Deutschlands zweitgrößter Flughafen in München war acht Stunden gesperrt. Massive Einschränkungen meldete auch Stuttgart.
Frankfurt/Main. Wegen Vulkanasche aus Island hat es am Wochenende erneut massive Störungen im deutschen Flugverkehr gegeben. Rund drei Wochen nach der ersten Sperrung des europäischen Luftraums wurden am Sonntag ab 15.00 Uhr alle Starts und Landungen an den Flughäfen in München, Stuttgart, Augsburg und Memmingen mehrere Stunden lang ausgesetzt. Nach rund drei Stunden wurde die Sperrung in Stuttgart wieder aufgehoben. Augsburg und Memmingen folgten gegen 22.00 Uhr, München eine Stunde später, wie Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) erklärten. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) kann am Montag noch über der Mitte Deutschlands Vulkanasche auftreten, ab Dienstag wird es dann aber keine Behinderungen mehr geben. Da jedoch weiterhin mit Behinderungen über dem Atlantik gerechnet werden müsse, könne es auch auf deutschen Flughäfen zu Verspätungen kommen, teilte der DWD weiter mit.
Die Asche aus dem isländischen Vulkan Eyjafjallajökull behinderte das ganze Wochenende den Luftverkehr in Europa. Zahlreiche Verbindungen im In- und Ausland mussten gestrichen worden. Allein Air Berlin sagte am Sonntag 41 Flüge ab. Ein Sprecher der Fluggesellschaft kritisierte dabei scharf die DFS. Wie vor drei Wochen seien die Sperrungen allein auf der Grundlage von Computersimulationen des Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London veranlasst worden. Dieses Prozedere müsse geändert werden. Auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hält die erneute Sperrung des Luftraums über Süddeutschland für unbegründet. „Ein Flugverbot darf nicht nur aufgrund von Berechnungen gelten“, sagte Mayrhuber dem „Hamburger Abendblatt“ (Montagausgabe). Mit Messungen müsse überprüft werden, ob sich diese Annahmen auch bestätigten.
Die deutschen Fluggesellschaften wiesen darauf hin, dass Fluggäste sich vor dem Abflug über den aktuellen Stand informieren sollten. „Kunden sollen nicht auf gut Glück zum Flughafen fahren, sondern im Internet nachsehen, ob ihr Flug wie geplant fliegt“, sagte ein Lufthansa-Sprecher auf DAPD-Anfrage. Auch im europäischen Ausland kam es zu massiven Störungen im Flugverkehr. Betroffen waren unter anderem Nordspanien, Portugal, Südfrankreich, Norditalien, die Schweiz und Westirland.
In Genf und Zürich wurden Dutzende Flüge gestrichen. Erneut gesperrt wurden fünf Flughäfen in Westirland; die drei größten Flughäfen des Landes in Dublin, Cork und Shannon waren aber weiter in Betrieb. Der norditalienische Luftraum war bis 14.00 Uhr gesperrt. Venedig, Triest und Rimini waren allerdings nicht betroffen. In Portugal kam es besonders am zweitgrößten Flughafen in Porto zu Beeinträchtigungen. Bis zum späten Nachmittag fielen in Portugal rund 220 Flüge aus. Auch Österreich beschloss die Sperrung weiter Teile seines Luftraums. Nach Angaben der Flugaufsicht Austro Control sollen die Flugverbote bis Montagmorgen um 05.00 Uhr bestehen bleiben. Bereits am Samstag waren unter anderem mehrere Ferienflüge von Deutschland nach Spanien gestrichen worden. In Nordspanien wurden am Samstag 20 Flughäfen gesperrt.
Die Aschewolke führte auch zu Störungen im Transatlantikverkehr. Viele Maschinen mussten nach Norden ausweichen, was zu einer um ein bis zwei Stunden verlängerten Flugzeit führte. Mitte April war wegen der ersten Aschewolke der Luftraum über Deutschland fast 140 Stunden lang gesperrt worden. Dadurch fielen geschätzte 40.000 Flüge aus, der Schaden ging in die Milliarden.
Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrsflugzeugen während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt der „Spiegel“ unter Berufung auf Piloten. Laut „Spiegel“ hat Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg seine Zustimmung zu den Sichtflügen inzwischen bedauert. „Das darf sich nicht wiederholen. Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: „Don’t do it“ (Tue es nicht)“, schrieb er nach den Angaben.
Die Lufthansa wies die Kritik als Privatmeinung zurück. Bei den Sperrungen Mitte April hatte die Deutsche Flugsicherung den unteren Luftraum in Deutschland für Instrumentenflüge geschlossen. Allerdings erlaubte das Luftfahrtbundesamt dann Passagierflüge nach Sichtflugregeln. Dabei müssen die Piloten Wolken umfliegen, bis sie den oberen Luftraum erreichen. Die Lufthansa verteidigte die Sichtflüge. „Das war ein absolut sauberes Verfahren“, sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. „Es war absolut sicher.“ Es habe auch keinen einzigen Vorfall gegeben und kein Pilot habe den Dienst verweigert.