Auch in die Elbe dringt die Flut langsam vor, das zuständige Bundesamt geht von einer Überflutung zwischen Geesthacht und Wilhelmsburg aus. Genaue Informationen im Lauf des Mittwochs.
Hamburg bereitet sich auf das Hochwasser vor
Grafik zum Großklicken
An der Elbe in Niedersachsen bereiten sich Katastrophenstäbe auf neue Rekorde vor: „Es erwartet uns ein Hochwasser einer Dimension, die wir noch nicht hatten“, sagte ein sichtlich besorgter grüner Umweltminister Stefan Wenzel am Dienstag auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Hannover. „Ich rechne damit, dass wir Katastrophenalarm ausrufen müssen, auch vorsorglich, damit alle Leute zur rechten Zeit am rechten Platz sind.“ Wann die Elbe in Niedersachsen ihren Höchststand erreichen wird, ist noch unklar. „Ein Hochwasserscheitel ist bislang nicht erkennbar“, meldete der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Doch auch in Hamburg bereitet man sich auf das Hochwasser vor, am heutigen Mittwoch sollen erste Berechnungen für den hiesigen Elbabschnitt präsentiert werden. Sylvin Müller-Navarra, der beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie die Wasserstandsvorhersage leitet, geht davon aus, dass das Deichvorland zwischen Geesthacht und der Insel Wilhelmsburg überflutet wird. Im Hafen werde sich das Hochwasser verlaufen und „vornehmlich das Niedrigwasser um einige Dezimeter erhöhen“ – das tägliche Gezeitenhochwasser hebt den Pegel St. Pauli um 3,70 Meter.
Seit dem verheerenden Hochwasser von 2002 wurden fast überall entlang der Elbe die Deiche erhöht oder verstärkt. Das bedeutet auch, dass im Oberlauf der Elbe diesmal weniger Deichbrüche zu erwarten sind und der Strom daher wohl noch massiver auf Niedersachsen zufließen wird als damals. Kritische Stellen an den Deichen gibt es nach Auskunft der Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz mehrere. Etwa Alt Garge, ein Ortsteil von Bleckede. Dort ist der neue Deich noch nicht ganz fertiggestellt.
Im Kreis Lüneburg wurde am Dienstag der Katastrophenschutzstab in Rufbereitschaft versetzt. Vertreter der Kreisverwaltung, der Deichverbände, der Feuerwehr, der Polizei und die Bürgermeister der betroffenen Kommunen berieten dort über die aktuellen Hochwasserprognosen und stimmten Schutzmaßnahmen ab. Zumindest das Elbstädtchen Hitzacker, das 2002 komplett unter Wasser stand, ist jetzt deutlich besser gewappnet. Eine fast einen Kilometer lange Mauer schützt die Altstadt, ein Sperrwerk kann bei Bedarf die Jeetzel zur Elbe hin abschotten. „Vermutlich am Donnerstag werden die Tore des Sperrwerks geschlossen und die Pumpen beim Schöpfwerk in Gang gesetzt, um das Wasser der Jeetzel in die Elbe zu befördern“, kündigte der NLWKN an.
Allerdings wird für Hitzacker mittlerweile zur Mitte kommender Woche ein Pegelstand von 8,80 Meter erwartet (bisheriger Rekord: 7,70 Meter). Die Schutzwand reicht bis 8,95 Meter. Die Stadt könnte deshalb trotz der mit Millionenaufwand errichteten neuen Dämme, Mauern und Schöpfwerke erneut überflutet werden. Sie sucht noch freiwillige Helfer, die das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr unterstützen. Einen Bedarf, Sandsäcke auch an Privathaushalte herauszugeben, sieht sie allerdings noch nicht.
Größere Probleme wird voraussichtlich Lauenburg bekommen. Dort sind bereits nicht mehr alle Stadtteile mit dem Auto erreichbar. Die südlichste Stadt Schleswig-Holsteins hat ab Mittwochmorgen ein allgemeines Fahrverbot für die Altstadt erlassen, ebenso ein Halteverbot (Anlieger sind nicht betroffen) – Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und andere Helfer sollen ungehindert durch die verwinkelten Gassen fahren können. Gleichzeitig richtet man sich darauf ein, Pumpen aufzustellen und Schläuche zu verlegen. Von Sonnabend an wird die Altstadt auch für Fußgänger gesperrt, um Schaulustige abzuhalten.
Schon Sonntag könnte der Pegel Hohnstorf am gegenüberliegenden Elbufer auf 9,80 Meter steigen und damit die aktuelle Rekordmarke aus Januar 2011 um gut einen halben Meter überflügeln. Prognosen für die kommende Woche sind unsicher, vielleicht wird sogar die Zehnmetermarke überschritten. Die Stadt bat ihre Bürger, sich darauf einzustellen, dass die Strom- und Wasserversorgung nicht vollständig aufrechterhalten werden könne. Bewohner der Altstadt sollten sich auf eine mögliche Evakuierung ihrer Häuser einstellen. Die Freiwillige Feuerwehr hat bereits begonnen, erste Sandsäcke aufzuschichten.