Hamburg. Der Außenverteidiger ist in der Bundesliga bislang einer der Besten des FC St. Pauli. An welchen Faktoren dies liegt.

Seine Aufgabe nahm Philipp Treu mit großer Sorgfalt wahr. Jeder Ball wanderte zielsicher in die dafür vorgesehene Tasche, im Anschluss stapelte der 23-Jährige die gelben Hütchen, bis die beiden Rasenplätze des Trainingszentrums an der Kollaustraße am Dienstagmittag blitzeblank waren.

Die Rolle des Balljungen ist Treu auf den Leib geschneidert. Weil er sie nicht nur als fleißiger Helfer nach den Einheiten wahrnimmt, sondern vor allem bei den Spielen den FC St. Pauli. 154-mal klebte ihm das Spielgerät in den ersten beiden Bundesliga-Partien insgesamt zumeist am rechten Fuß. Was er damit anstellte, stimmt Treu allerdings noch nicht zufrieden.

Jackson Irvine offerierte Philipp Treu den Platz in St. Paulis Mannschaftsrat

„Offensiv könnte es besser sein. Mir hat die Präzision bei den Pässen im letzten Drittel gefehlt“, sagt er. Bezogen auf seine Flanken stimmt das, nur 17 Prozent davon kamen an. Die Quote von 76 Prozent bei Pässen in der gegnerischen Hälfte ist allerdings ordentlich. Seine Selbstkritik zeigt aber recht gut, weswegen Treu binnen zwei Saisons von der Dritten Liga (SC Freiburg II) in die Bundesliga aufgestiegen ist.

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Immer fleißig: Philipp Treu sammelt nach dem Training die Bälle ein. © Witters | Leonie Horky

„Ich möchte Tag für Tag besser werden“, sagt der gebürtige Heidelberger. Diese Mentalität, das spitzbübische Lächeln, aber auch die nie lauten, aber inhaltlich deutlichen Worte schätzten seine Mitspieler. So sehr, dass ihm Kapitän Jackson Irvine im Sommertrainingslager in Tirol (Österreich) den vakanten Posten von Marcel Hartel im Mannschaftsrat anbot. „Da hatte ich schon Bock drauf, die Jungs ein bisschen mitzuziehen“, sagt Treu.

Manolis Saliakas kehrt zurück: „Den Konkurrenzkampf brauchen wir“

Momentan muss er vor allem die rechte Seite hoch- und runterziehen, nachdem er vergangene Saison noch überwiegend als Linksverteidiger aufgelaufen war. Am Sonntag gegen den FC Augsburg könnte Manolis Saliakas dorthin in die Startelf zurückkehren, der laufstarke Treu würde dann wieder auf links wechseln und Lars Ritzka verdrängen: „Dass Manos nun fit ist, hebt den Konkurrenzkampf an. Ich glaube, genau das brauchen wir gerade.“

Was St. Pauli nach zwei Auftaktniederlagen aus „zwei ordentlichen Spielen“ auch benötigt: „Effektivität.“ In dieser und bereits der vergangenen Woche thematisierte Cheftrainer Alexander Blessin daher vor allem das Verhalten im letzten Drittel, übte detailversessen das Herausspielen und Ausnutzen von Chancen. „Grundlage ist aber immer die Defensive, und da waren wir bereits gut dabei. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir in der Bundesliga absolut mithalten können“, sagt Treu.

Treu und Cheftrainer Alexander Blessin kennen sich bereits von RB Leipzig

Die Ankunft Blessins verschaffte dem Außenverteidiger im Übrigen einen kleinen Vorteil. Die Wege der beiden kreuzten sich, als Treu von 2015 bis 2017 im Nachwuchs von RB Leipzig spielte, wo Blessin zu diesem Zeitpunkt als Jugendtrainer arbeitete. „Ich war ich der U 16, er hat die U 17 gecoacht. Wir haben viel miteinander trainiert. Von der Philosophie gegen den Ball habe ich einiges mitgenommen und profitiere nun davon“, sagt Treu.

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Nun ist es an der Zeit, dass auch St. Pauli in der Bundesliga von dieser Spielidee profitiert. In Augsburg, bei „einer richtig guten Truppe“, soll die Niederlagenserie gestoppt werden. Treu legte vorsorglich eine Sondereinheit im Flanken ein. Das Trainingsgelände verlässt er sowieso zumeist als Letzter – nicht nur, weil er die Bälle aufsammelt.