Neue Nacht, altes Problem: Elf Autos wurden in der Hauptstadt bis zum frühen Freitagmorgen angezündet. Insgesamt wurden 17 Fahrzeuge beschädigt.
Berlin. Brennende Autos in Berlin und kein Ende: In der Nacht zu Freitag haben die unbekannten Zündler in der Hauptstadt erneut zugeschlagen. Elf Autos wurden angesteckt, weitere sechs in der Nähe parkende Wagen seien durch die Brände beschädigt worden, sagte ein Polizeisprecher. Verletzt wurde niemand. Die Polizei fahndet nach drei flüchtigen Tatverdächtigen. Anders als in den vergangenen Nächten blieb der im Westteil Berlins gelegene Ortsteil Charlottenburg von den Brandstiftungen verschont.
Da die Wagen in fünf Stadtbezirken angezündet wurden, gehe man von mehreren Tätern aus. Im Bezirk Kreuzberg seien nach den Bränden vier Verdächtige überprüft worden. Es habe aber keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass sie die Feuer gelegt hätten. Im Bezirk Rudow hätten Zeugen drei Verdächtige in unmittelbarer Nähe brennender Wagen beobachtet. Jedoch seien die Beschreibungen der drei Personen nicht ausreichend für eine Fahndung. In zwei weiteren Fällen scheiterte die Brandstiftung, die Wagen fingen nicht Feuer.
In den vergangenen Nächten waren in verschiedenen Stadtteilen bereits dutzende Fahrzeuge in Brand gesteckt worden. Nach Angaben der Polizei vom Vormittag stieg damit die Zahl der vermutlich aus politischen Motiven angezündeten Autos auf 143 im Jahr 2011. Die Zahl der in Mitleidenschaft gezogenen Pkw liegt inzwischen bei 86.
Die CDU hat die Brandstiftungen zum Wahlkampfthema gemacht. Die Partei wirft der SPD um den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit unter anderem vor, nicht rechtzeitig mit einem Maßnahmenkatalog gegen die Brandserie reagiert zu haben. Am 18. September wählt Berlin ein neues Stadtparlament.
Polizeigewerkschaft ruft Bevölkerung zur Mitarbeit auf
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, rief die Bevölkerung dazu auf, bei der Fahndung nach den Tätern zu helfen. "Die Polizei wird es allein nicht schaffen", sagte Wendt den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Freitagausgabe). Sie sei in Berlin "schwach aufgestellt". Wendt forderte eine bessere Ausstattung der Beamten, darunter mehr Hubschrauber und Drohnen mit Wärmebildkameras.
Im Kampf gegen Auto-Brandstifter müsse es "null Toleranz" geben. Bei den Tätern gebe es "offensichtlich Sehnsucht nach englischen Verhältnissen auf Deutschlands Straßen". Die Justiz müsse hart durchgreifen.
Autobesitzer suchen verstärkt nach Garagen
Die Brandanschläge auf Autos führen unterdessen zu einem gestiegen Interesse an Garagen und gesichertem Abstellraum. Das ergab eine Studie des Internetportals Immobilienscout 24, die am Freitag verbreitet wurde. "Wir gehen von einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Brandstiftungen aus“, sagte ein Sprecher des Portals. Zwar könnten auch andere Gründe für die gestiegene Nachfrage nicht ausgeschlossen werden, die in Serie brennenden Autos seien mit Sicherheit Hauptursache.
Der Erhebung zufolge gibt es zurzeit 4.700 Gesuche pro Monat. Im Jahr 2009 seien nur 2.400 Autobesitzer pro Monat auf der Suche nach einer Garage gewesen, hieß es. Auch die Quadratmeterpreise für Garagen würden spürbar anziehen.
Trittbrettfahrer in Bingen?
Auch in Bingen bei Koblenz brannten in der Nacht zu Freitag Autos. Zwei Klein- und ein Mittelklassewagen älteren Baujahrs wurden komplett zerstört, wie ein Sprecher des Mainzer Polizeipräsidiums sagte. Der Schaden wurde auf insgesamt rund 20.000 Euro beziffert.
Zu einem möglichen Zusammenhang mit der Serie von Brandstiftungen in Berlin sagte der Polizeisprecher: "Bingen ist nicht Berlin, aber es ist nicht auszuschließen, dass hier Trittbrettfahrer am Werk waren.“
Material von dpa, dapd und reuters