Hamburg. Es gab viel Aufsehen um die Einführung einer „links-aktivistischen Schrift“. Dahinter steckt allerdings mehr als nur Politik.
Auch am Sonntag nahm Martin Drust wieder Haltung an. Keine links- oder rechtsneigende, sondern eine entspannte. Der Markenchef des FC St. Pauli genoss seinen freien Tag.
Am Freitag hatte sein Verein mit der Kreation einer neuen Schriftart, der „FC Sans Pauli“, für Aufsehen gesorgt. Die linksneigende Type soll die politische Haltung widerspiegeln.
Warum der FC St. Pauli jetzt linkskursiv schreibt
„Dass wir eine linkskursive Schrift gewählt haben, hat nicht nur politisch-aktivistische Gründe, sondern beinhaltet auch die Aussage, dass wir generell neue Wege gehen. Es gibt nämlich nur wenige linkskursive Schriften“, sagt Drust. Die „FC Sans Pauli“ besteht aus sieben Schriftschnitten, unter anderem einer Stencil- und Gaffa-Variante. Der Copy-Schriftschnitt, also die Leseschrift, ist für Lesbarkeit optimiert.
Zudem wurden Sonderzeichen wie der markante Totenkopf entworfen, das @-Zeichen wird in Form des anarchischen A dargestellt. Für unterschiedliche Gewerke, beispielsweise die zu gründende Genossenschaft, werden jeweils andere Typen verwendet.
Bundesligist spart Lizenzgebühren durch eigene Schriftart
Eine Nähe zur Straßenkünstlerszene und zu Graffitis ist optisch ebenfalls auszumachen. Wohl nicht ganz unbeabsichtigt. „Es gibt Initiativen und Organisationen, die gemeinsam mit dem FC St. Pauli Botschaften senden. Wenn einige davon unsere Schrift verwenden, helfen wir dabei, eine Ähnlichkeit zu schaffen und haben auch einen besseren Überblick darüber, wer uns als ‚Verstärker‘ verwendet“, sagt Drust.
Ein weiterer Grund für die Einführung der Schrift ist die Kostenersparnis. Für die bisher verwendete „Futura“ fallen jährlich Lizenzgebühren im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich an. „Wir wollten uns davon unabhängig machen“, sagt Drust. Die für die Agentur und den Schriftkünstler investierte Summe dürfte St. Pauli in wenigen Jahren wieder raushaben.
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Angewendet wird die Schriftart übrigens nur an ausgewählten Stellen wie Überschriften. Hintergrund: Kursive Schriften sind nicht barrierefrei, für Menschen mit Leseschwäche und anderen Beeinträchtigungen schwerer lesbar. Fließtexte werden nehmen weiter eine aufrechte Haltung an.