Hamburg. Fraktion der Eimsbütteler Grünen stellt zwei Bedingungen für ihre Zustimmung für das Großprojekt des Kiezclubs an der Kollaustraße.
Fußballerisch ist Gabor Gottlieb dem Himmel derzeit ganz nah. Sein Heimatclub, der VfB Stuttgart, spielt als momentan Tabellenzweiter der Bundesliga eine Saison, „wie ich sie seit fast 30 Jahren nicht mehr erlebt habe“.
Dazu läuft es noch besser beim die Zweite Liga anführenden FC St. Pauli und damit dem Verein, dessen Vorhaben, das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) an der Kollaustraße auszubauen, die SPD Eimsbüttel und Gottlieb als deren Fraktionsvorsitzender unterstützen. Doch zumindest im öffentlichen Diskurs erweckt es den Eindruck, als sei das Projekt ins Stocken geraten. Zu vernehmen waren zuletzt vor allem die kritischen Stimmen der Umweltverbände.
SPD unterstützt Pläne des FC St. Pauli
Von derzeit drei auf sieben Plätze, zwei Funktionsgebäude sowie eine Kabine möchte St. Pauli sein Trainingsgelände in Niendorf ausbauen, das NLZ komplett dort konzentrieren. Bislang trainieren einige Jugendmannschaften noch am Brummerskamp. „Ich hoffe, dass wir den Beschluss darüber in dieser Wahlperiode, die nur noch knapp ein Jahr geht, auf den Weg bekommen“, sagt Gottlieb.
Widerstand gegen die bestehenden Pläne hatte sich vor allem seitens der regierenden Grünen geregt, primär geht es dabei um zwei Punkte: den Hochwasserschutz, weil ein Platz auf einem Überschwemmungsgebiet entstehen soll, für das eine Ausgleichsfläche geschaffen werden muss; sowie den Ringtausch von Sportflächen, durch den die Bundesliga-Baseballer der Hamburg Stealers in eine neue Heimat umgesiedelt werden.
Hochwasserflächen können genügend Wasser aufnehmen
Zum Hochwasserschutz wurde ein umfangreiches Gutachten vorgelegt. „Und dieses deutet klar darauf hin, dass die Retentionsräume, also die Wasser aufnehmenden Flächen, durch die aktuellen Planungen sogar vergrößert werden können. Wir haben dafür eine Starkregensimulation durchgeführt, die einem Jahrhundertereignis gleichen würde“, sagt Martin Finger, Referent des Präsidiums des FC St. Pauli und federführend mit dem NLZ-Ausbau beauftragt im vereinseigenen Podcast "Kollau 2.0". „Durch die Bildung einer erweiterten Aue der Kollau werden neue Rückläufe und eine biodiverse Fläche geschaffen, wodurch dort mehr Leben möglich sein wird“, sagt Finger.
Vor allem dieses Gutachten habe „unsere Bedenken geschmälert“, sagt Grünen-Fraktionschef Ali Mir Agha. Zweite Vorbedingung für eine Zustimmung sei allerdings die Sicherung eines diversen Sportangebots, was die Grünen angesichts des Umzugs der Stealers an die Stellinger Vogt-Kölln-Straße gefährdet sehen.
Grüne wollen St. Pauli im Bezirk Heimat bieten
Die Baseballer benötigen dort eine Fluchtlichtanlage, um die Lizenzbedingungen der Bundesliga zu erfüllen. „Dass sie diese bekommen, ist unsere Forderung“, sagt Agha. Finger wiederum betonte, dass sich der FC St. Pauli finanziell an einer für alle Vereine zufriedenstellenden Lösung beteiligen werde.
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Sollte ein Kompromiss gefunden werden, seien auch die Eimsbütteler Grünen bereit zur Zustimmung. „Wir wollen dem FC St. Pauli weiter in unserem Bezirk eine Heimat bieten. Es geht lediglich darum, wie viele Flächen, also ob tatsächlich alle sieben Plätze, umsetzbar sind“, sagt Agha.
Gottlieb: "Affenzahn drauf"
Im nächsten Schritt würde die öffentliche Auslegung erfolgen. Bis Ende 2025 hatte St. Pauli ursprünglich auf die Fertigstellung gehofft.
„Ein einfacher Bebauungsplan dauert zwei bis drei Jahre. Dieser hier wird im Schnelldurchgang durchgeführt, da ist ein ziemlicher Affenzahn drauf. Trotzdem ist alles sehr gründlich“, sagt Gottlieb. Nach dem Umbau des Millerntor-Stadions ist der NLZ-Ausbau laut Finger eines der größte Vorhaben im Verein mit einem Finanzvolumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
St. Pauli möchte nachhaltigstes NLZ bauen
„Wir werden kein Goldschloss bauen, aber es wird ein guter sportlicher Ausbau stattgefunden haben, wenn alles umgesetzt ist“, sagt Finger. Die neue Heimat für alle Nachwuchsmannschaften soll für eine bessere Durchlässigkeit zu den Profis sorgen, da alle Teams an einem Ort trainieren. „Unser Konzept ist ausgereift, die Ressourcen sind aber knapp. Unter der Woche können wir so gut wie nie mit einer Mannschaft die gesamte Spielfläche am Brummerskamp benutzen“, sagt Finger.
Auch in puncto Nachhaltigkeit soll das Projekt Maßstäbe setzen, „zum nachhaltigsten Nachwuchsleistungszentrum des nationalen Wettbewerbs werden“. Entwickeln sich auch die Talente nachhaltig, könnte der Weg in die Bundesliga vorgezeichnet sein – und zu einem Duell mit dem VfB Stuttgart.