Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat in einem Krankenhaus in der südsudanesischen Stadt Malakal mindestens 14 ermordete Menschen entdeckt. Einige von ihnen seien in ihren Betten erschossen worden.
Malakal. Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Südsudan haben im Krankenhaus von Malakal, der Hauptstadt des Bundesstaates Upper Nile, erschossene Patienten vorgefunden. Kliniken in anderen Städten des umkämpften Gebietes waren niedergebrannt, verwüstet oder geplündert worden, wie Ärzte ohne Grenzen in Juba mitteilte. Hunderttausende seien von lebenswichtiger Hilfe abgeschnitten.
Rebellenkämpfer sollen Zivilisten in einem Krankenhaus in Malakal angegriffen haben. Insgesamt 14 Leichen hätten auf dem Gelände des Krankenhauses gelegen, verstreut zwischen 50 bis 75 verbliebenen Patienten, die wegen ihres Alters oder Schwäche nicht hätten fliehen können. Einige der Opfer seien in ihren Betten erschossen worden, hieß es.
Mehrere Abteilungen des Krankenhauses wurden den Angaben zufolge in Brand gesteckt und geplündert; 13 Patienten hatten Schusswunden. Die Stadt sei verwüstet, Häuser niedergebrannt, berichtete der örtliche Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen, Carlos Francisco. Unzählige Leichen lägen in den Straßen. „Ich finde keine Worte, um die Brutalität in Malakal zu beschreiben“, so Francisco. Malakal sei eine geplünderte Stadt mit traumatisierten Menschen. Die Gewalt und der mangelnde Respekt vor Mitarbeitern des Gesundheitswesens habe die Arbeit für sie nahezu unmöglich gemacht.
Augenzeugenberichten zufolge drangen bewaffnete Gruppen in das Krankenhaus ein und erschossen jene, die ihnen kein Geld oder Mobiltelefone geben konnten. Am Nachmittag seien erneut Bewaffnete gekommen und hätten Patienten in ihren Betten erschossen. Auch Patienten, die sich in den OP flüchteten, seien umgebracht worden. Augenzeugen berichteten über Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen.
„Außergerichtliche Exekutionen“
Human Rights Watch hat die beiden Konfliktparteien im Südsudan für die schweren Gräueltaten in den Städten Malakal und Bentiu verantwortlich gemacht. Dabei handele es sich womöglich um Kriegsverbrechen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag. Sie warf bewaffneten Gruppen auf Seiten der Regierung und der Rebellen vor, es auf Zivilisten abgesehen zu haben und „außergerichtliche Exekutionen“ vollzogen zu haben.
Vor einer Woche hatten loyal zum früheren Vizepräsidenten Riek Machar stehende Kräfte bei einem blutigen Angriff die Stadt Malakal wiedereingenommen. Die Attacke zwang die Regierungsarmee zu einem nach eigenen Angaben taktischen Rückzug. Ein Uno-Vertreter im Südsudan, Toby Lanzer, der am Mittwoch nach Malakal reiste, sagte, die Stadt befinde sich in einem „schrecklichen Zustand“.
Trotz einer Waffenruhe hätten sowohl Rebellen als auch Regierungskräfte Angriffe gestartet, erklärte Human Rights Watch. Human Rights Watch sprach von einem „deutlichen Muster von Tötungen als Vergeltung basierend auf Volkszugehörigkeit, massiver Zerstörung und weitverbreiteter Plünderung“.
Seit Ausbruch der Kämpfe im jüngsten Staat der Welt Mitte Dezember sind Tausende Menschen ums Leben gekommen und mehr als 800.000 vertrieben worden. In dem Konflikt stehen sich Rebellen um den abgesetzten Vizepräsidenten Machar und Anhänger der Regierung von Präsident Salva Kiir gegenüber.