Schalke-Ikone thematisiert seine Alzheimer-Erkrankung in der Autobiografie “Wie ausgewechselt - verblassende Erinnerungen an mein Leben“.
Essen. Rudi Assauer, der große "Macho" der Fußball-Bundesliga, ist krank. Der langjährige Manager des Traditionsklubs Schalke 04 enthüllt in seiner Autobiografie "Wie ausgewechselt - verblassende Erinnerungen an mein Leben" seine Alzheimer-Erkrankung, die er seit Januar 2010 in einer Essener Klinik behandeln lässt. Chance auf Heilung gibt es für den 67-Jährigen nicht, der Krankheitsverlauf ist fortschreitend und unumkehrbar. Assauer ist längst auf fremde Hilfe angewiesen.
"Wenn es eine Sache in der Welt gibt, wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer. Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum", heißt es in dem Buch. Der Hintergrund: Auch seine inzwischen verstorbene Mutter war an Alzheimer erkrankt, sein älterer Bruder wird seit Jahren wegen Altersdemenz in einem Pflegeheim betreut.
"Es gibt künstliche Knie, neue Hüftgelenke, andere freuen sich des Lebens mit 'nem Herzschrittmacher, aber der Kopf, die Birne. Schlimmer geht's nicht", wird Assauer in der Vorankündigung des Verlags zitiert. Laut Medienberichten lebt "Assi" bei seiner Tochter Bettina, 46, in Gelsenkirchen. Sie stammt aus seiner ersten Ehe mit Ingrid Assauer, die 2007 geschieden wurde. Da lebten beide aber schon seit 21 Jahren getrennt. Auch Assauers ehemalige Sekretärin kümmert sich um ihn.
"Dass ihn diese furchtbare Krankheit ereilt hat, macht mich sehr betroffen. Ich wünsche ihm alle erdenkliche Kraft, mit diesem schweren Schicksal umzugehen. Eines steht fest: Nicht nur die Sympathien, auch die Unterstützung aller Schalker sind ihm sicher", sagte Schalke-Boss Clemens Tönnies.
+++ Info: Alzheimer ist eine Form der Demenz +++
Buch-Autor Patrick Strasser von der Münchner "Abendzeitung" hat Assauer mehrere Monate lang begleitet und viele intensive Gespräche geführt. Das Vorwort hat Assauers Freund und Schalke-Cheftrainer Huub Stevens geschrieben. Entstanden sei eine bewegende Autobiografie, die Assauer in vielen persönlichen Worten und Bildern ein letztes Mal so nahebringt, wie man ihn gekannt habe, schreibt der Verlag. Die Autobiografie berichte aber auch davon, wie ihn das Schicksal seiner Krankheit viel zu früh aus dem vollen Leben gerissen habe.
In den letzten Jahren war es still um den einstigen Bundesliga-Profi geworden, der 307 Erstligaspiele für Borussia Dortmund (1964 bis 1970) und Werder Bremen (1970 bis 1976) bestritten hatte. Einige Jahre hatte Assauer das tückische Leiden versteckt. "Man will es nicht wahrhaben", sagte er. Dann aber gab es immer häufiger Gerüchte: Die Geschichte, dass er das Haus verließ und nicht mehr wusste, wo er sein Auto geparkt hatte, machte die Runde. Der eigentlich fröhliche Typ und Frauenheld zog sich immer mehr zurück.
Inzwischen hat er sich zur totalen Offenheit entschieden. Am 7. Februar wird das ZDF in seiner Sendereihe "37 Grad" (23.15 Uhr) über Rudi Assauer berichten. Äußerlich sieht er wie früher aus. Doch der Mann hat sich völlig verändert. Rudi Assauer spricht langsam, fast schleppend. "Hab jahrelang auf hohem Niveau Fußball gespielt. Jetzt auf einmal ist alles vorbei." Lange Pause. "Tja, kein Mensch kann dir helfen."
Schon immer stand Assauer gern im Blickpunkt, wobei er die Umgebung mit dem Rauch seiner Zigarillos und Zigarren vernebelte. Die große öffentliche Darstellung der Krankheit begründet er nun damit, mit Würde aus dem Rampenlicht treten zu wollen. Die Partnerschaft mit der Schauspielerin Simone Thomalla, 46, genoss er sicherlich nicht nur aus Liebe, sondern auch wegen der großen Aufmerksamkeit der Medien. Für einen Werbespot für Veltins griff er mit seiner Lebensgefährtin zusammen ironisch das Macho-Image auf. "Nur gucken, nicht anfassen" hieß der Slogan, entlehnt dem Spott der Schalker Konkurrenz, die den Spruch einmal erfunden hatte, weil der Revierklub zu Assauer-Zeiten nie die Meisterschale in die Hand bekam. 2006 erhielt das Paar den Fernsehpreis Goldene Kamera - fast so schön wie der Meistertitel.
2009 zerbrach die Verbindung mit der deutlich jüngeren "Tatort"-Kommissarin Thomalla. Seine 2011 geschlossene Ehe mit der 21 Jahre jüngeren Britta Idrizi hielt der Belastung durch die Krankheit nicht stand. Sie lebt weiter in dem gemeinsamen Haus in Gelsenkirchen, wird es aber wohl aus finanziellen Gründen räumen müssen, wie die "Bild" berichtet.