Michael Jackson hat jahrzehntelang Schmerzmittel eingenommen, war aber nach Meinung seines früheren Konzertmanagers Marcel Avram nicht von ihnen abhängig.
London. „Der Mann war ja nicht süchtig, da kann man erzählen, was man will“, sagte der 70-jährige Deutsche in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in London. Jackson sei seit 1984 immer unter ärztlicher Aufsicht gewesen. „Hat die Medizin versagt?Er garantiert nicht“, sagte Avram, der Jackson als Freund und „größten Künstler unseres Jahrhunderts“ bezeichnete. „Der eine würde sagen, es ist Mozart, der andere Strauss oder Elvis. Ich sage, es ist Michael Jackson, der King of Pop, eine Ikone.“
Jacksons Haare hätten bei Dreharbeiten für eine Pepsi-Werbung im Jahr 1984 Feuer gefangen, sagte Avram. Seitdem habe er ein Haarteil getragen und für die stark verbrannte Kopfhaut Schmerzmittel eingenommen. „Der Schmerz war enorm am Kopf, weil die Haut so dünn ist.“ Selbst Transplantationen hätten das Problem nicht gelöst. „Man kann nicht jemanden verurteilen dafür, dass er Schmerzen hatte. Er hatte immer einen Arzt und einen Koch gehabt. Er ist ja nicht wie unsereins in ein Restaurant gegangen und hat sich eine Pizza bestellt oder abends in einer Diskothek, das war er nicht.“
Avram sagte, er kenne Jackson seit 1972 als Mitglied der „Jackson 5“ und hat fünf von Jacksons Welttourneen veranstaltet. „Zu meiner Zeit hatten wir auf Tournee immer ein oder zwei Ärzte dabei und wenn es zu viel (mit den Schmerzmitteln) war, hat man versucht, ihn runterzubringen, jeden Tag eine Dosis weniger, wie beim Rauchen, scheinbar hatte er einen blöden Arzt“, sagte Avram. „Ich glaube nicht, dass er selbst etwas zu sich genommen hat, ohne dass es der Arzt wusste. Das hat er nie gemacht, dafür ist er zu ängstlich gewesen.“
Er habe Jackson vor zwei, drei Monaten in Los Angeles getroffen und ihm die Hand gegeben. „Der Mann hat noch Kraft in der Hand gehabt und im Rücken, aber ganz schön, auch wenn er sehr zerbrechlich aussah. Der Mann war stark. Wie stark sein Herz war, weiß ich nicht.“
In der Musikbranche gebe es niemanden, der annähernd auf so viel Erfolg und 45 Jahre Berufserfahrung zurückblicken könne. „Mexico- City, fünfmal ausverkauft, 600000 Leute, wo gibt’s denn so was? Es wurden Fußballspiele verlegt, nur um Konzerte zu machen für Michael Jackson.“ Der Popstar sei ein „Mann mit 20 Leben“ gewesen. „Die Presse, allgemeine Skandale, jeder andere wäre auseinandergefallen, wäre tot. Wer bewegt heute die Welt so, sogar nach seinem Tod? Das ist Michael Jackson.“
Die geplanten 50 Konzerte in London sind laut Avram entgegen den Ankündigungen kein Comeback gewesen. „Ein Comeback würde das gleiche sein, was er früher gemacht hat: Welttournee. Tokio, Moskau, Hamburg, London.“ Der 70-Jährige ergänzte: „Dass er die 50 nicht hätte machen können, hätte ich Ihnen gleich sagen können, hundertprozentig. Das hätte zwei Jahre gebraucht. Jeden zweiten Tag ein Konzert, das ist doch nicht Michael Jackson.“
Seine Schulden hätte der US-Sänger abtragen können, wenn er Rechte an seinen Liedern verkauft hätte. „Er war ein reicher Mann. Geld hat ihm nichts bedeutet, sonst hätte er nicht zehn Millionen Euro für ein einziges Video ausgegeben.“