Kaum hat sich der Luftverkehr nach den Sperren vom Wochenende einigermaßen normalisiert, könnten zur Wochenmitte neue Ascheschübe folgen.
München/Frankfurt. Im europäischen Luftverkehr drohen neue Flugverbote. Nach den Computermodellen des Londoner Vulkanasche- Zentrums könnte es schon am Dienstag erneut hohe Konzentrationen der Partikel im Luftraum über Portugal und Spanien geben. Auswirkungen könnten sich möglicherweise am Mittwoch für Süddeutschland ergeben, erklärte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) plant für diesen Dienstag jedoch keine Sperren, versicherte ihr Sprecher Axel Raab in Langen bei Frankfurt.
Am Montag zwang die Aschewolke Flugzeuge über dem Nordatlantik zu zeitraubenden Umwegen. Passagiere mit dem Ziel US-Ostküste mussten bis zu drei Stunden Verspätung hinnehmen, berichtete ein Lufthansa- Sprecher. Neue Einschränkungen gab es im Flugverkehr in Spanien. Für die Zeit von 16.00 bis 20.00 Uhr ordnete die Flughafenbehörde AENA eine Sperrung des spanischen Luftraum für die Höhen zwischen 20000 und 35000 Fuß (etwa 6100 bis 10700 Meter) an. Flüge unterhalb dieser Höhen blieben erlaubt. Die Einschränkung hatte nach Behördenangaben zur Folge, dass die Kapazität des Luftraums um etwa
25 Prozent reduziert wurde. In Madrid durften statt 46 nur noch 38 Maschinen in der Stunde landen. Flughäfen wurden nicht geschlossen. Ansonsten sei der Flugbetrieb relativ normal verlaufen. Die Europäische Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol in Brüssel berichtete von etwa 500 Flugausfällen europaweit am Montag. Alle Airports waren demnach wieder geöffnet.
Längerfristige Vorhersagen zur Asche seien wegen der zahlreichen Einflussfaktoren sehr schwierig, sagte ein Wetterdienstsprecher. Letztlich seien Prognosen nur für einen Zeitraum von etwa 24 Stunden möglich. Die auf europäischer Ebene verabredeten neuen Grenzwerte zur Aschekonzentration hätten aber dazu geführt, dass die jüngsten Sperren des Luftraums kleinräumiger und zeitlich kürzer ausgefallen seien als im April. „Über dem Atlantik ist noch eine Menge Material in der Luft“, sagte er zur allgemeinen Situation. „Wir bewerten die Situation von Stunde zu Stunde“, hieß es auch bei der Lufthansa.
Wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilte, hatte ein Forschungsflugzeug am Sonntagnachmittag im süddeutschen Flugraum in einer Höhe zwischen zwei und vier Kilometern Asche gemessen. Die Konzentration habe aber beim Rückflug nachgelassen. Der Messflug habe mit dazu beigetragen, dass der Luftraum schneller wieder geöffnet wurde als geplant. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nannte die Sperren „richtig und alternativlos“. Die Sicherheit der Passagiere stehe an oberster Stelle.
Die Lufthansa erneuerte jedoch ihre Kritik an fehlenden Messungen der tatsächlichen Aschekonzentration. Benötigt würden ganz dringend europäische Lösungen. Tatsächlich beruhen die Ascheprognosen zu großen Teilen auf Computermodellen. Solange es keine besseren Informationen gebe, müsse man sich darauf verlassen, sagte Jörg Handwerg von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Erneute Ausnahmeregelungen zum Sichtflug wie im April dürfe es nicht geben: „Man kann nicht empirisch an den Grenzwert heranfliegen.“ Am Flughafen München herrschte am Morgen wegen der etwa 500 Flugausfälle vom Sonntag und 50 Folge-Ausfällen am Montag reger Betrieb. Etwa 500 Passagiere hatten die Nacht notgedrungen auf dem Flughafen verbracht. Ein Sprecher bezifferte den Schaden auf rund eine halbe Million Euro. Auf den Airports Stuttgart, Friedrichshafen und Karlsruhe/Baden-Baden fielen noch rund 90 Flüge aus. Kritisiert wurde das Vorgehen der Flugsicherung auch von Airport- Betreibern. „Die Entscheidungswege sind schwer nachvollziehbar“, sagte Friedrichshafens Flughafenchef Hans Weiss. Im benachbarten Schweizer Altenrhein am Bodensee und in Zürich war der Luftraum frei. Weiss kann auch nicht nachvollziehen, dass Sichtflüge nicht erlaubt waren. Ähnliche Kritik äußerte ein Sprecher vom Baden Airport, der auf den nebenan gelegenen freien elsässischen Luftraum hinwies. „Die Sperrung kam für uns sehr überraschend, wir hatten knapp eine halbe Stunde Vorlaufzeit, um überhaupt reagieren zu können. Das war zu wenig“, rügte Ralf Schmid, Geschäftsführer des Flughafens Memmingen. Der Münchner Flughafen sah es ähnlich: „Es war nicht so viel Vorlauf dieses Mal und das hat es etwas erschwert“, erklärte ein Sprecher. Der zweitgrößte Airport in Deutschland war Sonntag von 15.00 Uhr bis 21.00 Uhr gesperrt. Schmid forderte für die Zukunft ein abgestuftes Informationssystem zur besseren Vorbereitung. Der Flughafen Memmingen war von 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr gesperrt.