Es ist der letzte Ausweg, um eine größere Katastrophe zu verhindern. Das Leck in der gesunkenen Ölplattform ist immer noch nicht gestopft.
New Orleans. Im Kampf gegen die Ölpest vor der US-Golfküste haben Experten am Mittwoch damit begonnen, den Ölteppich in Brand zu stecken. Die Behörden rangen sich zu dem umstrittenen Schritt durch, nachdem andere Versuche zur Schließung des Bohrlochs scheiterten und weiterhin hunderttausende Liter Öl ins Meer flossen. Die Küstenwache warnte vor einem der größten Öldramen der US-Geschichte, sollte das Leck nicht bald gestopft werden.
Nach Darstellung der Küstenwache stellte das kontrollierte Abfackeln des Ölteppichs den letzten Ausweg dar, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Die drastische Methode ist umstritten, da große Mengen giftigen Rauchs in den Himmel steigen und verbrannte Ölreste im Meer zurückbleiben. „Diese Maßnahme ist augenscheinlich mit Gefahren verbunden“, sagte Küstenwache-Sprecherin Cheri Ben-Iesau.
Die Experten begannen mit dem Versuch, das Öl mit aufblasbaren Barrieren einzuhegen und aufs offene Meer zu schleppen. „Dort wird es entzündet und kontrolliert abgebrannt“, sagte Ben-Iesau. Zunächst würden am Mittwoch Testbrände gelegt, um zu sehen, ob sich das Öl überhaupt entzünden lässt. „Man kann da nicht einfach ein Streichholz reinwerfen“, sagte die Sprecherin. Das Öl in den Barrieren müsse eine bestimmte Konzentration erreichen und werde dann mit Brandbeschleuniger angesteckt.
Die US-Umweltbehörde EPA sollte während des Abfackelns die Luftverschmutzung messen und notfalls ein Ende der Brände anordnen. Sollten die giftigen Schwaden an Land ziehen, könnten sie Mensch und Tier schaden. Die Umweltschutzgruppe WWF bezeichnete die Pläne, das Öl zu verbrennen, als einen „verzweifelten Ansatz“.
Das Abfackeln war nötig geworden, nachdem sich der Ölteppich am Mittwoch bis auf 30 Kilometer der ökologisch höchst empfindlichen US-Küste näherte. Täglich fließen nach wie vor 42.000 Barrel Öl aus dem Bohrloch, dessen Schließung mehrfach misslang. Ursache der Ölpest war die Explosion und das anschließende Sinken einer Bohrplattform in der vergangenen Woche.
Die Ölpest könnte sich dies zu einer der „bedeutendsten Ölkatastrophen der US-Geschichte“ ausweiten, sagte Küstenwachensprecherin Mary Landry mit Verweis auf den Untergang des Öltankers Exxon Valdez 1989. Damals hatten rund 50.000 Tonnen Öl die Küste im Süden Alaskas auf einer Länge von fast 2000 Kilometern verseucht. Es war die schlimmste Ölpest in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Am Dienstag hatten die Rettungskräfte zudem mit dem Bau einer riesigen Schutzglocke zur Abdeckung der Bohrinsel begonnen, die ein weiteres Auslaufen von Öl verhindern soll. Die Vorrichtung unter Wasser funktioniert dabei wie ein Deckel, unter dem sich das Öl ansammelt. Nach Angaben der Küstenwache könnte der Bau dieser Schutzglocke jedoch bis zu vier Wochen dauern.