Erneut wurden weite Teile Deutschlands von heftigen Unwettern heimgesucht. Doch dieses Mal blieb es fast immer bei Sachschäden.
Osterode/Königslutter/Berlin. Wieder haben Sommergewittern in vielen Bundesländern Polizei und Feuerwehren in Atem gehalten. Tausende Notrufe gingen ein, ebenso viele Einsatzkräfte kümmerten sich vom Nachmittag bis tief in die Nacht zum Freitag um überflutete Straßen, weggespülte Gullideckel und entwurzelte Bäume.
Vor allem in einigen Teilen Niedersachsens hielt ein Unwetter mit starkem Regen und Gewittern in der Nacht die Feuerwehr in Atem. In Braunschweig liefen viele Keller voll. Ein Heizöltank wurde geflutet, das Öl schwemmte aus dem Tank in ein benachbartes Gewässer. In Osterode mussten rund 30 Keller leergepumpt werden, etwa 140 Feuerwehrleute waren im Einsatz, wie die Polizei mitteilte. In Goslar wurde ein Fußgängertunnel am Bahnhof gesperrt, zahlreiche Straßen waren überflutet. Auch in Königslutter und Helmstedt mussten Keller ausgepumpt werden - betroffen war auch eine Polizeiwache. Verletzte gab es nach Polizeiangaben nicht.
Im übrigen Deutschland blieb das ganz große Chaos jedoch aus. Wenn Fahrer auf den nassen Straßen die Kontrolle über ihre Autos verloren, blieb es zumeist bei Blechschäden. Betroffen waren vor allem Teile Nordrhein-Westfalens und der Südosten Deutschlands. Gegen 4 Uhr hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) alle Unwetterwarnungen auf.
Reisende mussten wegen der Gewitter mit einigen Behinderungen zurecht kommen. Am Flughafen Frankfurt fielen nach Polizeiangaben 27 Flüge aus, 25 Maschinen wurden zu anderen Flughafen umgeleitet. Ein durch einen Blitzschlag umgestürzter Baum störte den Zugverkehr zwischen Essen und Bochum. Züge wurden teils über Gelsenkirchen umgeleitet, es gab Verspätungen.
Etwa 10.000 Euro Schaden entstanden in Mügeln im Norden Sachsen, als mehrere Bäume auf Autos stürzten. Niemand sei verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. "Die Autos waren leer.“ In Köln liefen mehrere Unterführungen voll Wasser, das die Feuerwehr abpumpen musste. In Kaiserslautern war eine Straße am Stadtrand mehrere Stunden gesperrt, weil eine Schlammlawine auf die Fahrbahn gespült worden war.
In Sachsen-Anhalt wurden Teile der Stadt Aschersleben überflutet. Die Kanalisation habe die starken Regenfälle nicht bewältigen können, sagte ein Sprecher der Polizei in Bernburg (Saale). Mehrere Keller seien vollgelaufen. Entlang der Bundesstraße 6n seien Böschungen abgerutscht. In Ilbersdorf wurde den Angaben zufolge ein Hochspannungsmast beschädigt.
+++ Hamburg vor Unwetterfront: Sind Sie richtig versichert? +++
In Dortmund blieb ein 67 Jahre alter Rentner mit seinem Auto in einer mehr als ein Meter hoch überfluteten Unterführung stecken. Er wurde von drei Jugendlichen gerettet, wie die Polizei mitteilte. An der Universität stürzten Teile einer Zwischendecke ein. Dabei sei niemand verletzt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr habe Studenten gebeten, das Gebäude zu verlassen, den Strom abgestellt und Wasser aus dem Keller abgepumpt.
In Oberbayern, der Oberpfalz und in Unterfranken wurden erhebliche Schäden angerichtet. Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll. Nach einer vorläufigen Bilanz der Polizei mussten zwei Menschen mit Unterkühlungen ambulant behandelt werden. Bei einem Verkehrsunfall wegen Aquaplanings verletzte sich eine Frau.
Heftige Gewitter zogen am Donnerstag auch über Thüringen hinweg. In Teilen Ostthüringens stürzten Bäume um, liefen Keller voll und wurden Straßen überschwemmt, wie die Polizei mitteilte. Im Raum Rudolstadt fiel zeitweise der Strom aus. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig kamen innerhalb von nur einer Stunde teils mehr als 30 Liter Regen vom Himmel.
Auch in den nächsten Tagen soll sich die Serie der Sommergewitter fortsetzen. Ein neues Frontensystem war aus Frankreich im Anmarsch. "Da könnte wieder einiges volllaufen“, sagte Karl-Heinz Nottrodt vom Wetterdienst Essen. Die Luft kühle sich vorerst kaum ab. "Deshalb kann es jederzeit wieder losgehen.“
Mit Material von dpa