Buchholz. Mit Karina Schönmaier qualifiziert sich erstmals eine Turnerin aus Buchholz für die deutschen Meisterschaften der Meisterklasse.

Elisabeth Seitz, Kim Bui, Sophie Scheder oder Pauline Schäfer – wer an die erfolgreichen deutschen Turnerinnen denkt, dem kommen Übertragungen von Olympischen Spielen in den Sinn. Eine, die in nicht allzu ferner Zukunft Seite an Seite einen Wettkampf mit den Großen ihres Sports bestreiten wird, ist Karina Schönmaier. Die 15 Jahre alte Gerätturnerin von Blau-Weiss Buchholz hat bei den niedersächsischen Landesmeisterschaften eine Punktzahl erreicht, die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in das Teilnehmerfeld der deutschen Meisterschaften spülen wird.

Maximal 24 Starterinnen am 14. und 15. Mai in Leipzig

Maximal 24 Starterinnen lässt der Deutsche Turnerbund für die Titelkämpfe am 14. und 15. Mai in Leipzig zu. Mindestens 45 Punkte müssen die Athletinnen im olympischen Vierkampf erreichen, so die DTB-Norm. Schönmaier kam als Zweite der Landesmeisterschaften auf 46,550 Zähler. Bis zum Meldeschluss am 19. April haben andere Turnerinnen die Chance, die gebürtige Bremerin aus dem 24er-Feld zu verdrängen.

Turnerin Karina Schönmaier gewann bei den deutschen Jugendmeisterschaften 2020 insgesamt vier Medaillen.
Turnerin Karina Schönmaier gewann bei den deutschen Jugendmeisterschaften 2020 insgesamt vier Medaillen. © Blau-Weiss Buchholz | Blau-Weiss Buchholz

„Das ist ein großer Erfolg. Dass sich eine Turnerin für die Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen qualifiziert, hat es im weiblichen Bereich in der Region Buchholz noch nicht gegeben“, sagte Susanne Tidecks, Abteilungsleiterin und Trainerin bei Blau-Weiss. Ende 2020 feierte Schönmaier den größten Erfolg ihrer jungen Karriere. In Bensheim wurde sie deutsche Jugendmeisterin im Mehrkampf und am Schwebebalken der Altersklasse (AK) 15. Darüber hinaus gewann sie Silber am Boden und Bronze am Sprung.

Nun gibt es im weiblichen Gerätturnen die Besonderheit, dass man bereits in dem Jahr, in dem man 16 Jahre alt wird, in der offenen Frauenklasse antreten muss, offiziell die „Meisterklasse 16 Jahre und älter“. Bei den Jungen gilt eine andere Regelung: hier werden auch für die AK 17/18 deutsche Jugendmeisterschaften angeboten, erst mit 19 Jahren müssen sich junge Männer der ganz großen Konkurrenz stellen.

Nervosität beim ersten Frauen-Wettkampf in Hannover

„Neben einer Kim Bui im Wettkampf zu stehen, ist etwas Besonderes. Da wird Karina bestimmt schlucken müssen“, sagte Tidecks. Schon ihr erster Auftritt bei einem Frauen-Wettkampf war von Nervosität begleitet. Bei den Landesmeisterschaften im Leistungszentrum in Hannover-Badenstedt traf Karina Schönmaier auf erfahrene Turnerinnen aus der 1. Bundesliga. Siegerin Franziska Roeder, die Drittplatzierte Finja Säfken (beide VfL Eintracht Hannover) und die ebenfalls mit Bronze dekorierte Alina Heidemann (MTV Jahn Schladen) sind 23, 24 und 19 Jahre alt, starten in der Deutschen Turn-Liga seit vielen Jahren für die Erstliga-Riege der KTG Hannover und verfügen über jede Menge Routine.

In dieser Umgebung muss sich die 15 Jahre alte Karina Schönmaier trotz ihrer Zugehörigkeit zum Zweitligateam des Turn-Teams Kiehn Group Lüneburg-Buchholz und ihrer Titel bei der Jugend-DM erstmal zurechtfinden. „Nun ist der Welpenschutz abgelegt und sie tritt an mit den erfahrenen Kunstturnerinnen“, sagte Blau-Weiss-Pressesprecherin Silke Guddat.

Tageshöchstnote für ihren Überschlag-Salto am Sprung

Karina Schönmaier zeigte zum Auftakt der Landesmeisterschaften einen grandiosen Überschlag-Salto am Sprungtisch mit hohem Ausgangswert. Für die sehr gut ausgeführte Übung erhielt sie von den Wertungsrichtern 13,550 Punkte zugesprochen. Es sollte der Tageshöchstwert aller vier Teilnehmerinnen an allen vier Geräten bleiben. Am Stufenbarren dann die Ernüchterung: ein Sturz auf das Gerät und ein weiterer vom Gerät machten alle Hoffnungen auf den Titel zunichte. Immerhin noch mit 10,600 Punkten honorierten die Kampfrichterinnen Schönmaiers dennoch hochwertige Darbietung.

Auch auf dem Schwebebalken (10,800 Punkte) zeigte die Buchholzerin an diesem Tag Unsicherheiten, der Wettkampfabschluss am Boden (11,700) versöhnte wieder. Niedersachsenmeisterin wurde schließlich Studentin Franziska Roeder aus Hannover (47,400 Vierkampf-Punkte) vor Karina Schönmaier (46,550) und den punktgleichen Finja Säfken und Alina Heidemann (beide 45,250).

Fünf Trainingseinheiten pro Woche in Bremen und Buchholz

„Besser einen Sturz bei den Landesmeisterschaften als bei den deutschen“, sagte Susanne Tidecks, die die Ausrutscher pragmatisch einordnete. In den kommenden Wochen wird Karina Schönmaier weiterhin jeden Tag an den Geräten trainieren, meistens unter Anleitung ihrer Haupttrainerin Katharina Kort: in der einen Woche dreimal in Buchholz und zweimal in Bremen-Huchting, in der anderen Woche andersherum. Beide Städte haben ihr eine Sondergenehmigung für das Einzeltraining in Corona-Zeiten erteilt. Im Hinblick auf die deutschen Meisterschaften Mitte Mai in Leipzig arbeiten die Aktive und ihre Trainerinnen an weiteren Elementen innerhalb der Übungen.

„Viele Wettkämpfe wären jetzt gut für Karina, um Stabilität zu gewinnen“, sagte Susanne Tidecks. Aus bekannten Gründen gibt es aber keine, auch in Hannover war nur eine Mini-Teilnehmerzahl von zwölf Turnerinnen in vier Altersklassen zugelassen. Das Imitieren von Übungs-Wettkämpfen im Trainingsprozess ist nur ein schwacher Ersatz. Dennoch ist Tidecks optimistisch: „Karina kann 49 Punkte turnen. Das in Leipzig zu schaffen, wäre der Hammer.“ Mit dieser Leistung müsste sich die Buchholzerin neben Elisabeth Seitz, Kim Bui, Sophie Scheder oder Pauline Schäfer auf gar keinen Fall verstecken.