Buchholz. 16-jährige Karina Schönmaier von Blau-Weiss Buchholz überzeugt beim DTB-Pokal in Stuttgart. An welchem Gerät sie besonders auftrumpfte.

Allein die Nominierung war eine Überraschung gewesen, weil die Turnerin von Blau-Weiss Buchholz keinen Bundeskaderstatus besitzt. Allerdings hatte sich Karina Schönmaier bei einem Kaderlehrgang des Deutschen Turner-Bundes (DTB) im Februar in Frankfurt so stark präsentiert, dass die Bundestrainer sie spontan für ihren ersten großen Wettkampf auf internationaler Bühne nominierten.

Auch beim eigentlichen Wettkampf, dem EnBw DTB-Pokal in Stuttgart, wusste sich die 16-Jährige gut in Szene zu setzen. Der Höhepunkt: im Gerätefinale am Sprung gewann die aus Bremen stammende Schönmaier die Bronzemedaille.

Steter Wechsel zwischen Kaderlehrgängen und Heimtraining

Ein durchweg junges Frauen-Team entsandte der Deutsche Turner-Bund zum Start der Senior Team Challenge im Rahmen des EnBW DTB Pokals in Stuttgart. Neben Karina Schönmaier von Blau-Weiss Buchholz gingen noch Anna-Lena König (TSV Bodersweier), Aiyu Zhu (TZ DSHS Köln), Julia Dumrath (TV Heckenrath) und Jessica Schlegel (TuG Leipzig) an die vier olympischen Geräte der Turnerinnen. „Karina hatte sich gemeinsam mit ihrer Trainerin Katharina Kort in den vergangenen Wochen intensiv auf dieses Event vorbereitet. Kaderlehrgänge in Frankfurt und Heimtraining wechselten sich ab“, sagte die Buchholzer Trainerin Susanne Tidecks.

Schon beim Podiumstraining in der riesigen Porsche-Arena war der jungen deutschen Mannschaft, die – welch Widerspruch – in der Klasse „Senior Team“ antrat, die Anspannung anzumerken. Auch Karina Schönmaier konnte sich davon nicht frei machen. „Am Schwebebalken gelang ihr an diesem Tag nur wenig“, so Tidecks. Manch ein Übungsteil schien wie aus dem Gehirn gelöscht. Dennoch setzte das DTB-Trainerteam an allen vier Geräten auf das große Talent.

Beim Podiumstraining nervös, im Wettkampf gewohnt fokussiert

Völlig zu recht, denn im eigentlichen Wettkampf präsentierte sich Schönmaier wie man sie kennt: fokussiert, konzentriert, nervenstark. Bei der Bodenübung gelangen ihr alle Elemente vom Tsukahara, über die Doppelsalto gebückt und gehockt bis hin zu Doppelschrauben. „Am Schwebebalken und Stufenbarren hatte Karina zu kämpfen, turnte aber an beiden Geräten sturzfrei“, berichtet Susanne Tidecks.

Dann kam das Gerät, an dem sie im vergangenen Jahr ihren bislang größten Erfolg gefeiert hatte: das war am Sprung die Bronzemedaille bei den deutschen Meisterschaften 2021 in Dortmund. In Stuttgart strapazierte die Aktive die Nerven ihrer Trainerin Katharina Kort. Beim Kurz-Einturnen sind nur drei Tischberührungen erlaubt. Mit den ersten beiden Sprüngen bereitete Karina ihren Yurchenko-Sprung vor, den dritten nutzte sie für einen Überschlag-Salto vorwärts. Die Landung konnte sie aber nicht stehen und saß schließlich auf dem Hosenboden auf der Matte.

Bronze im Gerätefinale ist Krönung der internationalen Premiere

Trainerin Katharina Kort wurde unruhig, doch Karina Schönmaier blieb cool. „Ist nur Einturnen“, murmelt sie. Im folgenden Wettkampf, als es zählte, stand sie ihre beiden Sprünge sauber und zog als Viertplatzierte in das Gerätefinale ein. In diesem Gerätefinale konnte die 16-Jährige ihren ersten internationalen Auftritt krönen. Mit 13,033 Punkten gewann sie die Bronzemedaille am Sprungtisch. Höhere Wertungen bekamen nur die Siegerin Denelle Pedrick aus Kanada (13,283 Punkte) und die zweitplazierte Asia D´Amato aus Italien (13,150).

Karina Schönmaier mit Bronzemedaille, Blume und dem Bundesadler auf dem Turnanzug.
Karina Schönmaier mit Bronzemedaille, Blume und dem Bundesadler auf dem Turnanzug. © imago/Eibner | IMAGO/Tabea Guenzler/Eibner-Pressefoto

„Wir versuchen, diese jungen Turnerinnen langsam heranzuführen“, sagte DTB-Chefcoach Gerben Wiersma. „Entsprechend konnten die Auftritte nicht komplett fehlerfrei und die D-Werte noch nicht so hoch sein. Die Fünf haben ihre Sache sehr gut gemacht, sie haben gut gekämpft und das Team funktioniert.“ Das deutsche Juniorinnenteam belegte den siebten unter neun Riegen. Auf den Medaillenplätzen landeten das Team USA, Italien und Australien. Neben Karina Schönmaier konnte sich mit Julia Dumrath (Balken) eine zweite deutsche Turnerin für ein Gerätefinale qualifizieren.

Tidecks: „Ausreichend Raum für Leben, Freude und Entwicklung“

Hinter Karina steht eine Gemeinschaft, die sie unterstützt, begleitet und dessen Teil sie ist. Dort fühlen sich alle unsere Athletinnen angenommen und aufgehoben. Dort ist ausreichend Raum für Leben, Freude und Entwicklung“, sagte Susanne Tidecks, bei der alle Fäden des weiblichen Kunstturnens bei Blau-Weiss Buchholz zusammen laufen. Diese Gemeinschaft, so Tidecks, besteht aus Blau-Weiss Buchholz, dem Hauptsponsor Kiehn Group und dem Heimatverein von Karina Schönmaier, dem TuS Huchting aus Bremen.