Die Schulbehörde will die Rekordjagd auf See verbieten. Das Mädchen wäre die jüngste Weltumseglerin aller Zeiten.

Hamburg. Die einen werden sie als mutige Heldin feiern und ihre Tatkraft bewundern, die anderen werden sie als vernarrte Seglerin bezeichnen. Die 13-jährige Holländerin Laura Dekker sorgt derzeit mit ihren Plänen für Aufsehen. Das blonde Mädchen möchte allein die Welt umsegeln und damit einen neuen Rekord als jüngste Weltumseglerin aufstellen. Nur wenig hat in den Niederlanden in jüngster Zeit so kontroverse Debatten ausgelöst wie die Entschlossenheit dieses Mädchens.

Derzeit prüft ein Gericht, ob den Eltern der Möchtegern-Rekordlerin das Sorgerecht entzogen werden muss. Die Begründung des Jugendamtes: Durch die auf zwei Jahre angelegte Reise wäre Lauras "Recht gefährdet, sich durch Bildung, Kontakt mit Altersgenossen und Hilfe durch Erwachsene zu einer stabilen Persönlichkeit zu entwickeln". Bis Freitag soll das Familiengericht in Utrecht sein Urteil fällen. Auch die Staatssekretärin des Bildungsministeriums, Marja van Bijsterveldt, betont, der Teenager müsse den Törn abblasen, weil die Schülerin zu viel Unterricht versäumen würde. Dies wäre ein Verstoß gegen die Schulpflicht. Ein Antrag der Eltern, die Seglerin bis September 2011 vom Schulbesuch freizustellen, wurde vom Ministerium abgelehnt. Laura will während der Reise mithilfe des Internets lernen und Hausaufgaben per E-Mail erledigen.



Laura Dekker und ihre Eltern haben trotz des Streits mit den Behörden bereits alles geplant. Die 8,30 Meter lange Yacht "Guppy" ist zur Abfahrt bereit. Am1. September soll die Reise losgehen. "Ich weiß, was ich tue", sagte die Seglerin im Jugendjournal des öffentlich-rechtlichen Senders NOS. Die junge Sportlerin ist eine erfahrene Seglerin. Sie wurde auf einer Yacht geboren, als sich ihre Eltern auf einer Weltumsegelung befanden. "Sie hat die ersten vier Jahre ihres Lebens auf See verbracht", sagt der Anwalt der Familie, Peter De Lange. Und sozusagen "Meersalz im Blut". Die Aufregung um ihren Rekordversuch findet Laura "ziemlich übertrieben", wie sie im Fernsehen sagte. Sie könne die Risiken gut einschätzen. "Es wird Momente geben, in denen es nicht sehr nett ist. Mit Sturm und so weiter. Aber ich weiß, wie ich mich dann verhalten muss."


Sachverständige bestätigen, dass die 13-Jährige ihr Schiff "absolut sicher beherrscht". Und Psychologen erklären, die Gefahr von Depressionen durch eine Vereinsamung sei vergleichsweise gering, da Laura Häfen ansteuern wolle und dort mit Menschen Kontakt haben würde. Zudem sei sie per Satellitenverbindung über Internet mit dem "Rest der Welt" verbunden.


Johannes Erdmann, der 2005 mit gerade einmal 19 Jahren allein über den Atlantik segelte, sieht das Projekt der Holländerin kritisch: "Laura hat sicherlich einen tollen seglerischen Lebenslauf, aber sie ist noch ein Kind", sagt er. "Und da draußen ist man verdammt allein." Derzeit versuchen immer mehr Jugendliche, Segelrekorde zu brechen. So hat der 18-jährige Kalifornier Zac Sunderland gerade als bislang jüngster Mensch allein die Welt umrundet. In Kürze wird ihn der Brite Mike Perham unterbieten. Die 16-jährige Australierin Jessica Watson startet bald zu einer Weltumsegelung allein und nonstop. "Das ist gerade ein regelrechter Hype", so Erdmann.


Für Familie Dekker steht fest: Sollte das Gericht gegen sie entscheiden, hat sie einen Ausweg vorbereitet. Laura hat auch die Staatsbürgerschaft Neuseelands. Notfalls könnten sie umsiedeln und von einem anderen Land aus in See stechen.