Zwei Schiffbrüchige berichten von einem vor Malta untergegangenen Flüchtlingsschiff. Eine Schlepperbande soll das Schiff mit bis zu 500 Menschen absichtlich versenkt haben.
Rom. Bei einem Schiffsuntergang im Mittelmeer könnten nach Angaben von Katastrophenhelfern bis zu 500 Flüchtlinge ums Leben gekommen sein. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag in Rom mitteilte, berichteten zwei Palästinenser, die am Donnerstag von einem italienischen Frachter gerettet wurden, ihr Flüchtlingsschiff sei vor Malta untergegangen. Den Angaben zufolge soll die Schlepperbande, die das Schiff betrieb, dieses absichtlich versenkt haben.
Zuvor hatten die libyschen Behörden von einem weiteren Flüchtlingsdrama im Mittelmeer berichtet. Nach dem Kentern eines Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste sind dabei mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete die libysche Nachrichtenseite Al-Wasat unter Berufung auf die Marine am Montag. Mindestens 36 Schiffbrüchige seien gerettet worden. Das Unglück ereignete sich unweit der Hafenstadt Tadschura rund 20 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis.
Insgesamt hätten rund 200 Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern versucht, mit dem Boot illegal nach Europa zu gelangen, hieß es. Die Küstenwache würde vor Ort die Bergung übernehmen. Erst Ende August war es vor der libyschen Küste zu einem ähnlich schweren Unglück mit mehr als 200 Toten gekommen. Menschenschmuggler nutzen die Wirren der Milizenkämpfe in Libyen, um Migranten zur italienischen Insel Lampedusa knapp 300 Kilometer nördlich der libyschen Küste zu bringen.
Das nordafrikanische Land befindet sich seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 in politischem Chaos. Die Küstenwache ist nach eigenen Angaben mit der Sicherung der Küsten überfordert. Im Mittelmeer ertrinken immer wieder Flüchtlinge, die mit wenig seetüchtigen Booten die gefährliche Überfahrt in Richtung Europa versuchen.