Auch weit außerhalb der Sperrzone um Fukushima wurden deutlich überhöhte Strahlenwerte festgestellt. Die radioaktive Belastung weitet sich aus.
Tokio/Berlin. Die radioaktive Belastung rund um die Atomruine von Fukushima weitet sich aus. Die Experten fanden rund 60 Kilometer nördlich des zerstörten Atomkraftwerks eine Belastung des Grases, die das Fünffache des erlaubten Grenzwertes überschritt. Ein Kilogramm der Probe war mit 1530 Becquerel Cäsium belastet, wie Behördensprecher Inao Yamada sagte. Gesetzlich erlaubt seien in Japan für die Fütterung von Milchkühen maximal 300 Becquerel. Die Grenzwerte für Gras bei der Fütterung von Zucht- und Schlachtvieh lägen mit 5000 Becquerel pro Kilogramm indes wesentlich höher. Die Provinzregierung forderte die rund 6000 Bauern in Miyagi auf, bei der Fütterung ihrer Tiere mit Gras zurückhaltend zu sein und sie zudem nicht auf die Weide zu schicken.
Der Fundort liegt deutlich außerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW Fukushima, die um den Unglücksort eingerichtet wurde. Diese Zone darf nur mit staatlicher Sondergenehmigung und unter Sicherheitsauflagen betreten werden. Auch einige Orte außerhalb dieser Zone wurden bereits gesperrt.
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Die japanische Regierung will im Herbst erste Entschädigungen an die Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima zahlen. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Man werde Verantwortung übernehmen, gab die Regierung bekannt. Gleichzeitig kündigte der Sprecher Yukio Edano an, dass sein Land die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) den Atomunfall untersuchen lasse. Die Experten sollten vom 24. Mai bis zum 2. Juni Vertreter der Regierung und des Betreibers Tepco befragen sowie den Unglücksreaktor besuchen.
Die 20-köpfige Gruppe um den britischen Experten Mike Weightman werde sich mit den japanischen Behörden auch über die Lehren aus dem Atomunfall austauschen, teilte die IAEO in Wien mit. Die Delegation soll ihren Bericht bei einer internationalen Sonderkonferenz der IAEA zur nuklearen Sicherheit von 20. bis 24. Juni vorlegen.
Tepco gab bekannt, dass das Unternehmen bei seinem Plan bleibe, die havarierten Reaktoren bis Oktober beziehungsweise Januar stabilisiert zu haben. Allerdings werde es in bestimmten Punkten Änderungen geben. So sollte die Sicherheitshülle von Reaktor 1 ursprünglich geflutet und auf diese Weise gekühlt werden. Nachdem Löcher in dem Druckbehälter entdeckt wurden, soll nun ein Wasserkreislauf eingerichtet werden, erklärte Tepco am Dienstag.
Das Unternehmen gab zugleich eine größere Anzahl von Bildern aus der Atomruine frei. Die Fotos vom 6. Mai erlauben Einblicke in eine verlassene, von Trümmerteilen übersäte Kommandozentrale des Atomkraftwerks und zeigen Männer in Schutzanzügen bei der Arbeit. Am Sonntag hatte der Betreiberkonzern bekanntgegeben, dass in Reaktor 1 bereits im März, kurz nach dem Megabeben und dem anschließenden Tsunami, ein Großteil der Brennstäbe geschmolzen ist. Das radioaktiv strahlende Wasser in den Atomruinen behindert die Sicherungsarbeiten. Es wurde in die Meiler geleitet, um die überhitzten Reaktorkerne zu kühlen.
(Mit Material von dpa)