Der ADAC machte den Test an sechs Hamburger Kreuzungen. Tausende Fußgänger, Rad- und Autofahrer überqueren die Straßen bei Rot.

Hamburg. Die Ampel springt auf Gelb um, und für viele Autofahrer bedeutet das: Noch einmal auf das Gaspedal treten und die Kreuzung überqueren. Gleiches gilt für Fußgänger, die beispielsweise noch den Bus auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreichen wollen. Eine Untersuchung des ADAC an sechs großen Kreuzungen im Hamburger Stadtgebiet beweist nun, dass das rote Ampellicht in Hamburg von Verkehrsteilnehmern immer häufiger ignoriert wird.

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Mit Hilfe von anonymen Videoaufzeichnungen wurden sechs Kreuzungen 24 Stunden lang beobachtet und die Rotlichtverstöße ausgewertet. Getestet wurden die Kreuzungen Sierichstraße/Hudtwalcker Straße, Berliner Tor/Beim Strohhause, Cuxhavener Straße/Am Neugrabener Bahnhof, Alsterglacis/Mittelweg, Grindelallee/Rentzelstraße und Stresemannstraße/Holstenplatz.

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Die höchste Fußgängerfrequenz zwischen 6 und 19 Uhr wurde an der Stresemannstraße mit 9192 Fußgängern gemessen. 3106 Menschen haben die Straße davon bei Rot überquert, das sind 33,79 Prozent. Auf dem zweiten Platz landet die Kreuzung an der Grindelallee. Von 6787 Fußgängern haben 729 Personen die Straße zu früh oder zu spät überquert. Das sind 10,74 Prozent. Am wenigsten Rotlichtverstöße verzeichnete der ADAC an der Cuxhavener Straße. Dort haben nur 3,81 Prozent der Fußgänger die Straße noch bei Rot überquert.

Besonders besorgt ist der ADAC auch wegen der Ergebnisse der Autofahrer an den getesteten Straßenkreuzungen. Am häufigsten wurde die Ampel an der Sierichstraße missachtet. Dort haben 4,5 Prozent, also 298 der 6621 gezählten Autos, die Kreuzung zu früh oder zu spät überquert. An allen beobachteten Ampeln verzeichnete der ADAC mehr als 700 Rotlichtsünder. Sie alle hätten ihren Führerschein abgeben müssen, wären sie von der Polizei erwischt worden.

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Auch die Fahrradfahrer haben insgesamt an allen sechs Kreuzungen 618 Mal die roten Ampeln missachtet, am häufigsten an der Sierichstraße mit 16,88 Prozent. Darauf folgt die Überquerung an der Stresemannstraße, bei der 12,53 Prozent der Fahrradfahrer die Ampel zu früh überquert haben. Nur 2,18 Prozent der Radfahrer missachteten die rote Ampel an der Cuxhavener Straße.

Als Reaktion auf die Ergebnisse fordert der ADAC mehr Kontrollen in den Hauptverkehrszeiten, mehr Kontrollen durch mobile und stationäre Anlagen an Unfallschwerpunkten. Zudem soll mit "guten Ampelschaltungen" besonders für Radfahrer und Fußgänger mehr Akzeptanz für die Ampeln geschaffen werden.