Die tödliche Epidemie ist nicht in den Griff zu bekommen. Regierungsvertreter aus Westafrika wollen nun eine länderübergreifende Strategie im Kampf gegen die Viruserkrankung.
Accra. Die schwere Ebola-Epidemie in Westafrika wird nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich noch „mehrere Monate“ andauern. Es sei nicht eindeutig abzusehen, wie stark sich die Epidemie noch ausbreiten werde, sagte WHO-Vertreter Keiji Fukuda am Donnerstagabend zum Abschluss einer zweitägigen Ebola-Konferenz in Ghanas Hauptstadt Accra. „Aber ich denke, wir werden mehrere Monate lang damit konfrontiert sein.“
Auch Marie-Christine Férir von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sagte, sie rechne mit mehreren Wochen bis Monaten bis zu einem Ende der Epidemie. Férir forderte am Freitag die Teilnehmer der Ebola-Konferenz auf, mehr qualifiziertes medizinisches Personal zum Kampf gegen die Epidemie zur Verfügung zu stellen, Schulungen zur Behandlung von Ebola zu organisieren sowie die Nachverfolgung von Verdachtsfällen und die Aufklärung rasch zu verstärken.
Wichtig sei es auch, einflussreiche örtliche Persönlichkeiten zu mobilisieren, um die wichtigen Botschaften zu Ebola in den Gemeinden zu verbreiten und damit den Ängsten der Bevölkerung die Spitze zu nehmen, erklärte Férir.
Minister und ranghohe Regierungsvertreter von zwölf afrikanischen Staaten berieten in Accra mit WHO-Vertretern und anderen Experten darüber, wie das gefährliche Ebola-Virus gestoppt werden kann. Die Teilnehmer sprachen sich unter anderem dafür aus, Dorfvorsteher für die Krankheit zu sensibilisieren, weil ihnen oft mehr vertraut werde als Vertretern der Gesundheitsdienste.
Das Ebola-Virus wurde 1976 erstmals in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, entdeckt. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Virus-Stämme, drei von ihnen können bei Menschen tödlich verlaufen. Die Infizierten leiden an plötzlichem hohen Fieber, Durchfall und starken Schmerzen. In schweren Fällen kommt es zu Blutungen und sogar Organversagen.
Als erster Staat in Westafrika hatte Guinea zu Jahresbeginn den Ausbruch der Krankheit gemeldet, das Land ist auch am stärksten betroffen. Weitere Fälle gibt es in Liberia und Sierra Leone. Nach jüngsten WHO-Angaben wurden in den drei Ländern bislang 759 Fälle von hämorrhagischem Fieber verzeichnet, darunter 544 bestätige Ebola-Fälle. Von den Infizierten seien 467 Menschen gestorben.
In Westafrika mangelt es an Erfahrungen mit dem Ebola-Virus: Es ist das erste Mal, dass sich der Erreger in der Region ausbreitet. Neben Guinea, Sierra Leone und Liberia waren deshalb auch Gambia, Guinea-Bissau, Ghana, Nigeria, Mali, die Elfenbeinküste und der Senegal zur Konferenz in Accra geladen. Hinzu kamen Uganda und die Demokratische Republik Kongo, die bereits Erfahrungen mit dem Ebola-Virus haben.
Bei der derzeitigen Epidemie liegt die Todesrate bei 61,5 Prozent. Eine Medizin gegen Ebola gibt es bislang nicht. Nach Angaben von Experten kann die richtige Behandlung der Patienten – unter anderem mit Paracetamol gegen Fieber, Antibiotika gegen Folge-Erkrankungen und Maßnahmen gegen Dehydrierung – die Überlebenschancen aber steigern.
Vor allem jedoch müssten die Infektionswege bekämpft werden, forderten die Experten. Eine der großen Gefahren dabei sind traditionelle Riten: So ist es üblich, dass Angehörige und Freunde die Toten bei der Beerdigung noch einmal waschen und berühren – das Virus aber wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen oder durch Kontakt mit dem Gewebe Infizierter.