Hamburg. Ein 63-Jähriger wurde von einem Scheunentor erschlagen. In Teilen des Nordens war “Niklas“ der schwerste Sturm seit 25 Jahren.

Im bundesweiten Vergleich ist Hamburg nach ersten Erkenntnissen zwar vergleichsweise glimpflich davon gekommen, doch auch in der Hansestadt sowie der Metropolregion hat das schwere Sturmtief "Niklas" seit Dienstagmorgen heftig gewütet. Ein trauriger Fall wurde erst am Mittwoch bekannt: Im Kreis Diepholz ist am Dienstag ein Mann durch den Sturm ums Leben gekommen.

Alleine in Hamburg musste die Feuerwehr Stand Mittwochmorgen, 7 Uhr, insgesamt fast 800 Mal wegen des Sturms ausrücken, die Polizei registrierte 536 Einsätze. Die meisten Notrufe gingen zwischen 17 und 20 Uhr ein.

Der Dom hatte am Dienstag vorsichtshalber geschlossen, an der Elbphilharmonie verselbstständigte sich ein 30 Meter hohes Baugerüst und peitschte in die Elbe. Für die Autobahnen im Norden liefen im Minutentakt Warnungen über auf die Fahrbahnen geflogene Gegenstände ein. Der Bahnverkehr war ebenso beeinträchtigt, darunter eine Sperrung der Hamburger U 1 sowie ein Ausfall des Metronoms zwischen Hamburg und Bremen.

Lustige Niklas-Tweets

Am Dienstagmorgen waren in Fuhlsbüttel Windgeschwindigkeiten von 84 km/h gemessen worden, das gab es zuletzt an einem 31. März in Hamburg anno 1961. Am Mittwoch soll die Hansestadt ein heftiger Nordwestwind ereilen, der erneut Sturmstärke erreichen kann.

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Mann stirbt bei Sturm im Kreis Diepholz

16:14 Uhr: In der Spaldingstraße drohte ein etwa 300 Quadratmeter großes Flachdach eines viergeschossigen Gebäudes auf die Straße zu stürzen. Die Feuerwehr ist mit einem Kran und weiteren Kräften im Einsatz. Das Dach wurde mit Sandsäcken gesichert. Die Spaldingstraße wurde gesperrt.

13.38 Uhr: Ein 63-Jähriger ist im Norden beim Sturm „Niklas“ ums Leben gekommen. Der Mann wurde in Twistringen (Kreis Diepholz) von einem Scheunentor erfasst und darunter begraben. Starke Böen hätten das Tor aus der Aufhängung gelöst, teilt die Polizei mit. Der Mann starb bei der Tragödie am Dienstag noch an der Unfallstelle.

Aufräumarbeiten im Norden

13.27 Uhr: Am Tag nach dem Sturm rücken die Feuerwehren in Hamburg und im südlichen Schleswig-Holstein zu Dutzenden Aufräum-Einsätzen aus. Vor allem umgestürzte Bäume hätten geräumt werden müssen, sagte Hamburgs Feuerwehrsprecher Hendrik Frese.

Weiter Verzögerung bei der Bahn

13.25 Uhr: Wer mit der Bahn in die Ferne fahren wollte, brauchte auch am Mittwoch Geduld. Weil einige Züge in der Nacht sturmbedingt gestoppt worden waren, verspäteten sich Abfahrten.

Einige Fähren fahren wieder

13.18 Uhr: Die Lage im Schiffsverkehr entspannt sich zusehends. Bei blauem Himmel und Sonnenschein fuhren im Wattenmeer ein Teil der Fähren wieder und verbanden die Nordfriesischen Inseln und Halligen mit dem Festland. Die Fährverbindungen zwischen Helgoland und Büsum beziehungsweise dem niedersächsischen Cuxhaven fielen jedoch wegen des stürmischen Wetters weiterhin aus. Auch die Fahrten zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk fanden nicht statt. Einschränkungen gab es am Mittwoch beim Sylt-Shuttle, der wegen weiterhin kräftigen Windes nur noch Pkw und beladene Lastwagen mitnimmt.

Wälder bis weit nach Ostern meiden

13.15 Uhr: Hamburgs oberste Forstbehörde ruft dazu auf, die Wälder in der Stadt und im Umland bis Freitag nach Ostern zu meiden. Schiefstehende Bäume und lose Äste könnten auch ohne weitere Windeinwirkung herabstürzen.

Feuerwehr weiter mit Sturm-Folgen beschäftigt

12.22 Uhr: Nach dem Durchzug des Sturms hatte die Hamburger Feuerwehr am Mittwoch noch rund 50 wetterbedingte Einsätze. Vor allem umgestürzte Bäume hätten geräumt werden müssen, sagt Feuerwehrsprecher Hendrik Frese.

Stundenlanges Tauziehen um losgerissenen Frachter

12.08 Uhr: Orkanartiger Wind hat am Dienstag einen Frachter von der Pier im Emder Hafen losgerissen. Der 200 Meter lange Autotransporter unter der Flagge Panamas hatte nach dem Bruch aller neun Befestigungstrossen keine Landverbindung mehr. Bevor Schlepper das Schiff nach stundenlangem Tauziehen sichern konnten, schlug das Heck nach Angaben der Wasserschutzpolizei mehrmals mit großer Kraft auf die Pier. An der Steuerbordseite entstand ein 30 Zentimeter großer Riss, auch die Pier wurde beschädigt.

Die Feuerwehr Pinneberg zieht eine erste "Niklas"-Bilanz

12.07 Uhr: Den Feuerwehren im Kreis Pinneberg hat der Sturm viel Arbeit beschert. Es gab 238 Einsätze für die ehrenamtlichen Kräfte. Damit liegt die Zahl der Einsätze höher als im Dezember 2013 bei Sturmtief "Xaver" (209 Einsätze). Am meisten beschäftigten die Feuerwehr dabei umgestürzte oder abgebrochene Bäume. Mehrfach waren auch die Gleise der Deutschen Bahn auf der Strecken zwischen Hamburg und Neumünster betroffen, aber auch die AKN-Strecke in Hasloh und Quickborn.

Dom ist heute wieder geöffnet

11.55 Uhr: Gute Nachricht für alle Dom-Fans und vor allem für Kinder: Nachdem das Volksfest am Dienstag wegen der schweren Böen aus Sicherheitsgründen geschlossen blieb, beschloss die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation gerade:

Warnstreiks bei der Post
Warnstreiks bei der Post © Lukas Schulze

Sturm behindert zusammen mit Streik Postzustellung

11.35 Uhr: Bei der Deutschen Post DHL verzögern nicht nur die Warnstreiks die Zustellung von Briefen und Paketen. Auch „Niklas“ habe zu Beeinträchtigungen bei der Zustellung geführt, sagt ein Post-Sprecher. Unter anderem sei der Parcel Intercity, ein Pakettransportzug der Post, von München nach Hamburg durch die Bahn komplett abgesagt worden. Die Post hatte am Morgen nach Angaben des Sprechers noch keinen genauen Überblick darüber, wie viele Beschäftigte im Ausstand waren und welche Mengen an Briefen und Paketen zunächst liegen blieben.

„Roncalli“-Premiere in Kiel wegen Sturms verschoben

10.59 Uhr: Auch der Zirkus wird Opfer des Sturmtiefs „Niklas“. Die für Donnerstag geplante Premiere in Kiel müsse auf Sonnabend verschoben werden, sagt Pressesprecher Pascal Raviol. Der Wind habe einen rechtzeitigen Aufbau des Zeltes unmöglich gemacht. „Es ist das erste Mal in der Geschichte von "Roncalli", dass wir eine Premiere absagen müssen.“ Da weitere starke Böen angekündigt seien, könne ein Aufbau nicht pünktlich bewerkstelligt werden. „Da geht die Sicherheit vor“, sagte Raviol. „Das ist ein Schlag für uns.“ Zur Premiere seien 1500 Gäste geladen worden, darunter Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Wer Karten für Donnerstag gekauft hat, könne sie umtauschen, sagte der Sprecher.

Glätteunfall am Mittwoch
Glätteunfall am Mittwoch © dpa

Es bleibt windig und wird glatt

10.44 Uhr: Niklas verabschiedet sich nur langsam aus dem Norden: Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg schildert die aktuelle Lage so: "Heute wird es windig, aber nicht so wie gestern, morgen früh kann es dann Glatteis geben. Schnee und Graupelschauer gibt es zum Frühstück, richtiges Aprilwetter." Sein Resümee des gestrigen Tages: "Es war in Teilen Norddeutschlands der schwerste Sturm seit 25 Jahren - in Hamburg der schwerste seit Christian vor zwei Jahren", so Böttcher. In Hannover erreichten die Windgeschwindigkeiten bis zu 112 Kilometer pro Stunde, die stärksten Böen Deutschlands wehten mit 191 km/h auf der Zugspitze.

Baum sperrte die U1

9.17 Uhr: Die U1 war am Morgen zwischen Ohlstedt und Volksdorf gesperrt, es fuhr Ersatzverkehr. "Die Feuerwehr nimmt noch einen Baum aus dem Rennen. Dauer ca. 1h", hieß es bei der Hochbahn. Ab 9.30 Uhr fuhr die U1 wieder.

Auch in Niedersachsen und Bremen beruhigt sich die Lage

9.03 Uhr: Ein Großteil der Bahn-Verbindungen ist wieder freigegeben. „Die Aufräumarbeiten sind soweit abgeschlossen. Es kann trotzdem zu vereinzelten Verspätungen und Zugausfällen kommen“, sagt ein Sprecher. Nur die Strecken Bremen-Hannover und Wolfsburg-Hannover sollten zunächst gesperrt bleiben. Die Bahn hatte wegen des Wetters ab Dienstagnachmittag den Regionalverkehr in ganz Niedersachsen eingestellt. Viele Reisende mussten die Nacht an Bahnhöfen verbringen.

+++ Hier informiert die Bahn über die aktuelle Lage +++

Feuerwehr selbst zu Schaden gekommen

8.57 Uhr: Größerer Sachschaden entstand bei einem Unfall mit einem Feuerwehrfahrzeug in Nordhorn. Eine teure Hubrettungsbühne wurde auf dem Weg zu einem Einsatz von einer Windböe erfasst und rutschte in den Seitengraben. Der Schaden beläuft sich auf etwa 500.000 Euro.

11 Flüge am Hamburger Airport fallen aus

8.26 Uhr: Neue Zahlen vom Flughafen Hamburg: Als Spätfolgen des Sturms vom Dienstag fallen zwei Ankünfte und neun Abflüge am Morgen aus, sagte eine Sprecherin. Unter anderem fielen vier Maschinen nach Frankfurt aus. Vor den Schaltern bildeten sich am Morgen längere Schlangen. Hier können sich Reisende informieren. Bis Mittag werde sich die Lage aber normalisieren, sagte die Sprecherin. Insgesamt fielen durch "Niklas" 36 Flüge nach und 27 ab Hamburg aus.

Die Feuerwehr veröffentlicht die wichtigsten Einsätze

8.19 Uhr: 400 Berufs- und 2500 Freiwilligen Feuerwehrmännern waren im Einsatz. Am Morgen wurden einige der größeren Einsätze veröffentlicht: In der Warthestraße in Lurup wurde ein 6 mal 10 Meter großes Flachdach weggerissen, in Moorfleet hat sich ein Boot losgerissen und droht zu sinken. Etliche Bäume fielen auf Gleise der U- und S-Bahnen, zwei U-Bahnen mit über 200 Fahrgästen mussten evakuiert werden. Auf der A1 bei Stillhorn Nord fiel ein Lkw um und an der Elphilharmonie fiel in 30 Meter hohes Baugerüst ins Wasser.

Flugverkehr auch am Mittwoch beeinträchtigt

7.40 Uhr: Die Folgen des Sturms vom Dienstag ziehen sich weiter in den Freitag hinein: Einige Flüge aus Hamburg fallen am Morgen aus. "Da wurde gestern einiges durcheinandergewirbelt im Flugplan, das zieht sich noch in den heutigen Tag hinein", sagt ein Lufthansa-Sprecher.

Weitgehend normaler Bahnverkehr
Weitgehend normaler Bahnverkehr © dpa

Bahnverkehr normalisiert sich

7.28 Uhr: Nach der stürmischen Nacht läuft der Bahnverkehr in Norddeutschland langsam wieder. Beim Regionalverkehr sei alles wieder in Ordnung, sagt ein Bahnsprecher. In Schleswig-Holstein seien alle Strecken frei und befahrbar. Hier sei die Bahn planmäßig unterwegs. Auch in Hamburg sei bei der S-Bahn alles wieder im grünen Bereich. Einschränkungen gebe es aber noch im Fernverkehr. Hier habe die Bahn einige Züge in der Nacht wegen der schwierigen Wetterbedingungen an „Unterwegs-Bahnhöfen“ gestoppt. Einige Züge seien nun verspätet, weil sie nicht im normalen Umlauf seien. Im Laufe des Tages werde dies wieder eingeholt.

Wetterbilanz der Feuerwehr: Fast 800 Sturm-Einsätze

7.18 Uhr: Die Hamburger Feuerwehr veröffentlicht eine Wetterbilanz zu "Niklas": Von Dienstagmorgen bis Mittwochmorgen rückten die Rettungskräfte fast 1700 Mal aus. 787 Mal war das Wetter der unmittelbare Grund. „Das ist schon ein ordentliches Pfund“, sagt Sprecher Hendrik Frese. „Zum Vergleich: An einem normalen Tag haben wir ungefähr 700 Einsätze.“ Der Schwerpunkt der Notrufe lag im Nordosten der Stadt. Besonders betroffen waren die Stadtteile Farmsen, Moorfleet und Rahlstedt. Auch viele S- und U-Bahnstrecken mussten aufgrund von Zwischenfällen immer wieder temporär gesperrt werden. Die Feuerwehr Hannover musste bis in die Nacht 329 Einsätze abarbeiten. Teils waren über 450 Rettungskräfte im Einsatz. Menschen wurden jedoch nicht verletzt.

Fischmarkt wurde nicht überflutet
Fischmarkt wurde nicht überflutet © dpa

Hochwasser niedriger als erwartet

6.36 Uhr: Ein für das Hamburger Elbegebiet erwartetes Hochwasser ist in der Nacht niedriger ausgefallen als befürchtet. Das Wasser am Fischmarkt in St. Pauli schwappte bis zum frühen Morgen nicht wie erwartet über die Kaikante. Das Hochwasser sei mit 1,29 Meter eingelaufen, der Fischermarkt werde erst ab einer Höhe von etwa 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser überflutet, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie am Mittwoch. Die Verkehrsleitzentrale hatte Autofahrern geraten, ihre Fahrzeuge nicht auf tiefer gelegenen Parkplätzen abzustellen. Wegen „Niklas“ war ein mögliches Hochwasser oder eine leichte Sturmflut erwartet worden.

Frühe Flüge ab Fuhlsbüttel fallen aus

6.20 Uhr: Am Hamburger Flughafen fallen am Morgen die ersten Flüge nach München sowie Frankfurt am Main aus. Eingeschränkten Flugverkehr gibt es auch nach Stockholm und Kopenhagen. (HA/dpa)