So soll verhindert werden, dass radioaktive Partikel austreten
Tokio. Rund 100 Tage nach dem Erdebeben in Japan und der Katastrophe von Fukushima tritt immer noch gefährliche Strahlung aus der Ruine des Kernkraftwerks aus. Vor allem Block 1 macht dem Betreiber Tepco Sorgen, nicht nur wegen der geschmolzenen Brennstäbe und des radioaktiv verseuchten Wassers im Gebäude. Wind und Wetter tragen auch ungehindert radioaktive Partikel in die nähere und weitere Umgebung. Nun will Tepco das Gebäude mit einem Gerüst und einer Plane aus Polyester schützen. Das "Leichentuch" muss vor allem wasser- und winddicht sein. Kein noch so kleines Körnchen soll austreten können.
Der ganze Aufbau, von dem Tepco jetzt eine Computersimulation veröffentlichte, hat eine Breite von 42,3 Metern, eine Länge von 46,9 Metern und eine Höhe von 48 Metern. Auf das Polyesterzelt wird dann noch ein Dachgerüst aufgesetzt. Angeblich ist die Konstruktion erdbebensicher. Mit dem Bau soll am 27. Juni begonnen werden. Bewährt sich das neue Verfahren, will Tepco es auch bei den beschädigten Blöcken 3 und 4 anwenden.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Regierung eine erneute Ausweitung der Evakuierungsgebiete um die Atomruine erwägt. "Wir werden in naher Zukunft zu einer Entscheidung kommen", sagte ein Regierungssprecher. Wegen der langfristigen Strahlenbelastung waren bereits zuvor Einwohner einiger Gemeinden außerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW zum Verlassen der Häuser aufgefordert worden.
Die Strahlung hat auch erste Folgen für die Bauern in der Provinz Shizuoka. Einige Plantagen in Japans berühmter Teeanbau-Provinz sollen den Verkauf radioaktiv belasteter Teeblätter stoppen, wie die lokalen Behörden bekannt gaben. In Deutschland wird der grüne Tee nicht verkauft.