Ein Anästhesist entlastet den angeklagten Conrad Murray und erklärt, Michael Jackson könnte sich die Todesdosis selbst gespritzt haben.
Los Angeles. Noch immer herrscht keine Klarheit darüber, wer für den Tod des King of Pop verantwortlich ist. Popstar Michael Jackson könnte seinen Tod im Juni 2009 nach der Aussage eines Experten selbst verschuldet haben. Einer der führenden Narkosespezialisten in den USA hat Michael Jacksons früheren Leibarzt, Conrad Murray, vor Gericht entlastet. Der Anästhesist Paul White erklärte am Freitag im Prozess Murray, Jackson habe sich vermutlich selbst eine Dosis des Betäubungsmittels Propofol gespritzt, nachdem eine erste, die ihm Murray gegeben habe, abgeklungen sei. Zudem habe Jackson seien Berechnungen zufolge ein weiteres Beruhigungsmittel genommen. Zusammen könne das "tödliche Konsequenzen“ haben, erklärte White.
White war der letzte Zeuge im Prozess gegen Murray. Der Propofol-Experte war von der Verteidigung vorgeladen worden. Seine Vernehmung soll nach Angaben der "Los Angeles Times“ am Montag fortgesetzt werden. Es war die Aussage, auf die die Anwälte Murrays seit Monaten in dem Verfahren hingearbeitet hatten. Die Aussagen von White beruhen nach Angaben der Verteidigung auf kürzlich durchgeführten Tests an Proben aus Jacksons Autopsie und der Simulation des Zusammenspiels von Propofol mit einem weiteren Beruhigungsmittel. White legte dazu im Gericht eine Reihe von Diagrammen vor, die er in den vergangenen Tagen erstellte.
White erklärte, er glaube Murray, wenn dieser ausgesagt habe, dass er Jackson nur 25 Milligramm Propofol gegeben habe. Das hätte aber nur zehn bis 15 Minuten ausgereicht, sagte White auf Nachfrage. Eine weitere Dosis könne sich Jackson dann selbst verabreicht haben. White widersprach damit der Aussage eines anderen Experten, seines früheren Kollegen Steven Shafer, der es ausgeschlossen hatte, dass Jackson selbst die tödliche Dosis genommen haben könnte.
Die Anklage erklärte danach, sie brauche mehr Zeit, um das Computerprogramm zu überprüfen, das White genutzt habe, bevor das Kreuzverhör beginne. Dem stimmte Richter Michael Pastor zu, der sich überrascht von den verschiedenen Angaben der Experten zeigte. Die Verhandlung sollte am Montag fortgesetzt werden.
Die Anklage hielt es bislang nur für möglich, dass Murray Jackson das Mittel verabreichte und den Raum verließ, als er glaubte, der Sänger schlafe. Murray ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, durch die Verwendung von Propofol den Tod Jacksons herbeigeführt zu haben. Der Arzt hat sich für nicht schuldig erklärt.
+++ Halbzeit im Murray-Prozess - Mediziner-Duell um Jacksons Tod +++
Der Prozess befindet sich in der fünften Woche. Nach Abschluss der Vernehmung von White könnte das Verfahren zur Urteilsfindung an die Geschworenen gehen. Es wird nicht erwartet, dass Murray selbst in den Zeugenstand tritt. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 58-jährigen Mediziner bis zu vier Jahre Haft.