Deutschland könnte Dutzende von Ebola-Patienten aufnehmen. Auch andere Staaten helfen. Doch reichen die Maßnahmen? Die EU-Gesundheitsminister wollen das jetzt beraten. In Liberia könnte ein Streik im Gesundheitssystem schlimme Folgen haben.
Berlin. Deutschland ist auf die Aufnahme von bis zu 50 Ebola-Patienten vorbereitet. Derzeit ist nach Angaben der Bundesregierung aber kein neuer Fall konkret absehbar. „Wir sind mit den 50 Betten deutlich über dem, was alle unsere Nachbarn hier vorhalten“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Montag in Berlin. Damit sei Deutschland gut gerüstet.
In Liberia droht unterdessen ein Streik im Gesundheitswesen die Ebola-Krise zu verschärfen. In dem westafrikanischen Land, das besonders an den Folgen der Epidemie leidet, hätten Pflegekräfte am Montag die Arbeit niedergelegt, teilte Gesundheitsminister Walter Gwenigale mit. Nach Rundfunkberichten fordern die Streikenden eine bessere Bezahlung und wirksame Schutzkleidung. In einigen Landesteilen hätten alle örtlichen Krankenhäuser geschlossen, hieß es. Die zuständige Gewerkschaft verlangt höhere Risikozuschläge für das Personal. Die Regierung droht mit Entlassungen.
Nach Deutschland wurden bislang drei nichtdeutsche Helfer auf internationale Anfrage hin zur Behandlung eingeflogen, und zwar nach Hamburg, Frankfurt/Main und Leipzig. Der Patient in Hamburg ist nach mehrwöchiger Behandlung inzwischen geheilt. Deutschland ist auch bereit, weitere Patienten ins Land zu lassen, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts deutlich machte.
Gröhe hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Ebola versehentlich eingeschleppt wird. „In unserem eigenen Land besteht nach Einschätzung aller Experten nur eine sehr, sehr geringe Wahrscheinlichkeit überhaupt, dass es zu einer Ebola-Erkrankung über Einreise eines Erkrankten kommen kann.“ Dennoch bereite man sich auf solche Fälle vor. Deutschland habe dafür sieben Behandlungszentren mit Isolierstationen und vier spezialisierte Flughäfen.
An diesem Donnerstag beraten Gesundheitsminister und andere Vertreter aus der EU darüber, ob die getroffenen Maßnahmen gegen Ebola ausreichen. Diskutiert werden soll vor allem über Ankunftskontrollen. Auch Gröhe wird an dem Treffen in Brüssel teilnehmen.
Auch in den Bundesländern werden weitere Vorsorgemaßnahmen getroffen. Gegen mögliche Ebola-Fälle rüstet sich unter anderem Niedersachsen in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge. Eine Strategiegruppe treffe Vorsorgemaßnahmen, sagte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD). Demnach sind die Gesundheitsstationen nun rund um die Uhr geöffnet, für Untersuchungen wurden separate Räume eingerichtet. Zudem wird das Personal geschult.
In den USA und in Spanien beschäftigen sich die Behörden damit, die Ansteckungen von zwei Klinikmitarbeiterinnen bei der Pflege von Ebola-Patienten aufzuklären. In Dallas (US-Bundessaat Texas) hatte eine Frau einen Mann aus Liberia gepflegt, dessen Krankheit erst in den USA ausgebrochen war.
Wie genau die Frau sich ansteckte, ist unklar: Die Untersuchungen liefen auf Hochtouren, sagte der Chef der US-Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), Tom Frieden. Ihr sei jedenfalls keine Schuld zu geben. Das medizinische Personal kämpfe an vorderster Front, um einen Ausbruch der Epidemie zu verhindern. „Der Gegner hier ist ein Virus“, sagte Frieden – kein Mensch, kein Land, kein Ort und auch kein Krankenhaus. Er finde es „schrecklich“, dass eine Frau, die einem erkrankten Patienten habe helfen wollen, sich nun selbst angesteckt habe. Präsident Barack Obama forderte eine rasche Aufklärung des Falls.
Erst kürzlich hatte sich eine Pflegehelferin in Spanien bei einem Patienten angesteckt. Sie soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben. Die Gesundheitsbehörden des Landes gehen von einem Einzelfall aus. Es seien keine weiteren Infektionen aufgetreten, teilte der Mediziner Fernando Rodríguez im Anschluss an eine Sitzung der Ebola-Sonderkommission der Regierung mit. Die Klinik-Mitarbeiterin hatte sich in Madrid bei einem Geistlichen angesteckt, der aus Afrika ausgeflogen worden war. Er ist inzwischen gestorben.
Sowohl der Patient in Spanien als auch der in den USA hätten bereits starke Symptome und damit eine sehr hohe Viruslast gehabt, erläuterte Prof. Christian Drosten vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Damit sei das Risiko für eine Übertragung in beiden Fällen vergleichsweise hoch gewesen. Das Ausziehen des Schutzanzuges sei ein komplexer Prozess, bei dem die Reihenfolge einzelner Handgriffe exakt eingehalten werden müsse.
Unruhe wegen Ebola gab es im Fußball: Der AC Mailand und Michael Essien haben Gerüchten über eine angebliche Ebola-Erkrankung ihres Mittelfeldspielers vehement widersprochen. „Ich bin fit und gesund. Die Gerüchte, ich hätte mich mit Ebola infiziert, sind nicht wahr“, twitterte der ghanaische Fußball-Nationalspieler. Afrikanische Medien hatten zuvor berichtet, der 31-Jährige sei an Ebola erkrankt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen weit über 8000 Ebola-Fälle in den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert. Mehr als 4000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
Nach einem falschen Ebola-Alarm in einer Berliner Gaststätte ermittelt die Polizei gegen einen mutmaßlichen Betrüger. Es bestehe der Verdacht des Missbrauchs von Notrufen, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann soll am Sonntag in der Gaststätte den Notruf gewählt und über Symptome geklagt haben, die auf Ebola hindeuten. Zudem habe er von einer Auslandsreise berichtet. Daraufhin hatte die Feuerwehr die Kneipe abgesperrt und Experten in Schutzanzügen herbeigerufen. Der Anrufer wurde laut Polizei wenig später gesund zu Hause angetroffen.