Ihre Kostüme werden immer schräger und ihre Bühnenauftritte kontroverser. Trotzdem bleibt sich Lada Gaga treu und ermutigt ihre Fans.
New York. Lady Gaga ist ein Phänomen. Sie erhitzt mit provokativen Outfits und schrägen Musikvideos gekonnt und gewollt die Gemüter. Dabei gibt sie jedoch jungen Fans ein neues Selbstbewusstsein wie kaum ein anderer Star. Ein durchsichtiger Plazenta-Mantel, Funken sprühende Brustgewehre und ein essbares Fleischkleid – diese und viele andere Kostüme und Accessoires haben die New Yorkerin Stefani Germanotta in den letzten drei Jahren zu dem gemacht, was sie heute ist: Exzentrikerin, Mega-Popstar, Fashion-Ikone und Twitter-Königin mit mehr als zehn Millionen Fans. Mit jedem Auftritt wachsen die Erwartungen an die 24-Jährige, sich selbst von neuem zu übertreffen. Ihre Kostüme werden immer schräger und ihre Bühnenauftritte immer kontroverser. Dabei versucht sie, ihrem Mottos treu zu bleiben, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.
Diese Botschaft soll auch Lady Gagas neues Album vermitteln. "Born This Way“ kommt am 23. Mai auf den Markt und soll nach Angaben des Musik-Magazins "Rolling Stone“ das am meisten erwartete Album des Jahres 2011 sein. Laut Gaga können die Fans eine "Hochzeit von elektronischer Musik mit bedeutendem, ja sogar epischem, Metal oder Rock and Roll“ und "Vorschlaghammer-artigen Tanzrhythmen“ erwarten, schreibt das Magazin. Das Album sei die Antwort auf viele ihrer Fragen, wer sie selbst ist und wie sie in ihrem zwischen Fantasie und Realität schwankenden Leben ihre Identität beibehalten kann.
Schon bevor das Album in den Plattenläden und auf iTunes aufschlägt, hat die Pop-Diva mit einigen früh veröffentlichten Singles erwartungsgemäß für Aufregung gesorgt. Im Musikvideo von "Judas“ sitzt sie als Maria Magdalena verkleidet auf einem Motorrad hinter Jesus mit Dornenkrone und singt von ihrer Liebe zu Judas. Viele Christen empfanden das als Beleidigung, doch Lady Gaga beteuerte, ihr Song habe keinerlei religiöse Bedeutung. "Ich sehe es als soziales Statement. Ich sehe es als kulturelles Statement. Es ist eine Metapher“ erklärte die Sängerin in einem Interview.
Die Künstlerin provoziert und polarisiert mit großem Erfolg. Doch während ihre Auftritte und Bühnenshows immer wieder alle Grenzen sprengen, wird die Originalität ihrer Musik von Kritikern und Musikfans in Frage gestellt. Zu sehr erinnern ihre bisherigen Songs an europäischen Dancefloor-Pop der 80er und 90er Jahre. "Die Hälfte der Stücke sind Madonna-Imitate. Doch das ist Teil des Konzepts. Ruhmesmonster müssen sich nicht mit Originalität beschäftigen“ schrieb ein Kritiker des "Rolling Stone“-Magazins. Ein anderer Song von ihr sei nichts anderes als eine "liebevolle Abba-Parodie“.
Dass auch die aus dem neuen Album ausgekoppelte Single "Born This Way“ verblüffende Ähnlichkeit mit einem Madonna-Song aus den 80er Jahren hat, scheint Gagas "kleine Monster“ – wie sie ihre Fans auch nennt – nicht zu stören. Wichtiger ist ihnen die Botschaft der Sängerin, die sich ihr Leben lang als Außenseiter gesehen hat. Gaga möchte zu mehr Gerechtigkeit in der Welt und gegenseitiger Akzeptanz ungeachtet der sozialen Herkunft oder sexuellen Orientierung beitragen. Besonders intensiv setzt sich die aus einer italienisch-katholischen Familie stammende Künstlerin im Kampf gegen Aids und für Schwulenrechte ein.
Lady Gaga wird verehrt, weil sie anders ist als alle anderen und diese Eigenschaft stolz wie ein Aushängeschild mit sich trägt. Die Worte "normal“ und "unmöglich“ hat sie völlig neu definiert. Als Darstellungskünstlerin und Fashion-Ikone ist sie momentan unübertroffen. Doch ob die Sängerin Popmusik tatsächlich weichenstellend beeinflussen kann, wird sich wohl erst nach ihren nächsten Musikalben zeigen. (dpa)