Motorradfahrer rasen in den Tod, Fußgänger sterben auf den Straßen. Die Zahlen über Verkehrstote sind erschreckend. Besonders gefährlich: Landstraßen.
Wiesbaden. Auf deutschen Straßen sterben 2011 erstmals seit 20 Jahren wieder mehr Menschen. Die Zahl der Verkehrstoten wird nach einer Schätzung des Statischen Bundesamtes bis zum Jahresende voraussichtlich auf 3900 steigen. Das sind rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Jeden Tag kommen damit durchschnittlich elf Menschen im Straßenverkehr ums Leben - ein Toter mehr als 2010. Allerdings ist die Gesamtzahl der Verkehrstoten die zweitniedrigste seit Einführung der Statistik 1953, wie die Behörde am Montag in Wiesbaden berichtete.
Bei den Verletzten ist ebenfalls ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu erwarten, um etwa fünf Prozent auf 389.000. Die Zahl aller erfassten Unfälle wird dagegen voraussichtlich leicht sinken - um mehr als zwei Prozent auf rund 2,35 Millionen. Damit nehmen die Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, binnen Jahresfrist voraussichtlich um rund fünf Prozent auf 303.000 zu.
Den stärksten Anstieg tödlicher Unfälle gab es auf den Landstraßen. Nach genaueren Erhebungen, die erst für die ersten drei Quartale vorliegen, waren es 8,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Weniger tödliche Unfälle sehen die Fachleute nur auf den Autobahnen - in den ersten neun Monaten betrug das Minus im Jahresvergleich 6,0 Prozent.
In den Städten und Dörfern des Landes ließen dagegen auch mehr Verkehrsteilnehmer ihr Leben. Die Zahl tödlicher Unfälle nahm innerorts im Vergleichszeitraum um mehr als vier Prozent zu.
Eine besonders starke Zunahme stellten die Statistiker bei den getöteten Fußgängern fest - in den ersten neun Monaten waren es 375 und damit fast 25 Prozent mehr. Überdurchschnittlich hoch war der Anstieg auch bei Motorradfahrern und bei Jugendlichen. Allein in den ersten drei Quartalen kamen 91 Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren auf deutschen Straßen ums Leben - das waren 17 mehr als im Vorjahr. Bei den Kindern unter 15 Jahren waren es dagegen 22 weniger. Bei den alten Menschen über 65 Jahren lag der Anstieg etwa bei 7,5 Prozent.
Ein im Vergleich zum Vorjahr milder Jahresanfang habe zu weniger Unfällen, aber mehr Toten und Verletzten geführt, so die Statistiker. „Der warme und trockene Frühling hat die Zweiradsaison früh beginnen lassen.“ Damit seien mehr schlecht geschützte Motorradfahrer unterwegs gewesen. Sie hatten auch im August einen hohen Anteil an der Zunahme der Verkehrstoten.
Mehr Geld für Präventionsarbeit gefordert
Der Auto Club Europa (ACE) forderte für die Präventionsarbeit im Straßenverkehr mehr Geld. Die Bundesregierung habe den zuständigen Verbänden in den vergangenen 15 Jahren fünf Millionen Euro jährlich für die Verkehrssicherheitsarbeit zur Verfügung gestellt, sagte der ACE-Vorsitzende Wolfgang Rose in Stuttgart. Durch die Inflation käme dies faktisch einem Rückgang gleich. "Es wäre sicherlich kein Fehler, hier eine Million Euro draufzulegen", sagte Rose.
Auch der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) mahnte eine "kontinuierliche Präventionsarbeit" an. Die Zahlen zeigten, "dass wir in der Verkehrssicherheitsarbeit nicht nachlassen dürfen", sagte ADAC-Statistiker Wolfgang Steichel auf Anfrage in München. Dabei müssten insbesondere die Unfallschwerpunkte auf den Landstraßen zum Beispiel durch Leitplanken besser gesichert werden.