Nahe der für den ESC vorgesehenen Halle sollen nun Parks, Luxuswohnungen und ein Einkaufszentrum entstehen. Viele werden obdachlos.
Baku/Moskau/Berlin. Vor dem Eurovision Song Contest (ESC) in Aserbaidschan lässt die autoritäre Führung der Ex-Sowjetrepublik nach Angaben von Menschenrechtlern Wohnungen zwangsräumen und abreißen. Dutzende Familien seien bereits aus dem Teil der Hauptstadt Baku vertrieben worden, in dem im Mai der ESC über die Bühne gehen soll, schrieb die Organisation Human Rights Watch (HRW) in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. „Die aserbaidschanische Regierung zerstört nicht nur Häuser, sie zerstört das Leben von Menschen“, sagte HRW-Expertin Jane Buchanan einer Mitteilung zufolge.
Die Häuser würden abgerissen, obwohl die Bewohner teilweise noch ihr Hab und Gut dort hätten, prangerte HRW an. Die Regierung von Präsident Ilcham Alijew verweigere den Betroffenen eine gesetzlich vorgeschriebene Entschädigung. Nahe der für den ESC vorgesehenen Halle entstünden nun Parks, Luxuswohnungen und ein Einkaufszentrum. Menschenrechtler werfen Alijew seit langem Vetternwirtschaft und Korruption sowie Unterdrückung Andersdenkender vor.
Der Grünen-Menschenrechtsexperte Volker Beck warb unterdessen am Mittwoch beim aserbaidschanischen Botschafter Parviz Shahbazov mit einem Geschenk für die Einhaltung der Menschenrechte. Beck überreichte Shahbazov am Mittwoch in Berlin ein T-Shirt, auf dem auf Aserbaidschanisch und Englisch für Menschenrechte geworben wird. „Drohungen, Schikanen und Akte der Gewalt gegen Journalisten und Bürgerrechtsaktivisten bleiben nach meinen Erkenntnissen oft ungeahndet“, sagte Beck. Er halte es für problematisch, dass der ESC dort stattfinde. Beck kündigte an, nach Aserbaidschan zu reisen. Der Botschafter habe zugesichert, frei einreisen zu können.