Die Hamburger Feuerwehr war im Dauereinsatz. Umgestürzte Bäume behinderten den Bahnverkehr. Die Strecke Hamburg-Berlin musste gesperrt werden.

Das Sturmtief „Niklas“ hat am Dienstag über Norddeutschland gewütet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) registrierte am Morgen auf der Nordseeinsel Helgoland erste Sturmböen. Am Vormittag trafen schwere und orkanartige Böen bei Geschwindigkeiten bis zu 120 Kilometern pro Stunde auf die Nordseeküste. In ganz Deutschland sorgte der Sturm am Dienstag für schwere Schäden und forderte mehrere Todesopfer. Am Nachmittag erreichte "Niklas" dann auch Hamburg. Laut DWD sollte „Niklas“ der schwerste Sturm an einem 31. März in Deutschland werden.

Flugausfälle auch am Mittwoch

Aufgrund der Auswirkungen des Sturmtiefs "Niklas" ist der Flugverkehr auch am Mittwochvormittag noch beeinträchtigt. Die ersten sechs Lufthansa-Verbindungen vom Hamburger Flughafen wurden gestrichen. Betroffen sind vier Flüge nach Frankfurt und zwei nach München. Erst um 9 Uhr startet von Hamburg aus die erste Lufthansa-Maschine nach Frankfurt. Ein Flug der Scandinavian Airline um 6.35 Uhr nach Kopenhagen fällt ebenfalls aus. Vermutlich wurden die Flüge gestrichen, weil die Flugzeuge wegen ausgefallener Verbindungen am Dienstag ihr Tagesziel Hamburg nicht erreicht haben. Lufthansa war für eine Stellungnahme am späten Abend nicht mehr erreichbar.

Windstärke 11 in Hamburg

Laut Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg rasten die orkanartigen Böen seit dem Mittag auf Hamburg zu und kamen ab 15.30 Uhr mit Windstärke 11 in der Hansestadt an. Rund drei Stunden war das Hauptwindfeld mit 110 Kilometern pro Stunde dann über Hamburg, um 19 Uhr war der Spuk weitgehend vorbei.

ICE bei Reinbek evakuiert

Ein ICE blieb auf freier Strecke zwischen Hamburg und Berlin liegen. Der Zug habe zwischen Reinbek und Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) evakuiert werden müssen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Zuvor war durch eine Sturmböe ein Baum auf die Oberleitung gestürzt. Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin wurde in beide Richtungen gesperrt. In welche Richtung der ICE unterwegs war und wie viele Menschen im Zug saßen, konnte der Sprecher nicht sagen. Bei der Evakuierung sei niemand zu Schaden gekommen. Wegen der Sperrung mussten weitere Züge gestoppt werden. Ein ICE aus Berlin blieb nach dpa-Informationen in Büchen stehen. In einer Durchsage an die Fahrgäste hieß es: „Alle Fernzüge der Deutschen Bahn sind ab sofort zu Hotelzügen umfunktioniert.“ Was das für die Reisenden bedeutete, konnte ein Bahnsprecherin nicht sagen.

757 Feuerwehr-Einsätze in Hamburg

757 Einsätze bescherte Niklas bis zum späten Dienstagabend der Hamburger Feuerwehr. Es seien etliche Bäume auf Straßen, Häuser und Oberleitungen gestürzt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Mehr als 1000 Rettungskräfte waren im Einsatz. Im Stadtteil Eidelstedt wurde das Dach eines Mehrfamilienhauses komplett abgedeckt. Im Holzhafen in Billbrook drohte ein Boot zu sinken. Am Abend kamen immer noch neue Einsätze hinzu, wie der Sprecher sagte. Es sei aber niemand verletzt worden.

63 Flugausfälle in Hamburg

Auch der Hamburg Airport blieb von "Niklas" nicht verschont: 36 Flüge nach und 27 ab Hamburg fielen am Dienstag aus. Zahlreiche Passagiere in den Terminals suchten nach einer alternativen Reisemöglichkeit oder einem Hotel, wie eine Flughafensprecherin sagte.

U1 ab Farmsen fährt erst Mittwoch wieder

In Hamburg wurde der Betrieb auf der Linie der U1 nördlich von Farmsen am Dienstag nicht mehr aufgenommen. Züge sollten hier erst wieder am Mittwoch ab Betriebsbeginn rollen.

Deutsche Bahn stellt Züge für Übernachtungen

Die Deutsche Bahn stellte in den Bahnhöfen Hannover und Bremen Züge zum Aufenthalt für gestrandete Fahrgäste bereit. Wie eine Bahn-Sprecherin am Dienstagabend mitteilte, könnten die Passagiere in den Zügen auch übernachten. Die Fahrgäste werden dabei von Angestellten der Deutschen Bahn betreut.

Bahnstrecke nach Berlin gesperrt

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin musste am späten Dienstagnachmittag wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Wann die Verbindung wieder freigegeben wird, ist noch nicht bekannt. Berlin war ab dem späten Nachmittag vom Fernverkehr abgeschnitten. Gesperrt wurden außerdem die zentralen Fernverkehrsstrecken von und in die Hauptstadt Berlin-Hannover und Berlin-Braunschweig-Kassel.

Niklas erreicht 162 km/h auf dem Brocken

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 162 Kilometern pro Stunde tobte "Niklas" auf dem Brocken. „Das sind extreme Orkanböen“, sagte Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Der auf dem höchsten Berg Norddeutschlands registrierte Windgeschwindigkeitsrekord wurde aber bei weitem nicht erreicht: Am 24. November 1984 waren nach Angaben des DWD 263 Kilometer in der Stunde gemessen worden.

350 Einsätze in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein mussten die Rettungskräfte wegen des Sturms bis zum Abend rund 350 Mal ausrücken. Die meisten Einsätze gab es im Süden und im Westen des Landes: In den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn waren es knapp 100 Einsätze, im Kreis Pinneberg rund 130 Einsätze, im Kreis Steinburg 50 und in Dithmarschen rund 20, wie die Regionalleitstelle West in Elmshorn mitteilte. In Nordfriesland mussten die Feuerwehren nach Angaben der Rettungsleitstelle Nord in Harrislee zu knapp 30 Sturm-Einsätzen ausrücken. Dabei ging es hauptsächlich um das Beseitigen umgekippter Bäume beziehungsweise lockerer Dachziegel von Gebäuden, sagte ein Sprecher. Menschen wurden den Angaben zufolge nicht verletzt.

"Niklas" fällt Bäume und beschädigt Dächer

Auch in Norderstedt wütete "Niklas" am Dienstagnachmittag. Zahlreiche Bäume waren dort umgestürzt, Dächer wurden beschädigt. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

U1 ab Farmsen gesperrt

Mehrere Bäume stürzten am Nachmittag auf die Gleise der U1. Die Bahntrecke ab Farmsen (Farmsen bis Ohlstedt sowie Farmsen über Volksdorf bis Großhansdorf) ist gesperrt. Laut Hochbahn wurde Ersatzverkehr mit Bussen und Taxen eingerichtet. Zunächst war nicht abzusehen, wann der Bahnverkehr wieder aufgenommen werden könne. Aus Sicherheitsgründen würden alle U-Bahnen auf den oberirdischen Strecken mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Es kommt dadurch im gesamten Netz zu erheblichen Verspätungen. Auch im Busbetrieb komme es aufgrund zahlreicher Straßensperrungen im ganzen Stadtgebiet zu starken Verspätungen.

Bahn stellt Regionalverkehr in Niedersachsen ein

Die Deutsche Bahn hat den Regionalverkehr in Niedersachsen eingestellt. Damit solle die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet werden, teilte die Bahn am frühen Dienstagabend mit. Ausgenommen sei der Streckenbereich im Harz-Weser-Netz im südlichen Niedersachsen. Als Grund dafür gab die Bahn diverse Unwetterschäden an. Es sei aus Sicherheitsaspekten nicht zu verantworten, den Zugbetrieb unter diesen Umständen aufrechtzuerhalten, hieß es in einer Mitteilung der Bahn.

Bahnstrecke Hamburg-Bremen gesperrt

Wie die Verkehrsgesellschaft metronom meldete, wurde die Bahnstrecke Hamburg-Bremen am späten Nachmittag in beide Richtungen vollständig gesperrt. Wegen des Sturmes dürften alle Züge nur noch mit 80 Stundenkilometern Geschwindigkeit fahren, deshalb sei mit teils massiven Verspätungen zu rechnen.

"Niklas" wütet auch am Hamburg Airport

Auch der Flugplan am Hamburger Airport ist durcheinandergewirbelt. Bis zum frühen Nachmittag wurden sieben Ankünfte und fünf Abflüge wetterbedingt gestrichen. Die Flugzeuge aus Frankfurt, London und Amsterdam seien gar nicht erst gestartet, darum seien auch die Rückflüge abgesagt worden, hieß es. Weitere Streichungen schloss die Sprecherin nicht aus.

Umgestürzte Bäume stoppen IC

Drei umgestürzte Bäume haben einen mit rund 350 Passagieren besetzten Intercity-Zug bei Osnabrück gestoppt. Die Bäume seien auf den letzten Waggon des Zugs gestürzt, teilte die Bundespolizei mit. Es sei niemand verletzt worden. Der IC sollte mit einer Lok zurück in den Osnabrücker Hauptbahnhof gezogen werden, wo die Reisenden in andere Züge umsteigen sollen.

S-Bahn-Verkehr in Hannover eingestellt

Im Raum Hannover wurde der S-Bahn-Verkehr am Nachmittag komplett eingestellt. Darüber hinaus sei im gesamten Regionalverkehr der Bahn mit Zugausfällen und Verspätungen zu rechnen. Auf der Strecke zwischen Hannover und Bremen kam es wegen einer Oberleitungsstörung zwischen Nienburg und Eystrup zu erheblichen Verspätungen.

Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Tornesch gesperrt

Die Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Tornesch im Kreis Pinneberg ist wegen eines Baums auf den Gleisen gesperrt worden. Betroffen ist auch der Fernverkehr zwischen Hamburg und Kiel sowie zur Westküste. Für alle Züge in Schleswig-Holstein gelte vorsorglich eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern.

Hamburger Dom geschlossen

Wegen der Unwetterwarnung bleibt der Hamburger Dom am Dienstag geschlossen. Auch eine Schließung am Mittwoch, 1. April, wird derzeit noch nicht augeschlossen.

Sturm in ganz Deutschland
Sturm in ganz Deutschland

Schiffe bleiben in Häfen liegen

Heftige Böen mit Windstärke 11 bis 12 sorgten dafür, dass die Schiffe von und zu den Nordfriesischen Inseln und Halligen in den Häfen blieben. Auch die Elbfähre Glückstadt-Wischafen pendelte am Nachmittag nicht mehr zwischen den Ufern.

Eröffnungsfahrt einer Fähre abgesagt

Auch die schon seit Wochen geplante Eröffnungsfahrt einer Fähre von Büsum nach Helgoland am Mittwoch wurde wegen des Wetters vorsorglich abgesagt, wie eine Sprecherin der Reederei „Cassen Eils“ sagte.

Einschränkungen im Nord-Ostsee-Kanal

Da der Nord-Ostsee-Kanal wegen des hohen Wasserstandes der Elbe nicht mehr ausreichend entwässert werden kann, wird es am Mittwoch vermutlich zu Einschränkungen im Fährbetrieb kommen, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Der Sylt-Shuttle nahm am Dienstag nur noch Pkw ohne Anhänger mit. Für Pkw mit Anhänger und Lastwagen über 7,5 Tonnen war die Rader Hochbrücke auf der Autobahn 7 (Hamburg-Flensburg) gesperrt. Ebenfalls gesperrt war die Fehmarnsundbrücke für Pkw mit Anhänger und leere Lkw.

Bäume stürzen auf Bahngleise in Niedersachsen

In der Ortschaft Coppenbrügge im Landkreis Hameln-Pyrmont sind mehrere Bäume auf Bahngleise gestürzt. Der Lokführer eines Regionalzugs konnte nicht mehr bremsen und fuhr auf das Hindernis auf. Die 16 Insassen der Nordwestbahn wurden nicht verletzt. Die Gleise wurden geräumt.

Kieler Universität stellt Betrieb ein

In Kiel hat die Christian-Albrechts-Universität entschieden, den Betrieb in den einige Gebäuden wegen des Sturms einzustellen. Betroffen sind die sogenannten Anger-Gebäude in der Ludwig-Meyn-Straße 2 und in der Hermann-Rodewald-Straße 5-9. Alle anderen Gebäude sind geöffnet.

Zoo Hannover geschlossen

Auch der Zoo Hannover bleibt wegen "Niklas" geschlossen, auf Twitter schrieb der Tierpark:

Behinderungen bei Hamburg-Köln-Express

Der HKX (Hamburg-Köln-Express) teilte ebenfalls über Twitter mit, dass es wegen des Sturmtiefs zu Behinderungen im Bahnverkehr kommt. Seit 11 Uhr ist in gesamt Nordrhein-Westfalen der regionale Bahnverkehr eingestellt.

So wird zu Niklas getwittert:

Bei Sturmtief Niklas bekommt auch der HSV sein Fett weg

Frachter durch Sturmböe beschädigt

In Brunsbüttel ist ein 102 Meter lange Frachter durch eine Sturmböe gegen das 22 Meter lange Lotsenboot „Kapt. Stoewahse“ gedrückt worden, als er bei Ebbstrom in den Kleinen Schleusenvorhafen einlaufen wollte. Das Lotsenboot wurde durch den Anstoß losgerissen und an den Aufbauten erheblich beschädigt. Ein Schlepper zog es zurück an den Kai. Auch der Frachter wurde beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Orkane bis zu 110 km/h in Hamburg erwartet

Auch in Hamburg werden orkanartige Böen mit bis zu 110 Kilometern pro Stunde erwartet. Die Feuerwehr empfiehlt den Bürgern, lose Dinge auf Balkonen oder ähnlichen freien Flächen festzubinden. Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg rät, Wälder zu meiden. Die Böden seien durch den Regen der vergangenen Tage aufgeweicht, gerade Nadelbäume könnten schnell umkippen. Wer schon Blumenkästen mit Stiefmütterchen am Balkon angebracht hat, sollte diese sichern.

Auch in der Nacht zum Dienstag war es in der Hansestadt bereits sehr windig, die Hamburger Feuerwehr musste in den vergangenen 24 Stunden zu insgesamten 74 wetterbedingten Einsätzen ausrücken. Am Montagmittag stürzte in der Bernadottestraße ein Baum auf ein Haus. Mit einem Feuerwehrkran wurde der Baum gesichert und an die Seite des Hauses gelegt. In der Angelnstraße stürzte am Abend eine rund 35 Meter hohe Tanne um und lehnte an einer Hauswand. Die Feuerwehr sicherte den Baum und übergab an eine Fachfirma zur Beseitigung des Baumes. Für den Dienstag erwartet die Feuerwehr viele weitere Einsätze wegen des Sturms.

Für das Nachthochwasser in der Nacht zum Mittwoch – dieses wir in St. Pauli voraussichtlich gegen 3.38 Uhr erreicht – ist das Eintreten einer Sturmflut an der Deutschen Nordseeküste sowie im Elbe- und Weserraum mit Wasserständen über 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser möglich. Am Fischmarkt könnte die Elbe über die Kaikante schwappen.

Am Morgen wurden im Norden bereits Rekord-Windgeschwindigkeiten für einen 31. März gemessen: Hamburg-Fuhlsbüttel: 84 km/h (1961), Hannover: 80 km/h (1961), Rostock-Warnemünde: 90 km/h (1994), Schleswig: 122 km/h (1962).

Erst in den Abendstunden soll das Unwetter langsam abklingen. (dpa/mia)