Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat in der Debatte über sexuellen Missbrauch auf sinkende Fallzahlen in Deutschland hingewiesen.
Osnabrück/Rom. In der Debatte über Missbrauch an Kindern hat der Kriminologe Christian Pfeiffer auf sinkende Fallzahlen in Deutschland hingewiesen. „Die polizeilich registrierten Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern sind seit 1997 um knapp 30 Prozent zurückgegangen“, sagte der Professor der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ laut Vorabmeldung. Der tatsächliche Rückgang dürfte demnach weit höher liegen, weil die Anzeigebereitschaft der Opfer von Sexualstraftaten deutlich zunahm. „Wenn die polizeibekannten Fälle dennoch gleichzeitig stetig sinken, spricht das für ein insgesamt stark schrumpfendes Deliktsfeld“, sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.
Pfeiffer führt den Trend in erster Linie darauf zurück, dass „Täter heute mehr als früher befürchten müssen, erwischt zu werden“. Die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Übergriffe ans Licht kämen, wirke abschreckend, sagte Pfeiffer. „Die größere Anzeigebereitschaft der Opfer sowie eine auf mehr als 80 Prozent gestiegene Aufklärungsquote der Polizei haben entscheidende präventive Wirkung.“
Papst unterschreibt Brief zum Missbrauchsskandal
Papst Benedikt XVI. unterschreibt heute den Hirtenbrief zum tausendfachen Missbrauchsskandal in der irischen Kirche. Der Vatikan veröffentlicht den Brief an die irischen Bischöfe jedoch erst am Sonnabend. Erwartet wird, dass das Schreiben auch Konsequenzen für die katholische Kirche in Deutschland zieht. Denn im Vatikan hatte es geheißen, der Skandal im Heimatland des deutschen Papstes habe das Erscheinen des seit langem angekündigten Schreibens noch verzögert. Benedikt will mit dem Brief den von Skandalen erschütterten Kirchen zu Reue, Heilung und Erneuerung verhelfen. Das Dokument dürfte praktische Vorgaben enthalten, wie die von Rom geforderte „Null Toleranz“ in Sachen Missbrauch durchzusetzen ist.