Deutschlands zweitgrößter Flughafen in München wurde gesperrt. Wetterdienst sagt für Montag weitere Beeinträchtigungen voraus.
Frankfurt/Main. Ein neuer Schub Vulkanasche aus Island behindert erneut massiv den Luftverkehr in Teilen Deutschlands. Beeinträchtigungen gab es am Wochenende auch im europäischen Ausland, darunter Spanien, Portugal, Italien, Österreich und Frankreich. In Deutschland waren ab Sonntagnachmittag Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Auswirkungen durch gestrichene oder verspätete Flüge gab es auch in anderen Bundesländern. Für Montag sagte der Deutsche Wetterdienst weitere Beeinträchtigungen voraus.
Der Luftraum am zweitgrößten Flughafen in München wurde am Sonntag ab 15.00 Uhr für unbefristete Zeit gesperrt, teilte die Flugsicherung in Langen bei Frankfurt mit. Der Stuttgarter Flughafen musste wegen der Aschewolke mindestens eine Stunde schließen. In München wurden sowohl die Flüge nach Instrumenten (IFR) als auch auf Sicht (VFR) verboten. Für Sichtflüge gab es nur einige wenige Ausnahmen. Die Vulkanasche aus Island sei über Spanien und Frankreich in einen Teil des süddeutschen Luftraums gezogen, erklärte die Flugsicherung aufgrund von Daten des Deutschen Wetterdienstes und von Vulkanasche-Spezialisten aus London. In dem Luftraum gebe es daher eine hohe Konzentration an Vulkanasche.
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin kritisierte die Sperrungen scharf. „Wir haben keinerlei hinreichende Beweise vom Deutschen Wetterdienst, was da in der Luft ist“, sagte Pressesprecher Christoph Noack der dpa. Erneut seien die Verbote nur aufgrund von Computersimulationen ausgesprochen worden. Wie lange die Sperrungen anhalten, blieb zunächst unklar. Ein Spezialistenteam der Flugsicherung wertete ständig die neuen Wetterdaten aus. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte, es sei für Montag noch mit lokalen Ascheresten über Deutschland zu rechnen, ab Dienstag gebe es keine Beeinträchtigungen mehr.
Bereits Mitte April waren fast sechs Tage lang weite Teile des europäischen Luftraums gesperrt worden. Zehntausende Flugausfälle führten zu Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland setzten mehrere Airlines auf Sichtflüge, für die sie eine Sondergenehmigung erhielten. Die EU-Verkehrsminister beschlossen daraufhin ein Modell mit drei Gefährdungsstufen, um eine einheitliche Regelung zu haben. Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt war von der Asche nicht direkt betroffen. Allerdings fielen allein am Sonntag 31 von knapp
1400 geplanten Flügen aus, weil andere Flughäfen in Europa zu waren. Die Lufthansa empfahl ihren Passagieren in München und Stuttgart, sich im Internet über Ausfälle und Verspätungen zu erkundigen und gegebenenfalls gar nicht erst zum Flughafen zu kommen. Sie ging am Nachmittag davon aus, dass Stuttgart bis voraussichtlich 19.00 Uhr geschlossen bleiben werde. Einige andere Lufträume in Deutschland waren am Sonntag nach Einstufung der Flugsicherung „potenziell kontaminiert“. Dort waren Flüge weiter möglich. Nach einem vom Bundesverkehrsministerium festgelegten Plan müssen Fluggesellschaften dann allerdings alle besonderen Vorkommnisse melden und die Flugzeuge unverzüglich auf mögliche Schäden untersuchen.
Nach Einschätzung von Eurocontrol vom Mittag sollte es am Sonntag in Europa rund 24500 Flüge geben, etwa 500 weniger als normal. Am Samstag waren rund 200 Flüge ausgefallen. Auf den Strecken über den Atlantik kam es zu mehrstündigen Verspätungen, weil die Maschinen die Aschewolke umfliegen mussten. Betroffen von der Vulkanasche in der Luft waren laut Eurocontrol Flughäfen im Norden Portugals, im Nordwesten Spaniens und im Norden Italiens. Vorübergehend seien die Flughäfen Mailand, Pisa und Florenz gesperrt. Auch Österreich schloss die Flughäfen Innsbruck, Salzburg, Linz und Wien.
Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrsflugzeugen während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt der „Spiegel“ unter Berufung auf Piloten. Laut „Spiegel“ hat Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg seine Zustimmung zu den Sichtflügen inzwischen bedauert. „Das darf sich nicht wiederholen. Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: „Don’t do it“ (Tue es nicht)“, schrieb er nach den Angaben.
Die Lufthansa wies die Kritik als Privatmeinung zurück. Bei den Sperrungen Mitte April hatte die Deutsche Flugsicherung den unteren Luftraum in Deutschland für Instrumentenflüge geschlossen. Allerdings erlaubte das Luftfahrtbundesamt dann Passagierflüge nach Sichtflugregeln. Dabei müssen die Piloten Wolken umfliegen, bis sie den oberen Luftraum erreichen. Die Lufthansa verteidigte die Sichtflüge. „Das war ein absolut sauberes Verfahren“, sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther am Sonnabend in Frankfurt/Main. „Es war absolut sicher.“ Es habe auch keinen einzigen Vorfall gegeben und kein Pilot habe den Dienst verweigert.