Hamburg. Der Zweitliga-Meistertitel war für den Verein zunächst ein ziemlich teurer Spaß. Die positiven finanziellen Effekte kommen jetzt erst.

Es waren acht Tage im Mai, in denen die Fans und Sympathisanten des FC St. Pauli aus dem Feiern kaum noch herauskamen. Am 12. Mai stand mit dem 3:1 gegen den VfL Osnabrück der sechste Bundesliga-Aufstieg nach langen 13 Jahren Zweitliga-Dasein fest, sieben Tage später krönte sich das Team um Kapitän Jackson Irvine mit dem 2:1 beim SV Wehen Wiesbaden sogar erstmals zum Meister der eingleisigen Zweiten Liga, ehe tags darauf, am Pfingstmontag, die ganze Erfolgsgeschichte mit einer ausgelassenen Feier auf dem Spielbudenplatz samt Übergabe der Meisterschale ihren Höhepunkt fand.

Den Führungskräften des Kiezclubs war aber schon zu jenem Zeitpunkt klar, was sich jetzt in den harten Zahlen des finanziellen Jahresabschlusses schwarz auf weiß widerspiegelt: Der Aufstieg war für den FC St. Pauli ein ziemlich teures Vergnügen – jedenfalls in Bezug auf das am 30. Juni 2024 abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24.

FC St. Pauli musste mehr als sechs Millionen Euro an Prämien zahlen

Der Grund für diese Erkenntnis liegt auf der Hand. Für die 20 Zweitliga-Siege, für die insgesamt erkämpften 69 Punkte, für den mit dem Meistertitel verbundenen Bundesliga-Aufstieg und nicht zuletzt für das mit drei Siegen erreichte Viertelfinale des DFB-Pokals wurden reichlich Erfolgsprämien fällig. Wie aus den dem Abendblatt vorliegenden Geschäftszahlen hervorgeht, zahlte der FC St. Pauli vor allem den Spielern seines Profiteams sowie dem Trainerteam in der Saison 2023/24 insgesamt 6,03 Millionen Euro an Erfolgsprämien aus. Zum Vergleich: In der Saison zuvor, als das Team Rang fünf in der Zweiten Liga belegte, lag dieser Posten bei lediglich 2,74 Millionen Euro.

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Diese unbestritten hochverdienten Prämien sind auch die Erklärung dafür, dass sich der finanzielle Gesamtaufwand an Personalkosten für das Profiteam von zuvor 15,67 Millionen Euro in der Saison 2022/23 auf jetzt 19,64 Millionen Euro erhöhte, was eine deutlich kräftigere Steigerung bedeutete als in den Vorjahren, in denen der Gehaltsetat meist moderat angehoben wurde.

Die deutlich höheren TV-Gelder fließen erst im aktuellen Geschäftsjahr

Diese deutlich erhöhten Personalkosten sind auch ein wesentlicher Grund dafür, dass der Gewinn des Gesamtkonzerns FC St. Pauli (Verein plus die angeschlossenen Tochtergesellschaften) trotz einer Umsatzsteigerung von rund 26 Prozent auf den neuen clubinternen Rekordwert von 80,033 Millionen Euro (das Abendblatt berichtete) vergleichsweise bescheidene 149.315,33 Euro betrug.

Die auf den ersten Blick vielleicht naheliegende Schlussfolgerung, dass der FC St. Pauli aus rein finanzieller Sicht im Sommer besser nicht in die Bundesliga aufgestiegen wäre, trifft jedoch keinesfalls zu, wenn man über den Tellerrand eines einzelnen Geschäftsjahres hinaus blickt. Denn der entscheidende Lohn für den Aufstieg ist der erheblich höhere Ertrag aus der medialen Verwertung, den es in der Bundesliga selbst für einen Aufsteiger gibt. Diese Summe wird allerdings eben erst in der aktuell laufenden Saison in mehreren Tranchen ausgezahlt.

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Mit rund 33,6 Millionen Euro aus der nationalen und internationalen medialen Verwertung kann der FC St. Pauli in der laufenden Saison nach Angaben des Portals fernsehgelder.de rechnen. Dies sind also rund 17,3 Millionen Euro mehr als zuletzt in der Zweiten Liga (16,3).

FC St. Pauli rechnet jetzt mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz

Dieser deutliche Anstieg der TV-Gelder sowie höhere Einnahmen aus den Sponsorenverträgen sowie der Vermarktung der Business-Seats und Logen sind die wesentlichen Faktoren dafür, dass vereinsintern damit gerechnet wird, im laufenden Geschäftsjahr beim Gesamtumsatz die Marke von 100 Millionen Euro zu durchbrechen und auch wieder zu einem höheren Gewinn zurückzukehren. Und bei allem Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Profimannschaft: Eine Meisterprämie wird diesmal am Saisonende sicherlich nicht fällig.