Wer Fieber hat, macht sich verdächtig – Am New Yorker Flughafen JFK wird seit Sonnabend bei allen Reisenden aus Westafrika die Temperatur gemessen. Damit wollen die Behörden Ebola-Verdachtsfällen auf die Spur kommen. Der Sinn der Aktion ist umstritten.

New York. Am internationalen Flughafen John F. Kennedy in New York haben am Sonnabend verschärfte Kontrollen für Passagiere begonnen, die aus den drei von der Ebola-Seuche am schwersten betroffenen Ländern eintreffen. Gesundheitsmitarbeiter maßen die Temperatur von Reisenden aus Liberia, Sierra Leone und Guinea mit Hilfe von Thermometern, die keinen Körperkontakt voraussetzen. In Spanien wurden drei weitere Menschen unter Beobachtung gestellt, die mit einer infizierten Krankenschwester in Kontakt waren.

Passagiere, die Fieber hatten, wurden in New York befragt, um festzustellen, ob sie möglicherweise in Kontakt mit einem Ebola-Infizierten gekommen sind. „Bereits 100 Prozent der Reisenden, die die drei betroffenen Länder verlassen, werden bei der Abreise untersucht“, sagte der Direktor des Zentrums für die Kontrolle und Vermeidung von Krankheiten, Martin Cetron, am JFK-Flughafen. „Egal wie viele Kontrollen wir einführen, wir werden das Risiko nicht auf Null bekommen.“

Das Programm gilt zunächst am JFK-Flughafen und soll im Lauf der kommenden Woche auch auf die Airports Newark Liberty, Washington Dulles, Chicago O'Hare und Hartsfield-Jackson in Atlanta ausgeweitet werden. Für Notfälle gibt es an allen fünf Flughäfen Quarantäne-Bereiche.

Gesundheitsbeamte rechneten mit Fehlalarmen, weil Reisende auch wegen anderer Krankheiten Fieber haben könnten. Ebola ist erst ansteckend, wenn die Symptome der Krankheit auftreten. Das Virus wird über direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten von Ebola-Patienten verbreitet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind bereits mehr als 4000 Menschen Ebola zum Opfer gefallen.

Zollbeamten zufolge reisen täglich rund 150 Menschen aus den oder durch die westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone oder Guinea in die USA. Knapp 95 Prozent davon träfen zunächst an einem der fünf Flughäfen ein, an denen jetzt verstärkt kontrolliert werden soll.

Das US-Heimatschutzministerium hatte die Kontrollen angeordnet, nachdem ein Liberianer nach der Einreise in die USA an Ebola gestorben war. Die Temperaturmessungen von Reisenden hätten aber vermutlich auch diesen Mann nicht herausgefiltert, weil er die ersten Symptome der Krankheit erst nach seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten gezeigt hatte.

In Spanien wurden am Sonnabend bereits 16 Personen aus dem Umfeld einer Krankenschwester medizinisch beobachtet, die sich als erster Mensch außerhalb Westafrikas mit Ebola angesteckt hatte. Zuletzt wurden eine Krankenschwester, eine Friseurin und eine Reinigungskraft regelmäßig untersucht. Allerdings hat bisher keiner der Beobachteten Symptome der Krankheit gezeigt, auch nicht der Ehemann der Krankenschwester. Deren Gesundheitszustand war am Samstag ernst, aber stabil. Sie hatte zwei mittlerweile verstorbene Missionare betreut, die in Westafrika an Ebola erkrankt und zur Behandlung nach Spanien ausgeflogen worden waren.

In Liberia 41 wurden weitere UN-Mitarbeiter unter eine „sehr genaue medizinische Beobachtung“ gestellt weil sie möglicherweise Kontakt mit einem infizierten UN-Kollegen hatten. Das sei eine Vorsichtsmaßnahme und diene dazu, eine weitere Übertragung des Virus unmöglich zu machen, teilte die UN-Friedenstruppe in Liberia mit. Der Erkrankte selbst war am Donnerstag zur Behandlung nach Leipzig geflogen worden.