Hamburg. Bürgerbeteiligung zu den Vorhaben des Kiezclubs in Niendorf läuft bis 23. Januar. Wer trägt jetzt die Zusatzkosten der Entsorgung?
Es ist mittlerweile fast drei Jahre her, dass die Vereinsführung des FC St. Pauli sowie die SPD-Senatoren Andreas Dressel (Finanzen) und Andy Grote (Sport) im Rahmen eines großen Pressetermins verkündeten, dass man sich grundsätzlich über den Ausbau des Trainingsgeländes in Niendorf und die damit verbundenen Umzüge anderer Vereine geeinigt habe. Statt der bisher drei soll das Leistungszentrum am Ende über sieben Plätze verfügen und somit die Heimat der Profis und aller Nachwuchsleistungsteams werden.
Wirklich Sichtbares ist bislang allerdings nicht geschehen, außer dass die benachbarte Baseball-Anlage, die von Bundesligist Hamburg Stealers und Zweitligist Hamburg Knights (ETV) genutzt wird und im Rahmen der Planung irgendwann Teil von St. Paulis Trainingsgelände werden soll, kürzlich die lang ersehnte Flutlichtanlage erhielt.
St. Paulis Ausbaupläne sind jetzt im Detail einzusehen
Der Eindruck, es herrsche Stillstand, ist jedoch falsch. Seit Beginn dieser Woche und noch bis zum 23. Januar läuft im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens Niendorf 97 die Öffentlichkeitsbeteiligung. Unter der Adresse https://bauleitplanung.hamburg.de sind nicht nur die konkrete Gesamtplanung, sondern auch Begründung, Umweltbericht, bisherige Stellungnahmen und weitere Informationen einzusehen.
Zudem sind diese Unterlagen im Bezirksamt Eimsbüttel (Grindelberg 62–66), Raum 1128 (11. Stock), montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie freitags von 9 bis 14 Uhr ausgelegt. Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung ist zudem, dass bis zum 23. Januar Stellungnahmen zum Bebauungsplan-Entwurf abgegeben werden können.
Überraschung: Wiese an der Kollau war vor Jahrzehnten bebaut
Als erstes größeres Bauvorhaben sollen die zwei neue Naturrasenplätze auf der Wiese zwischen der Stichstraße Langenhorst und dem kleinen Fluss Kollau errichtet werden. Um die Bebauung dieses als Überschwemmungsgebiet ausgewiesenen Areals hatte es in den vergangenen Jahren etliche Diskussionen gegeben.
Nachdem die Bedenken weitgehend ausgeräumt werden konnten, stellte sich jetzt nach Abendblatt-Informationen unerwartet heraus, dass diese nach Regenfällen meist matschige Wiese in der Vergangenheit schon einmal bebaut war – und zwar nicht mit Sportplätzen, sondern sogar mit Häusern. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier Behelfsheime errichtet worden, um die nach den Bombenangriffen eklatante Wohnungsnot in Hamburg ein wenig zu lindern.
Bauschutt-Entsorgung verteuert das Vorhaben
Das Problem dabei: Als diese Behausungen später wieder abgerissen wurden, blieben die Fundament-Reste aus Steinen und Beton im Boden. Nicht nur sprichwörtlich wuchs im Laufe der Jahre Gras darüber. Diese als „böse Überraschung“ gewertete Entdeckung wird voraussichtlich zwar nicht für eine erneute Verzögerung der Bauplanungen sorgen. Aber die notwendige, fachgerechte Entsorgung des Bauschutts wird nicht unerhebliche Mehrkosten verursachen, die sich in einem hohen sechsstelligen Bereich bewegen dürften, unter Umständen sogar noch etwas mehr.
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Noch ist offen, ob die Stadt, die das Gelände von einem Privatbesitzer mietet und an den FC St. Pauli untervermietet, die Entsorgungskosten trägt, oder der Verein diese übernimmt. Die Fundament-Reste einfach im Boden zu belassen, kommt jedenfalls nicht in Betracht, weil der FC St. Pauli unter den beiden Plätzen aus ökologischen Gründen Wasserauffangbecken, sogenannte Rigolen, einbauen wird. Das so aufgefangene Regenwasser wird entsprechend nicht in die Kollau geleitet, sondern soll in einem Kreislaufsystem wieder zur Bewässerung der Plätze dienen.
Um diese Rigolen bauen zu können, muss das Erdreich tiefer ausgehoben werden, als dies bei einem Bau eines normalen Fußballfeldes nötig wäre. Und dort werden die Bagger eben auf Beton und Mauersteine von vor knapp 80 Jahren stoßen.