Anwalt will Revision einlegen. Hoeneß muss möglicherweise nur nachts ins Gefängnis. HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow zeigt Mitgefühl. FC Bayern München will „zeitnah“ über Beratungen informieren.

München. Der Prozess gegen den Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, ist beendet. Die Ereignisse des Tages im Liveticker.

Alle Ereignisse im Hoeneß-Prozess im Newsticker:

17:39 Uhr: „Am Donnerstag wurde im Münchner Landgericht nicht das Lebenswerk eines Menschen zerstört, das Urteil negiert auch nicht die Gesamtleistung von Uli Hoeneß,“ schreibt Jörn Lauterbach in seinem Kommentar zum Urteil.

16:26 Uhr: Hoeneß muss möglicherweise nur nachts ins Gefängnis. Der Bayern-Präsident kann auf Freigang hoffen. Das Strafgesetzbuch (StGB) ermöglicht so genannte Halbstrafen, wenn "Milderungsgründe von besonderem Gewicht vorliegen". Über den Freigang zur Arbeit in Freiheit entscheidet – womöglich schon nach wenigen Wochen – der Gefängnisleiter.

+++ Prominente Steuerhinterzieher +++

16:11 Uhr: Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, hat nach dem Urteil gegen Uli Hoeneß vor Häme und Schadenfreude gewarnt. „Eines Menschen Straftaten zu ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen – Uli Hoeneß genauso wenig wie jeden anderen Straftäter“, schrieb Rekowski am Donnerstag in seinem Blog. „Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen.“ Gott ahnde die Taten, „aber er verdammt nicht den Täter.“

15:44 Uhr: HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow kann sich vorstellen, dass Hoeneß dem Ende des Prozesses auch etwas Positives abgewinnen kann. „Ich bin kein Jurist und kann das alles nicht beurteilen. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass bei ihm Erleichterung aufkommen wird, das alles überstanden zu haben“, sagte der FDP-Politiker am Donnerstag.

15.30 Uhr: Der FC Bayern München erklärt, er wolle über seine Beratungen im Fall Hoeneß zwar „zeitnah“ informieren. Das werde aber nicht mehr am Donnerstag passieren.

14:48 Uhr: Uli Hoeneß geht nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung in Revision. Das teilte sein Anwalt Hanns Feigen am Donnerstag mit. „Wir werden das Urteil natürlich mit dem Rechtsmittel der Revision angreifen“, sagte Feigen am Donnerstag in München. Hoeneß bleibt vorerst auf freiem Fuß.

14.32 Uhr: Der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG werde kurzfristig zu einer Beratung zusammenkommen und dann zeitnah über das Ergebnis seiner Beratungen informieren, teilt der Autobauer Audi mit. Audi-Chef Rupert Stadler ist einer der beiden Vizechefs des Aufsichtsrats, dem Hoeneß vorsitzt.

14.30 Uhr: Vor dem Münchner Justizpalast protestieren mehrere Dutzend FC-Bayern-Fans gegen das Urteil.

14.29 Uhr: Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner äußert sich über den Richterspruch zufrieden. „Das Urteil aus München wirkt gerecht, weil es um erhebliche Kriminalität gegen das Gemeinwesen geht und die Tat nicht strittig ist“, erklärt er auf Twitter.

14.09 Uhr: Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht München II stufte seine Selbstanzeige zu einem Schweizer Konto am Donnerstag als ungültig ein und befand ihn der Steuerhinterziehung für schuldig. Das Gericht blieb mit seinem Urteil zwei Jahre unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.

12.22 Uhr: Uli Hoeneß hat sich in seinem Schlusswort dem Plädoyer seines Anwalts angeschlossen. „Ich habe dem Vortrag von meinem Verteidiger nichts hinzuzufügen“, sagte der Präsident des FC Bayern München. „Er hat alles gesagt, was ich nicht besser hätte formulieren können.“ Anschließend legte Hoeneß seiner Frau Susi die Hand auf den Arm, als er den Saal 134 im Münchner Justizpalast verließ.

11.24 Uhr: Die Münchner Staatsanwaltschaft hat gegen Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten gefordert. Die Verteidigung des 62-Jährigen beantragte dagegen im abschließenden Plädoyer am Donnerstagvormittag die Einstellung des Verfahrens. Für den Fall, dass das Gericht Hoeneß' Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung als unwirksam ansieht, fordert die Verteidigung eine Bewährungsstrafe. Das Urteil wird ab 14 Uhr erwartet.

11.14 Uhr: Die Verteidigung fordert eine Bewährungsstrafe und die Aussetzung des Haftbefehls gegen den Präsidenten des FC Bayern München

10.21 Uhr: Hoeneß-Verteidiger Hanns Feigen beginnt sein Plädoyer

10.20 Uhr: Staatsanwalt fordert 5 Jahre und 6 Monate Haft für Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung

9.52 Uhr: Staatsanwalt Achim von Engel beginnt sein Plädoyer

9.48 Uhr: Richter Heindl schließt die Beweisaufnahme

9.36 Uhr: Der Richter verliest ein Protokoll der Vernehmung von Hoeneß' Steuerberater vor gut einem Jahr

9.33 Uhr: Richter Rupert Heindl eröffnet den vierten Prozesstag

Anzeichen einer Sucht?

Die Osnabrücker Spielsuchtexpertin Melanie Schubert hält die Behauptungen von Uli Hoeneß, er habe sich an der Börse „verzockt“ und den Überblick über seine Gewinne und Verlust verloren, für glaubwürdig. „Hoeneß hat eindeutig Symptome spielsüchtiger Börsenspekulanten“, sagte die Suchttherapeutin des Diakonischen Werks in Osnabrück dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Präsident des FC Bayern, der wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht steht, hatte dort am Montag erläutert, dass er über Jahre mit Millionen Euro spekuliert habe, um sich immer wieder einen „Kick“ zu holen. Zum Schluss habe er den Überblick verloren, letztlich sei alles ein großes Durcheinander gewesen.

Spielsüchtige Börsenspekulanten seien in der Regel Männer, die in ihrem Beruf erfolgreich seien, gut verdienten und ihr Geld zunächst nur an der Börse gewinnbringend anlegen wollten, erläuterte Schubert. Doch dann gerieten sie in eine Art Sog. Einmal gewonnenes Geld setzten sie immer wieder ein, oft auch, um an anderer Stelle Verluste auszugleichen. „Einige wissen nicht einmal, bei welchen Banken sie ihre zahlreichen Konten haben, geschweige denn, dass sie sagen könnten, über wie viel Geld sie verfügten.“

Das sind der Expertin zufolge dieselben Anzeichen wie bei anderen Glücksspielsüchten, wie etwa im Spielkasino, beim Online-Pokern, Wetten oder am Automaten. Der Anteil der spielsüchtigen Börsenspekulanten sei sehr gering. Zu 80 Prozent seien Spielsüchtige Automatenspieler. Ihnen allen sei jedoch eins gemeinsam: „Sie können nicht mehr aufhören.“ Es gehe nicht mehr um Gewinne und Verluste, sondern nur noch um das Gefühl, „zocken zu können“.

Das Fatale bei den Börsenspekulanten sei, dass ihre Spielsucht lange nicht auffalle, sagte Schubert. „Sie üben ihren Beruf aus, sind angesehen und erfolgreich, funktionieren in der Familie und haben in der Regel eben viel Geld zum Spekulieren zur Verfügung.“ Und wenn es finanziell eng werde, fänden sie noch immer Mittel und Wege, sich Geld zu leihen. „Das ist ein Krankheitsbild, das einen hohen wirtschaftlichen Schaden anrichtet und eine ganz spezielle Dynamik entwickelt.“

Irgendwann manövrierten sich alle Spielsüchtigen in eine Scheinwelt aus Lügen und Vorspiegelungen falscher Tatsachen, sagte die Therapeutin: „Spieler gehen immer weiter, bis an die Grenze, reizen immer alles aus, drücken immer die Risikotaste.“ Die positive Nachricht sei jedoch: „Spielsucht ist gut behandelbar“, betonte Schubert. Fachkliniken für pathologische Glücksspieler wie auch ambulante Therapieangebote gebe es in ganz Deutschland.