Japan stuft das Atomunglück von Fukushima nun offiziell als ebenso schwer ein wie das Reaktorunglück in Tschernobyl im Jahr 1986.
Tokio. Japan bewertet die Atomkatastrophe von Fukushima nun als ebenso gravierend wie das Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986. Die Katastrophe werde auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (Ines) auf die höchste Stufe 7 statt bislang 5 eingeordnet, teilte die japanische Atomaufsicht am Dienstag in Tokio mit. Japan hatte am Vortag angekündigt, weitere Gebiete evakuieren zu lassen. Unterdessen wurde Japan am Morgen erneut von starken Nachbeben erschüttert. Ein Erdstoß der Stärke 6,4 vor der Küste der Provinz Chiba ließ auch Häuser im benachbarten Tokio wackeln. Es gab aber keine Berichte über Verletzte oder Schäden.
Die Anhebung der Schwere des Atomunfalls in Fukushima auf die Gefahrenstufe 7 bedeutet, dass es Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld gibt. Die in Fukushima freigesetzten radioaktiven Materialien würden bislang zehn Prozent der von Tschernobyl betragen, hieß es. Die Regierung kündigte an, die Messungen von Radioaktivität auszuweiten. Die freiwerdende Radioaktivität habe sich jedoch zuletzt verringert. Die Strahlung stamme überwiegend aus dem Reaktor 2, wo es am 15. März zu einer Explosion gekommen war, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
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Das radioaktive Leck könnte jedoch die in Tschernobyl freigesetzte Menge noch übertreffen, berichtete Kyodo unter Berufung auf den Betreiber Tepco. Bisher hatte für drei Meiler im AKW Fukushima Eins die Stufe 5 gegolten. Diese bedeutet nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS): begrenzte Freisetzung von radioaktiven Stoffen und Einsatz einzelner Katastrophenschutzmaßnahmen. Stufe 7 bedeutet demnach: "Schwerste Freisetzung: Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld.“ Demnach könnte ein Atomunfall auch ohne eine katastrophale Explosion die höchste Stufe erreichen.
Nachbeben in Japan - Arbeiten am AKW Fukushima fortgesetzt
Derweil versuchen Arbeiter in Fukushima weiter, die Atomruine unter Kontrolle zu bringen. Am Vortag hatte ein weiteres starkes Erdbeben neue Probleme ausgelöst. Der Erdstoß mit der Stärke 7,0 unterbrach kurzzeitig die Stromversorgung. Die Kühlung der kritischen Reaktoren 1 bis 3 fiel für 50 Minuten aus. Das Abpumpen verseuchten Wassers verzögerte sich. Auch das Einleiten von Stickstoff zur Verhinderung von Wasserstoffexplosionen musste gestoppt werden.
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In Folge des starken Nachbebens kamen drei Menschen bei Erdrutschen ums Leben. Auch am Dienstagmorgen suchten weitere Nachbeben das geplagte Inselreich heim. Berichte über neue Probleme in der Atomruine gab es aber nicht. Auch wurde keine Warnung vor Tsunami ausgegeben. Der Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen konnte nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen werden. Auch die Landebahnen auf dem Tokioter Flughafen Narita mussten zwischenzeitlich gesperrt werden. Die Stärke des Bebens war zunächst mit 6,3 angegeben worden, wurde aber auf 6,4 angehoben. Seit dem Beben der Stärke 9,0 vor einem Monat kam es zu hunderten Nachbeben. (dpa)