Betreiber Tepco hat im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins einen Strahlenwert von mehr als zehn Sievert pro Stunde gemessen.
Tokio. Am havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins hat der Betreiber Tepco die höchste Radioaktivität seit dem verheerenden Erdbeben im vergangenen März gemessen. Mehr als zehn Sievert pro Stunde betrug die Strahlung am Boden eines Außenrohrs zwischen den Reaktoren 1 und 2, wie ein Unternehmenssprecher am Montag sagte. Aus der Atomruine war nach dem Megabeben und dem Tsunami am 11. März immer wieder radioaktives Material in die Umwelt gelangt.
In Sievert (Sv) wird die biologische Wirkung radioaktiver Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen angegeben. Entscheidend ist die jeweilige Zeiteinheit, auf die die Angaben bezogen werden.
Die natürliche Hintergrundstrahlung in Deutschland – verursacht etwa durch radioaktive Substanzen im Boden wie Radon – beträgt im Schnitt 2,4 Millisievert im Jahr und gilt als unbedenklich. Bei 1000 Millisievert (gleich 1 Sievert) steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken, um zehn Prozent. Bei einigen Menschen löst bereits eine Bestrahlung mit 100 Millisievert körperliche Folgen wie Übelkeit und Erbrechen aus. Angesichts der Atomkatastrophe hatte die japanische Regierung die zugelassene jährliche Höchstgrenze für Arbeiter in einem Kernkraftwerk von 100 auf 250 Millisievert angehoben.
14 Kommunalregierungen werden geernteten Reis, Japans traditionelles Grundnahrungsmittel, auf eine mögliche Kontamination mit radioaktivem Cäsium testen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Das Landwirtschaftsministerium rief die Präfekturen im Norden und Osten Japans dazu auf, den angebauten Reis kurz vor und nach der Ernte zu untersuchen.
Wenn Reis gefunden wird, dessen Cäsium-Kontamination den Grenzwert von 500 Becquerel pro Kilogramm übersteigt, könnte das Ministerium die Verschiffung verbieten, meldete Kyodo unter Berufung auf Ministeriumssprecher. In der Einheit Becquerel (Bq) wird die Stärke der Radioaktivität angegeben wird. Gemessen wird der Zerfall von Atomen pro Sekunde.
Die Behörden entdeckten bereits zu hohe Strahlungswerte in Rindfleisch, Gemüse, Meeresfrüchte, Milch und Teeblättern. Am Montag ordnete die Regierung in Tokio für die Präfektur Iwate an, den Transport von Schlachtrindern zu stoppen, nachdem einige Tiere mit radioaktivem Material kontaminiert worden waren. Eine Cäsiumbelastung über dem offiziellen Grenzwert wurde im Fleisch von sechs Kühen nachgewiesen. Die Tiere waren mit Heu gefüttert worden, das zu Beginn der Atomkatastrophe im Freien lag. Aus Iwate werden jährlich rund 36 000 Stück Vieh geliefert.
Tokio hatte bereits den Präfekturen Miyagi und Fukushima den Rindertransport untersagt. Die Behörden erwägen zudem ein ähnliches Verbot für die Region Tochigi, nachdem Cäsium in Rindfleisch aus der Region entdeckt worden war. (dpa)