis einschließlich Mittwoch ebenfalls dem Sturmtief zum Opfer.
Der Bahnverkehr zwischen Elmshorn und Tornesch (Kreis Pinneberg) war für zwei Stunden gestört. Es lagen Äste auf den Gleisen, wie ein Bahnsprecher sagte. Betroffen war auch der Fernverkehr zwischen Hamburg und Kiel sowie zur Westküste. Auch die Nordbahn meldete umgestürzte Bäume bei Aukrug zwischen Neumünster und Heide sowie auf den AKN-Strecken A1 bei Quickborn und A2 bei Friedrichsgarbe. Auf den Linien zwischen Itzehoe und Hamburg Hauptbahnhof sowie Itzehoe/Wrist und Hamburg-Altona wurde der Verkehr am Abend ganz eingestellt.
Auch den Autofahrern blieben Behinderungen nicht erspart. Auf der A7 bei Neumünster ragte nach Angaben der Autobahnpolizei ein umgestürzter Baum auf die Fahrbahn. Richtung Süden staute sich der Verkehr ab dem Bordesholmer Dreieck. An Baustellen kam es immer wieder zu Stockungen, weil Schilder auf die Fahrbahn geweht wurden.
Bereits am Montag hatte "Niklas"' Vorgänger "Mike" auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck mit einer Windböe ein Trampolin auf die Gleise geweht. Mitarbeiter der Bahn konnten das Trampolin aber schnell von der Strecke entfernen, bevor es zu Behinderungen kam.
Auch der Zirkus „Roncalli“ ist indes Opfer des Sturmtiefs geworden. Die für Donnerstag geplante Premiere in Kiel müsse auf Sonnabend verschoben werden, sagte Pressesprecher Pascal Raviol am Mittwoch. Der Wind habe einen rechtzeitigen Aufbau des Zeltes unmöglich gemacht. „Es ist das erste Mal in der Geschichte von "Roncalli", dass wir eine Premiere absagen müssen.“
Normalerweise hätte das Zelt am Dienstag stehen sollen. Da weitere starke Böen angekündigt seien, könne ein Aufbau nicht pünktlich bewerkstelligt werden. „Da geht die Sicherheit vor“, sagte Raviol. „Das ist ein Schlag für uns.“ Zur Premiere seien 1500 Gäste geladen worden, darunter Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Wer Karten für Donnerstag gekauft hat, könne sie umtauschen, sagte der Sprecher.
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt wurde ein Hausbesitzer von einer umstürzenden Betonmauer erschlagen.
Thüringen
Ein Baum ist in Weimar auf eine Mutter und ihre zwei Töchter gestürzt. Eines der Mädchen wurde dabei am Dienstag während des schweren Sturms „Niklas“ schwer verletzt. Ihre Schwester und die Mutter erlitten leichte Verletzungen, wie eine Sprecherin der Polizei in Weimar am frühen Mittwochmorgen sagte. Die Mutter war mit ihren neun- und achtjährigen Töchtern auf einem Gehweg unterwegs, als der etwa zehn Meter hohe Baum umkippte. Das neun Jahre alte Mädchen sei noch in der Klinik, sagte die Polizeisprecherin. (HA/dpa/rtr/afp/kna)