Hamburg. Die Reise zum DFB-Pokalspiel habe nichts von Doppelmoral. Der Trainer äußert sich auch über das „Konstrukt“ RB Leipzig.

Der Eindruck, dass Alexander Blessin ein abgehobener Typ wäre, war bislang nicht ansatzweise zu gewinnen. Seinem Verein, dem FC St. Pauli, haftet mitunter das Label an, von abgehobener Doppelmoral durchsetzt zu sein. Belege? In diesem ohnehin höchst subjektiven Bereich kaum vorzubringen.

Doch diese Flugreise zuletzt nach Dortmund, die hatte dem Kiezclub kürzlich nicht unbedingt einen tosenden Shitstorm, aber zumindest ein veritables Shitstürmchen eingebracht. Da der Bundesligist zum DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig an diesem Dienstag (18 Uhr/Sky) ebenfalls am Spieltag erst abhebt, war für Blessin der Moment gekommen, zumindest die Stimme zu heben.

FC St. Pauli: Alexander Blessin verteidigt Flugreise nach Leipzig

„Wir sind keine Kirmestruppe, sondern eine professionelle Mannschaft“, stellte der 51-Jährige bei der Pressekonferenz am Montagnachmittag klar. Wenn möglich, würde immer auf die umweltschonende Anreise per Bus oder Bahn ausgewichen. Aber in einer englischen Woche mit drei Spielen in acht Tagen, zwei davon auswärts, bestehe diese Alternative schlicht nicht.

„Es geht um eine kurze Regenerationszeit, die wir nur haben. Da hilft jede Nacht, die die Spieler im eigenen Bett verbringen. Das hat auch nichts mit Doppelmoral zu tun“, verteidigte Blessin den anstehenden Flug über 294 Kilometer Luftlinie in Richtung Sachsen. Das Thema in dieser Woche aufzumachen, finde er nicht in Ordnung.

Blessin zu RB Leipzig: „Verliere kein schlechtes Wort“

Nicht in Ordnung ist Understatement dafür, wie viele Fans des FC St. Pauli RB Leipzig finden. Den Verein also, bei dem Blessin von 2012 bis 2020 als Jugendtrainer arbeitete. Darauf angesprochen, antwortete der gebürtige Stuttgarter: „Man kann das Konstrukt in vielerlei Hinsicht kritisch sehen, aber mir liegt es fern, ein schlechtes Wort zu verlieren.“

Unter Ralf Rangnick wurde ihm einst die Möglichkeit eröffnet, Fuß als Jugendtrainer zu fassen. „Die Konstellation lässt sich nicht wegdiskutieren, und dazu stehe ich auch und bin sehr dankbar“, sagte Blessin, der vor allem gern an die ersten vier Jahre zurückdenkt. An seine Zeit im Containerdorf.

Mehr zum Thema

„Sechs Trainer in einem Container, das war das Schönste, weil wir uns ständig ausgetauscht haben. Als es dann in den Prunkbau der Akademie ging, war alles anonymer und hat auch nicht mehr so arg viel Spaß gemacht“, so Blessin. Auf eine emotionale Heimkehr stellt er sich nicht ein: „Ich bin zwar selbst gespannt, wie es sein wird, dort unten zu stehen, wo ich vorher nur auf der Tribüne war. Aber ansonsten liegt genug Zeit dazwischen.“ Einen geerdeten Menschen haut eben so schnell nichts um.