Prinz William möchte wie sein jüngerer Bruder Harry als Soldat nach Afghanistan. Die Gefahr, dass die Taliban ihn als Zielscheibe nutzen ist groß.
London. Mutig: Prinz William will in die Fußstapfen seines jüngeren Bruders Harry treten und als Soldat nach Afghanistan gehen. Das sagt der Zweite in der britischen Thronfolge in einem Interview für den Sender Sky 1, das am Mittwoch ausgestrahlt werden soll. William hat kürzlich seine Ausbildung zum Militärhubschrauber-Piloten beendet und schiebt derzeit regulären Dienst in einer Militärbasis in Wales. „Mein Herz gehört der Armee“, sagt der 28-Jährige in dem Interview. Es sei nur schade, dass er aus Sicherheitsgründen noch nicht nach Afghanistan habe gehen können. „Ich habe immer noch die Hoffnung, den Glauben und den absoluten Willen, da raus zu gehen.“
Es gebe einige „durchaus zutreffende Argumente“, warum einer aus den obersten Reihen der britischen Königsfamilie nicht unbedingt in den Krieg ziehen sollte, gibt William selber zu. „Aber viele sind auch total übertrieben.“
Sein 26 Jahre alter Bruder, der im Gegensatz zu Williams Gentleman-Image eher als Haudegen gilt, hatte sich bereits durchgesetzt . Er war unter strengster Geheimhaltung zehn Wochen als Soldat in die afghanischen Provinz Helmand gegangen. Als sein geheimer Einsatz im Februar 2008 im Internet aufflog, musste er zurück. Derzeit macht er eine weitere Ausbildung, ebenfalls zum Hubschrauberpiloten - mit der Absicht, seine Chancen auf einen erneuten Einsatz am Hindukusch zu erhöhen.
Die britische Öffentlichkeit ist sich über die Wünsche der beiden uneins: Einerseits loben sie die jungen Männer für den Einsatzwillen, andererseits ist die Gefahr für das ganze Land groß und eine permanente Bewachung der Prinzen an der Front schwer vorstellbar. Wie es ausgehen könnte, wenn einer der Söhne von Thronfolger Prinz Charles und der verstorbenen Prinzessin Diana den Taliban in die Hände fallen würde, zeigt jetzt auch ein Fernsehfilm, der seit Tagen für Diskussionen im Königreich sorgt. In dem fiktiven Film des Senders Channel 4, der am Donnerstag ausgestrahlt werden soll, wird Prinz Harry nach einem Hubschrauber-Absturz von den Taliban entführt. Sie zwingen ihn, in Taliban-Propagandavideos aufzutreten und unterziehen ihn einer vorgetäuschten Hinrichtung. Währenddessen laufen die Verhandlungen, welche Bedingungen die Briten für Harrys Freilassung erfüllen müssten.
Der Ärger um das Doku-Drama geht so weit, dass sich sogar der britische Militärchef Jock Stirrup einschaltete und den Sender in einem Brief bat, auf die Ausstrahlung zu verzichten, wie mehrere Medien berichteten. Der Film sei eine Beleidigung für die Familien der britischen Soldaten und gefährde die Sicherheit der Truppen in Afghanistan. Channel 4 argumentiert, dass keine geheimen Informationen preisgegeben würden und das Thema mit äußerster Vorsicht angegangen werde. Es sei ein „legitimes Anliegen“, das „volle Ausmaß der Gefahren, denen ein Mitglied der Königsfamilie im Kriegstheater ausgesetzt ist“, verstehen zu wollen.
Nur Spekulation bleiben kann allerdings, warum es die beiden jungen Männer so leidenschaftlich nach Afghanistan und an die Front zieht. Vielleicht hat es mit ihrem Wunsch zu tun, so nah am Alltagsleben zu sein, wie es nur geht, wie William ebenfalls in dem Interview betont. Seine Mutter Diana habe ihre Jungs immer ermahnt, „normal“ zu bleiben, sagt er. Sie habe sie darin bestärkt, „den Kontakt zur Realität nicht zu verlieren“ - und das versuchten er und Harry bis heute. „Wir wollen nicht verweichlicht sein, wir wollen nicht von allem ferngehalten werden, wir wollen die Dinge sehen, die Wirklichkeit, und wir wollen diese realen Sachen selber machen.“